23 Leipziger Schwimmer holen 42 Medaillen in BerlinErfolgreich oder doch nur durchwachsen? Die Bilanz der Leipziger Schwimmer
bei den Deutschen Meisterschaften von den Zwölfjährigen bis zu den
Erwachsenen ist gar nicht so eindeutig. "Es gab große Lichtblicke in der
Jugend, dort haben wir Potenzial für die Zukunft", meinte Wolfram Sperling,
Präsident des Sächsischen Schwimm-Verbandes, mit Blick auf Leipzig und ganz
Sachsen. Dennoch erklärte der SSV-Chef: "Das Abschneiden ist durchwachsen."
Zwei EM-Starter mit Stefan Herbst aus Leipzig und Johannes Neumann aus Riesa
seien bei weitem nicht optimal. Dass sich nach zwei guten Jahren diesmal
kein Sachse für die Junioren-EM qualifizierte, wurmt Sperling besonders.
Christin Zenner aus Plauen avancierte zur Seriensiegerin, doch wegen der
beruflichen Perspektive ihrer Mutter in Niedersachsen heimst das Talent aus
dem Vogtland ihre Erfolge nun für Hildesheim ein.
Die Messestädter sorgten dennoch für eine Medaillenflut. Im Vorjahr brachten
13 Leipziger Edelmetall von der "Schwimmwoche" heim, diesmal waren es sogar
23 Sportler mit 42 Medaillen! Das bedeutet Rang zwei hinter den starken
Hallensern (68 Medaillen). Dennoch konnten die Junioren-EM-Finalisten der
vergangenen beiden Jahre – Michelle Matthes, Franziska Gröppel, Hannes Heyl
– den Abstand zur Spitze kaum oder gar nicht verkürzen. "Das liegt nicht am
Training. Ich denke auch, dass wir Trainer unser Mögliches getan haben",
meint Bundesstützpunkt-Coach Eva Herbst und ergänzt: "Es liegt an der
Erziehung. Die Junioren-Erfolge wurden überbewertet, die Sportler in Watte
gepackt. Sie dachten, sie sind schon wer." Auch ihr Kollege Jirka Letzin
glaubt, dass sich die Probleme eher im Kopf abspielen: "Denn fit waren sie
eigentlich."
Wolfram Sperling lobte vor allem die Fortschritte in den Nachwuchsgruppen der
Trainer Anne-Katrin Neumann und Oliver Trieb. Erstmals gab es beim
Achtkampf der Jüngsten durch Juliane Reinhold (Gold) und Anna-Marie Macht
(Bronze) zwei Leipziger Medaillen. "Sie sind auch sehr schön geschwommen,
das war mir wichtig. Wir haben Talente, die wir hegen müssen, damit sie oben
an kommen", sagte Anne-Katrin Neumann, die 24 Sportler aus ganz Leipzig
betreut. Doch sie hat auch große Sorgen: "Wir haben für den Stützpunkt zu
wenig Wasserfläche. Es gibt niemanden, der sie finanziert. Und keiner fühlt
sich zuständig." Goldige und trübe Aussichten liegen also mal wieder dicht
beieinander.fsLVZ2006-06-27