Aufschwung mit Rekorden SchwimmtrainerDieter Kinzel nach 18 Jahren Pause zurück am Beckenrand
13 Leipziger Schwimmer kämpfen ab heute bei den Kurzbahn-Meisterschaften in Essen um den Anschluss an die nationale Spitze – erstmals bei einer DM unter dem Dach der Schwimmstartgemeinschaft (SSG) Leipzig. So können auch schlagkräftige Staffeln formiert werden. Zum Betreuerstab am Bundesstützpunkt zählt seit dieser Saison Dieter Kinzel, der vor der Wende beim SC DHfK arbeitete, sich 1990 beruflich veränderte und nun als Vorruheständler an den Beckenrand zurückgekehrt ist. Der 63-Jährige zollt den Athleten ein dickes Lob: „Sie hören zu, sind absolut ehrgeizig und lernwillig. Darüber war ich durchaus überrascht.“ Zumal er seit der Wende als Übungsleiter im Flossenschwimmen auch andere Erfahrungen machte. Auch leistungsmäßig sieht er bei den hiesigen Schwimmern nicht schwarz. „Die Teilnahme an der Junioren-EM sollte für einige zu packen sein. Vor allem fiel mir bislang auf, dass viele Leipziger nach der Tauchphase bei Start und Wende vorn liegen.“ Diese 15 Meter gelten heutzutage im Schwimmen als halbe Miete. Einen kritischen Ansatz findet Kinzel auch: „Im Krafttraining gibt es Reserven. Da müssen sich vor allem die Mädchen durchbeißen – das tut nun mal weh.“ Im Vergleich zu DDR-Zeiten sieht er im Umfeld zahlreiche Baustellen. „Es ist unglaublich, um wie viele organisatorische Dinge sich die Trainer heutzutage kümmern müssen.“ Er erkennt Abstimmungsprobleme zwischen den Stundenplänen der Sportschulen, gleichaltrige Schwimmer können oft nicht zur selben Zeit ins Wasser springen. Insbesondere aber fehlt ihm die straffe Führung durch den Deutschen Schwimm-Verband: „Die föderalen Strukturen sind Gift für den Leistungssport. Viele Vereine trainieren im Nachwuchs, wie sie wollen oder können. Es gibt keine klaren Vorgaben.“ Der Assistenz-Coach ist über den Zusammenhalt der Athleten seit Gründung der Startgemeinschaft erfreut: „Wie sie sich in der 2. Bundesliga präsentiert haben, war sehr ordentlich.“ Eine Woche später legten sie bei den Landesmeisterschaften in Plauen ordentlich nach. „Ich habe endlich wieder eine echte Schwimmgruppe“, freute sich Trainerin Eva Herbst, die nach den Olympischen Spielen über Motivationsprobleme klagte. In Plauen erkannte sie vor allem ihre Schützlinge Tina Abendroth und Riccardo Prietzsch nicht wieder. Der Grimmaer Norman Schmidt hielt sogar mit dem deutschen Meister Johannes Neumann aus Riesa mit – und qualifizierte sich zum erlauchten Kreis der Startgemeinschaft. Eva Herbsts Kollege Oliver Trieb war nicht weniger euphorisch. Zum einen wurde der 40-Jährige während der sächsischen Kurzbahnmeisterschaften Papa einer kleinen Tochter, zum anderen beglückten ihn seine Schützlinge Juliane Reinhold, Patricia Burkhardt und Philipp Sikatzki gleich mit vier deutschen Altersklassenrekorden. Post-Talent Juliane Reinhold wurde in den vergangenen Tagen vom Deutschen Schwimm-Verband sogar ins Perspektivteam für London 2012 berufen. Die Leistungen kamen fast ein wenig überraschend, weil die Schwimmer wegen der Sanierung der Uni-Schwimmhalle seit August mächtig zusammenrücken müssen. Die echte Bestandsaufnahme kommt in Essen. Wunderdinge sind freilich nicht zu erwarten, zumal im 25-Meter-Pool des Hauptbades der Ruhr-Metropole nur sechs (Final-)Bahnen zur Verfügung stehen. Eine kleine Chance auf eine Teilnahme an der Kurzbahn-EM Mitte Dezember in Rijeka hat Altmeister Stefan Herbst, der wegen seines mehrwöchigen Bundeswehr-Lehrganges kaum trainieren konnte und nur auf drei Sprintstrecken sowie in beiden Staffeln antritt.Frank SchoberLVZ2008-11-27
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