Bestzeit, Silber, EM-Norm – Schwimmerin Juliane Reinhold ist Kurzbahn-VizemeisterinFür den einen oder anderen Moment sah es so aus, als könne Juliane Reinhold sogar die Top-Favoritin gefährden. Denn im 400-m-Lagenfinale zum gestrigen Auftakt der deutschen Kurzbahnmeisterschaften der Schwimmer in Wuppertal gab es keineswegs den von vielen erwarteten Alleingang der Magdeburgerin Franziska Hentke. Vielmehr klebte ihr die Leipzigerin lange mehr als nur an den Fersen: Nach dem Rücken-Teilabschnitt bei Halbzeit des Rennens trennten beide nur drei Zehntelsekunden. Und auch nach dem Brustschwimmen war dieser Abstand nicht angewachsen. Sollte Juliane Reinhold doch noch einmal attackieren und nach Gold greifen? Zuletzt hatte die 21-Jährige gerade im Kraulschwimmen große Fortschritte nachgewiesen, doch zu einer Attacke auf den letzten 100 Metern reichten die Kräfte gestern nicht.
Hentke, die nach einem Infekt in der Vorwoche nicht total fit und ausgeruht angereist war, gewann in 4:33,53 min noch recht deutlich vor der Leipziger SSG-Schwimmerin, die sich in 4:35,80 min einen Traum erfüllte. Denn neben der Silbermedaille und der erneuten Steigerung ihrer Bestzeit um eine knappe Sekunde ging eine fünf Jahre lange Durststrecke zu Ende. Erstmals seit ihrem Start bei den Olympischen Jugendspielen 2010 in Singapur qualifizierte sich die gebürtige Jenaerin wieder für die Nationalmannschaft: Die 21-Jährige löste das Ticket für die Kurzbahn-EM Anfang Dezember in Israel und war entsprechend happy.
„Das ist jetzt ein cooles Gefühl, das erste Etappenziel für diese Saison geschafft zu haben. Die Erleichterung ist groß“, sagte die angehende Landespolizistin: „Ich hätte sogar gedacht, dass die Zeit noch etwas schneller ist. Ich sollte das Rennen mutig angehen, bin dann aber etwas zu sehr angeballert. Das hat dann hinten raus gefehlt.“ Ein wenig ärgere sie sich sogar, dass sie sich auf den letzten 50 Metern zu sicher fühlte: „Ich wusste ja, wo ich liege und dass ich es geschafft habe. Dadurch habe ich nicht alles aus mir herausgeholt. Umso mehr freue ich mich jetzt auf Israel, wo ich noch mehr durchziehen will.“
Trainer Dirk Franke hält momentan eine 4:34 für möglich und meinte: „Letzte Woche war die Form im Training vielleicht noch einen Tick besser. Aber das ist Kaffeesatz-Leserei. Jule ist definitiv etwas zu schnell angegangen. Aber zu 99 Prozent können wir zufrieden sein.“ An den folgenden drei Wettkampftagen bestreitet die beste SSG-Schwimmerin mit den 400 m Freistil sowie 200 und 100 m Lagen noch drei Einzelstarts.fsLVZ2015-11-20