FINA schafft 2010 die Hightech-Anzüge ab

Juli 24 2009


Rom (Fachsparte Schwimmen) Zurück zur Badehose: Der Weltschwimmverband hat die Abschaffung der Hightech-Anzüge ab 2010 beschlossen. Damit ist das textile Wettrüsten beendet. Athleten und Trainer begrüßen die Entscheidung – trotz schlechterer Rekordaussichten. Hamburg – Die umstrittenen Anzüge gehören ab dem 1. Januar 2010 der
Vergangenheit an. Das entschied der Kongress des Weltverbandes Fina am
Freitag am Rande der WM in Rom. Mehr als 180 Nationen stimmten bei nur sieben
Gegenstimmen für die Rückkehr zu Badehose und Badeanzug. Das Fina-Präsidium
muss nun noch die genauen Bestimmungen ausarbeiten.

Beschlossen wurde, dass ab 2010 nur noch Badekleidung in Textil bis oberhalb
der Knie erlaubt sein sollen. Bei den Frauen müssen die Anzüge schulterfrei
sein. Männer-Hosen sollen von der Taille bis zum Knie gehen. Statt der
zunächst angedachten Lösung mit einer Hälfte Textil und einer aus
Polyurethan, entschied sich der Fina-Kongress für die komplette Stoff-Lösung.
Sämtliche Kunststoff-Beschichtungen sind damit künftig verboten.

“Wir werden weiterhin die Entwicklung der verschiedenen Materialien
beobachten, doch es wird mehr Klarheit geben. Damit werden jetzt wieder mehr
die technischen Leistungen, statt die Anzugsdebatte im Vordergrund
stehen”, sagte der neu gewählte Fina-Präsident Julio Maglione.

Bei den Athleten und Trainern stößt die Entscheidung auf Zustimmung.
“Das ist das Ergebnis, das wir uns gewünscht haben”, sagte
Bundestrainer Dirk Lange. Britta Steffen hatte die Entwicklung in den
vergangenen Jahren trotz ihres neuen Anzuges Hydrofoil und den damit erzielten
Rekorden stets kritisiert. “Es ist schön, wenn die menschliche Leistung
und nicht die Wissenschaft im Vordergrund steht”, sagte Steffen.

Die Doppel-Olympiasiegerin hatte vor einem Monat bei den deutschen
Meisterschaften in Berlin den Weltrekord über 100 Meter eingestellt. Nach
ihrer Fabelzeit von 52,56 Sekunden hatte sie sich kritisch über den neuen
Anzug geäußert: “Dieser Anzug ist nächstes Jahr nicht mehr erlaubt, was
auch gut ist, weil diese Materialschlacht den Schwimmsport kaputt macht.”

Rückenspezialist Helge Meeuw hatte noch bei den deutschen Meisterschaften in
Berlin über die “Plastik-Müllbeutel” geschimpft. “Das ist doch
super. Darüber bin ich sehr glücklich”, sagte Europarekordler Paul
Biedermann. Der 22-Jährige hatte stets den “Anzug-Wahnsinn”
kritisiert. “Das schmälert jetzt aber leider die Leistungen der Athleten
in Rom, weil alles auf den Anzug zurückgeführt wird”, gab er zu
bedenken. Auch der dreimalige Olympiasieger Michael Groß hatte eine Rückkehr
zur “guten alten Badehose” gefordert.

US-Superstar Michael Phelps zeigte sich nach der Entscheidung erleichtert.
“Ich war immer dafür, dass sich Training und harte Arbeit auszahlen
sollen. Jetzt geht es wieder um Leistung und nicht um Technologie”,
sagte der Rekord-Olympiasieger.

Die Entwicklung der High-Tech-Anzüge hatte zu einer wahren Rekordflut
geführt. So hatte es im Olympia-Jahr 2008 gleich 133 Weltrekorde gegeben. In
diesem Jahr ist bereits vor der WM die Grenze von 25 Bestmarken überschritten
worden. Offen ist, ob alle mit den nun bald verbotenen Anzügen erzielten
Rekorde bestehen bleiben oder mit einem Stichtag am 1. Januar 2010 gelöscht
werden.

Eine Neuerung wird es dafür im kommenden Jahr bei den Startblöcken geben. Die
neuen Blöcke haben eine Schräge und ermöglichen den Schwimmern ähnlich wie in
der Leichtathletik ein stärkeres Abdrücken beim Start.

(Spiegel online vom 24. Juli 2009, MK)

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