Schwimmer holen drei Medaillen in Wetzlar2013-04-24

Schwimmer holen drei Medaillen in WetzlarEine Woche vor den deutschen Meisterschaften der offenen Klasse waren die Masters-Schwimmer mit ihren internationalen deutschen Titelkämpfen auf den Langstrecken in Wetzlar in Aktion. Dabei errangen die Aktiven des Postschwimmvereins Leipzig einen kompletten Medaillensatz. Deutscher Meister wurde Dirk Schlegel (AK 30) über 200 m Brust in 2:33,61 min. Silber holte Gregor Spengler über 200 m Rücken in 2:32,01 min. Bronze ging an Xandrine Osmers (AK 40), die über 400 m Freistil in 5:14,12 min glänzte.fsLVZ2013-04-24

Vier Medaillen und ein Rekord für SSGPaul Biedermann und Britta Steffen haben bei den deutschen Kurzbahn-Meisterschaften in Wuppertal ihre ersten Freistilrennen gewonnen. Weltrekordler Biedermann siegte über die 200 Meter in 1:43,47 Minuten und blieb damit wie schon beim Weltcup zuvor unter der WM-Norm. Britta Steffen schlug über 100 Meter Freistil nach 52,60 Sekunden an und unterbot ebenfalls die Norm für die Kurzbahn-WM Mitte Dezember in Istanbul. „Der Schritt, unter 52 Sekunden zu kommen, ist schwer, aber ich habe ja noch ein bisschen Zeit", sage Steffen. Auch ihre künftige Trainingskollegin Daniela Schreiber aus Halle/Saale schaffte in 53,11 die WM-Norm.

Ein Kuriosum mit gleich drei Meistern bot das Rennen über 50 Meter Rücken. Lokalmatador Lukas Nattmann, Stefan Herbst (SSG Leipzig) und Jan-Philip Glania (Frankfurt/Main) schlugen zeitgleich in 24,56 an. Herbst: „Coole Nummer." Saskia Donat und Serghei Golban (beide SSG) holten Bronze über 50 Meter Schmetterling. In der 4×50- m-Staffel holte die SSG mit Herbst, Golban, Philipp Sikatzki und Tobias Horn Silber. Der anschließende Rekordversuch mit Tommi Wolst für Horn glückte! Die 1:39,35 unterboten den alten Rekord (1:40,46) klar.Frank Schoberlvz2012-11-24

Ramon Klenz im erweiterten Eyof-KaderRamon Klenz vom SSV Leutzsch ist auf gutem Weg, die Tradition der Schwimmer-Familie Herbst fortzusetzen. Der 14 Jahre alte Sohn von Sabine Herbst (jetzt Krauß) und Neffe von Stefan Herbst steigerte sich bei den deutschen Meisterschaften in Berlin über 200 m Schmetterling um 4,8 s und erreichte beachtliche 2:09,60 min. Damit wurde er als Dritter der Jahrgänge 97/98 von Bundestrainerin Beate Ludewig in den erweiterten Kader für die europäischen Jugendspiele (Eyof) im Juli in Utrecht berufen. Bei den Mädchen schafften Isabell Lude, Michelle Zehmisch und Charlotte Osmers (alle SSG) in ihren Spezialdisziplinen den Sprung unter die Top 5 der Eyof-Jahrgänge 99/2000.fsLVZ2013-04-30

Sind Beckenschwimmer auch Eisbader?Der Januar ist in unseren Gefilden traditionell der Monat der Eisbader. Doch wo kein Frost ist, gibt es kein Eis, in das Löcher gehackt werden könnten. Richtig viel Mumm gehört trotzdem auch 2013 dazu, um das Anbaden auf den frühestmöglichen Termin Anfang Januar zu legen. Gerade Schwimmer sind als Frostbeulen bekannt, die bei weniger als 26 Grad nur den großen Zeh eintauchen. Die vier härtesten Leipziger Schwimmer kommen vom Post SV und SV Automation. Postler Christoph Wippich hatte den Anbade-Termin bei Facebook gepostet. Viele Schaulustige kamen zum Baggersee nach Thekla, genossen den Glühwein und das Event. Doch nur ein Quartett stürzte sich bei acht Grad in die Fluten. Hut ab!fsLVZ2013-01-09

Mehrkampf-Siege bei Sachens SchwimmfestBeim traditionellen Schwimmfest unterm Tannenbaum in der Leipziger Uni-Schwimmhalle konnte sich der Leipziger Nachwuchs im Vergleich mit den Talenten des Freistaates erneut gut behaupten. Fünf der neun Mehrkampf-Erfolge blieben in der Messestadt. Seraphine Statovci (8) und Isabell Ramolla gewannen für den Postschwimmverein, Konstantin Mieth (8) und Marvin Lanzke (12) siegten für den SSV Leutzsch. Für Gastgeber SC DHfK war Robert Clauß (11) erfolgreich. Am Start waren 433 Schwimmer aus 28 Vereinen. Zudem wurden die besten Talentstützpunkte geehrt. Hier kamen der Post SV und der SSV Leutzsch hinter dem SC Chemnitz auf die Plätze zwei und drei. Wegen der hohen Mietkosten in der Mainzer Straße wandert der Traditions-Wettkampf 2013 nach Dresden ab.fsLVZ2012-12-02

50000 Stunden am Beckenrand – Eva Herbst wird unter einem Vorwand in die Schwimmhalle gelockt und von ehemaligen Sportlern zum Abschied überrascht„Liebe Mutti, du bist für mich die beste Trainerin, die ich je hatte." Sabine Krauß kann die Tränen nicht zurückhalten, als sie diesen Satz zu ihrer Mutter Eva Herbst sagt. Dabei hatte die Olympiavierte von Atlanta und mehrfache EM-Medaillengewinnerin im Lagenschwimmen viele gute Trainer. Wie zum Beispiel Stefan Hetzer – er stand als Coach hinter den sechs Olympiasiegen von Kristin Otto – oder Bernd Henneberg, der Dagmar Hase und Antje Buschschulte zu olympischen Meriten führte. Gemeinsam mit ihrer Freundin und Trainer-Kollegin Brit Lögow hatte Sabine Krauß am Montagabend in der Schwimmhalle West einen Abschied für Eva Herbst vorbereitet, der eine echte Überraschung war.
„Ich habe wirklich nichts geahnt", sagte die 61-Jährige, die unter dem Vorwand in die Schwimmhalle gelockt wurde, etwas abzuholen. Dort erhielt sie die Badelatschen, in der 25-m-Halle der Hans-Driesch-Straße wurde sie von 20 ehemaligen Schützlingen mit Beifall begrüßt. Wie in alten Zeiten führten ihre früheren Athleten noch einmal ein kleines Training durch, auch wenn einige nicht mehr ihr Idealgewicht ins Wasser brachten. Sebastian Halgasch sagte jedoch zum Ex-Langstreckenspezialisten Toni Franz, der heute als Urologe an der Uni-Klinik arbeitet: „Wir werden alle immer fetter – nur du wirst immer dürrer."
Nach der Übungseinheit die nächste Überraschung: Viele langjährige Weggefährten hatten eine kurze Widmung und ein Foto geschickt, diesen Bildband erhielt Eva Herbst ebenso wie eine Spende von 2587,84 Euro für einen Mallorca-Urlaub mit ihrem Ehemann und Leutzscher Vereins-Chef Jochen. Die Summe ist deshalb nicht rund, weil einige frühere Schwimmer in den USA leben und in Dollar überwiesen. Sebastian Halgasch, der 2000 in Athen Silber bei der Kurzbahn-WM holte, schenkte seiner Ex-Trainerin seine erste Medaille bei den Erwachsenen – die Gold-Plakette über 200 m Rücken bei den deutschen Meisterschaften 1999 in Leipzig. Der damals 18-Jährige war gleich nach dem Gold-Rennen klatschnass zur Trainerin gegangen und hatte sie umarmt. Am Montag sprach er sie wie früher mit „böse alte Frau" an, fügte aber hinzu: „Das war nie böse gemeint, aber wenn das Trainingsprogramm hart war, musste das einfach sein."
Viele ihrer Schwimmer lobten ihr pädagogisches Geschick und ihre Motivationskünste. Wenn morgens um 6 Uhr keiner als Erster ins Wasser springen wollte, warf Eva Herbst kurzerhand Geldmünzen in die Chlorbrühe – und der Bann war gebrochen. „Bei dir hat das Training Spaß gemacht. Das ist das Wichtigste: Schwimmen muss Spaß machen", so Tochter Sabine. Auch das pädagogische Geschick der Schwimmlehrerin spielte eine Rolle – sie hatte vor der Trainer-Karriere zehn Jahre an der Schule unterrichtet und kam daher mit so manchem schwierigen Charakter zurecht. Für den Titel des größten Chaoten unter ihren Sportlern gab es am Montag viele Bewerber – ausdiskutiert wurde dies nicht. Manch einer trennte sich einst im Unfrieden von ihr – und war der Trainerin nun dankbar. Alexander Jung meinte: „Wichtig ist nicht, ob es jeder von uns zu Weltmeisterschaften oder Olympia geschafft hat, sondern dass wir viel fürs Leben mitgenommen haben."
Ihre langjährige Freundin Erdmute „Erdi" Wittner hatte ausgerechnet, dass Eva Herbst 50000 Stunden am Beckenrand verbracht hat. „Ich kenne Eva seit 1960 und mit am besten. Sie ist stur. Wenn sie sich etwas in den Kopf setzt, dann zieht sie das durch." Auch deshalb schaffte sie den Sprung vom Trainingszentrum zur Spitzentrainerin, auch wenn sie von den etablierten Kollegen lange belächelt und nicht ernst genommen wurde. 2008 durfte sie 40 Jahre nach ihrem eigenen Auftritt in Mexiko auch als Trainerin zu Olympia in Peking.
Die Sturheit spielte auch beim vorzeitigen Ende ihrer eigenen Karriere eine Rolle. Als Olympia-Fünfte und Titelverteidigerin stieg sie mit 19 Jahren einfach nicht in den Bus zu den DDR-Meisterschaften ein. „Ich hatte Wind bekommen, dass man nur Jochen oder mich zur EM 1970 nach Barcelona mitgenommen hätte, weil wir politisch nicht als konform galten." Also hörte sie auf, was sie später bereute. Damals sagte sie: „Meine Kinder werden niemals Schwimmer." Zum Glück kam es anders. Sabine und Stefan nahmen zwischen 1996 und 2008 fünf Mal an Olympischen Spielen teil. Jedes Mal hieß die Trainerin Eva Herbst.
Frank SchoberLVZ2012-12-19

Abstiegskampf der SSG-SchwimmerAls Außenseiter und Abstiegskandidat starten die Schwimmer der SSG Leipzig heute in die Bundesliga-Vorrunde in Essen. Doch Stützpunkttrainer Dirk Franke hat die Devise ausgegeben: „Wir werden nicht kampflos aufgeben. Jeder zeigt, was er kann. Wir sind erst abgestiegen, wenn es feststeht."
In dem zwölf Teams starken Erstliga-Feld trifft es die SSG-Männer personell besonders hart. Es wird sogar schwer, alle 32 Strecken zu besetzen. Neben dem Weggang von Tony Wiegmann nach Berlin-Neukölln fehlt auch Stefan Herbst, der als Sportstudent ein Winterlager absolviert. Zudem sind drei SSG-Asse in den USA, zwei weitere haben am Wochenende einen Englisch-Test im Vorfeld ihres geplanten USA-Studiums.
Bei den Frauen muss vor allem Lisa Graf (Neukölln) ersetzt werden. Juliane Reinhold wird erst im Endkampf in Dortmund starten. Dennoch sind in Essen neun SSG-Damen einsatzbereit.
fsLVZ2013-01-25

SSG-Teams bei Halbzeit auf AbstiegsplatzDie beiden Mannschaften der Schwimm-Startgemeinschaft Leipzig liegen bei Bundesliga-Halbzeit auf den Abstiegsrängen, was aufgrund der dünnen Personaldecke nicht überraschend kommt. Die Frauen rangieren nach 32 von 64 Disziplinen in dem Zwölfer-Feld auf dem vorletzten Platz, haben aber bereits 1100 Punkte Rückstand zum „rettenden Ufer", also zum zehnten Platz, den die SG Frankfurt behauptet. Im Kampf um den Klassenerhalt haben die Männer sogar die etwas bessere Ausgangsposition, obwohl sie momentan Letzter sind. Aber der Abstand von knapp 700 Punkten zu den zehntplatzierten Darmstädtern erscheint nicht aussichtslos groß zu sein.
„Wir geben nicht auf, werden am nächsten Wochenende in Dortmund noch einmal angreifen", sagte Stützpunkttrainer Dirk Franke, der erstmals mit Sebastian Zechlin die beiden SSG-Teams bei den deutschen Mannschaftsmeisterschaften betreut. Beim Vorkampf in Essen hatten die beiden Trainer mit Ach und Krach acht Frauen und sieben Männer zur Verfügung, wobei die SSG-Damen mit drei 13- und 14-Jährigen das jüngste Team der Bundesliga überhaupt stellten und mit der SG Bayer Wuppertal immerhin einen gestandenen Verein hinter sich ließen. Der Neuangriff bei den Frauen wird dadurch erschwert, dass sich die ehemalige deutsche Meisterin Juliane Reinhold gestern krank meldete. „Sie muss zehn Tage Antibiotika nehmen, wird somit leider ausfallen", sagte Franke. Gegenüber den Vorjahren fehlen zudem die Leistungsträger Lisa Graf und Carolin Sperling.
Für Lichtblicke sorgten in Essen Philipp Sikatzki und Serghei Golban, die über 50 und 100 m Rücken (Sikatzki) sowie 50 m Freistil (Golban) drei Einzelerfolge für ihre Mannschaft einfuhren. Bei den Männern besteht Hoffnung, weil in der Abstiegsrunde des Endkampfes Tobias Feigl und Felix Eigel das SSG-Team verstärken. Der Start von Stefan Herbst ist dagegen unwahrscheinlich. Auf Meister-Kurs befinden sich beide Teams der SG Essen. Bester Ost-Verein ist bei Frauen und Männern der SV Halle mit den Stars Britta Steffen und Paul Biedermann – sie liegen auf den Plätzen zwei und sechs. Neben der SSG Leipzig sind in diesem Jahr keine weiteren Clubs der neuen Bundesländer in der Eliteliga vertreten.
fsLVZ2013-01-29

Leipzigerin wählt Weg über Amerika nach Rio – Nachwuchsschwimmerin Anna-Marie Macht träumt von den Olympischen Spielen 2016Den Traum vom Ausland hegen viele junge Menschen. Die beste Zeit des Lebens wird versprochen. Nebenbei gilt es Erfahrungen zu sammeln, die später für Beruf und Karriere nützlich sein können. Die Leipziger SSG-Schwimmerin Anna-Marie Macht hat den Sprung ins kalte Wasser gewagt. Rund neun Monate verbrachte die 18-Jährige in Albany im Bundesstaat Georgia und es gefiel ihr so sehr, dass sie vor wenigen Wochen erneut nach Amerika ging.

Alles fing „harmlos" an. „Im Dezember 2010 waren die Deutschen Kurzbahn-Meisterschaften, da habe ich gut abgeschnitten und bin Bestzeiten geschwommen", erzählt die junge Dame. Kurze Zeit später erhielt sie eine Facebook-Nachricht, in der ihr ein Auslands-Stipendium angeboten wurde. „Die Nachricht haben viele bekommen, deswegen habe ich sie nicht richtig ernst genommen." Dennoch schickte sie ein Schwimmvideo nach Amerika. Die Trainer waren begeistert und die Leipzigerin bekam einen Platz am Darton College. Vor dem Abflug musste die Sportgymnastin noch das GED ablegen, ein Zertifikat, das dem amerikanischen High-School-Abschluss entspricht. „Das war aber auch kein Problem", erinnert sich die Nachwuchssportlerin. „Im August 2011 bin ich in die USA geflogen und wurde super aufgenommen. Ich habe im Internat auf dem Campus gewohnt, wo auch die Schule war."

An die schulischen Anforderungen gewöhnte sich Anna-Marie Macht problemlos, was man von den Trainingseinheiten nicht so ganz behaupten konnte. „Die Zeiten waren schon eine Umstellung. Dreimal pro Woche ging es um 5 Uhr los, dreimal 6 Uhr. In Deutschland startete ich eher gegen 8 Uhr. Das neue Programm war schon sehr hart und intensiv, aber es hat mir gutgetan."

Überhaupt blühte sie in der neuen Umgebung auf. „Niemand hat viel von mir erwartet", sagt Anna-Marie Macht. „Ich war so motiviert wie noch nie. Und auch der Zusammenhalt war etwas größer als in Deutschland." Insgesamt bestand ihre Gruppe aus 13 Mädchen und 23 Jungs, die zusammen trainierten. Sie war eine von vier internationalen Studenten, die ansonsten aus Kanada, Lettland und Kolumbien kamen. Auch das Übungspensum selbst war ein bisschen anders. „Inhaltlich haben wir schwimmart-spezifischer gearbeitet, das Programm war individueller auf mich zugeschnitten", erzählt die Lagen-Spezialistin. „Die Bedingungen waren hervorragend." Generell werde in den Staaten mehr Wert auf Athletik gelegt. Zu Beginn fanden die Einheiten somit des Öfteren im Kraftraum statt und weniger im Wasser. Eine Umstellung, aber „genau das habe ich gebraucht". Nicht umsonst machte sie das Athletik-Training auch nach den neun Monaten in den USA daheim in Leipzig weiter.

Sie verbesserte sich stetig. „Ich habe auf meiner Schule einige Rekorde gebrochen, bin gewissermaßen deren große Hoffnung", erzählt sie stolz. Das Fazit ist durchweg positiv: „Ich bin in meiner Persönlichkeit gereift, bin selbstbewusster und meine Motivation ist gestiegen."

Das Fernziel lautet Olympische Spiele 2016 in Rio, aber zuvor gibt es in Amerika noch einiges zu erledigen. Amerikanische Junior-College-Meisterin ist sie bereits. Aber: „Ich würde gern den nationalen Rekord der Junior-College-Schwimmliga brechen, über 200 m Lagen fehlen mir zwei Sekunden." Nicht zuletzt deshalb ist sie vor ein paar Wochen nach Georgia zurückgekehrt. Zwei Jahre möchte sie studieren und sich vor allem sportlich weiterentwickeln. Auch ihr Cousin, der SSG-Schwimmer Karl-Richard Hennebach, wählte nun den Sprung in die USA.
„Es lohnt sich auf jeden Fall, ins Ausland zu gehen und dort seinen Horizont zu erweitern", bilanziert Anna-Marie Macht die vergangenen Monate. Einen Job hat sie schon gefunden. „Ich werde als Studentin die Sieben- und Achtjährigen der Schule anleiten, Schwimmtrainerin sein und meine Erfahrungen weitergeben." Jene Erfahrungen, die jeder Auslandsstudent sammelt und die nicht nur für die sportliche Karriere Gold wert sein können.Joel StubertLVZ2012-09-18

Mehr als das Dreifache Gehalt – Schwimmtrainer Oliver Trieb wechselt in die Schweiz / EM-Starterin Lisa Graf meldet sich nach Berlin abWährend der Olympischen Spiele wurde die fehlende gesellschaftliche Anerkennung und schlechte Bezahlung der Trainer bundesweit diskutiert. Ein Beispiel aus Leipzig zeigt, dass auch in Zukunft große Erfolge hiesiger Athleten immer schwerer zu erringen sein werden. Mit Oliver Trieb wechselt ein erfahrener und erfolgreicher Schwimmtrainer ab 1. Januar in die Schweiz. Der 44-Jährige hat in den vergangenen 14 Jahren neun Leipziger Schwimmer zu Europäischen Jugendspielen, Junioren-Europameisterschaften und Olympischen Jugendspielen geführt – die meisten kehrten mit Medaillen zurück. Er ist der fünfte Trainer in einem Jahr, der dem sächsischen Schwimmsport verloren geht.

„In der Schweiz verdiene ich mehr als das Dreifache", berichtet der gebürtige Berliner. In Sachsen haderte er nicht nur mit dem geringen Gehalt für die größtenteils Sieben-Tage-Woche inklusive Trainingslager und Wettkämpfe. Dies hätte er wohl auch noch eine Weile akzeptiert, „solange die Arbeit Spaß macht und ich unterstützt werde". Doch die Freude wurde ihm zuletzt genommen, weil er mit einem anderen typischen Problem des deutschen Sports zu kämpfen hatte: Zunehmend redeten ihm ehrenamtliche Funktionäre in die Arbeit hinein – bis hin zur Trainingsgruppen-Zusammensetzung am Stützpunkt. Als er sich gegen eine Versetzung nach Dresden wehrte, kam es zum endgültigen Bruch mit seinem Arbeitgeber, dem Landesverband.

Beim Schwimm-Team Biel in der Schweiz sieht Trieb nach ersten Gesprächen einen weiteren großen Vorteil: „Dort wird mir die Organisation und Buchung der Trainingslager und Fahrten komplett abgenommen." In Leipzig habe der Papier-Kram viel Kraft gekostet, die ihm bei seiner eigentlichen Stärke, der Arbeit mit den Sportlern am Beckenrand, womöglich fehlte. „Das positive Feedback meiner Sportler und ihrer Eltern hat gezeigt, dass ich auf dem richtigen Weg war", so der Coach. Dass sein Schützling Juliane Reinhold ihrem Trainer ab Januar in die Schweiz folgt, ist nicht ausgeschlossen. „Er ist für mich d e r Trainer überhaupt. Ich würde mich immer für ihn entscheiden, wenn ich die Wahl habe", sagte die 18-Jährige.

Trieb hat kein Problem damit, dass nun ein neuer Stützpunkttrainer berufen wurde, zumal die Leipziger Schwimmer in London erstmals seit 1992 fehlten. Doch Trieb stört, dass Funktionäre während des alten Olympiazyklus gegen ihn arbeiteten. Und zwar so, dass dies auch den Sportlern nicht verborgen blieb. Dies kritisiert auch Uwe Bodusch, Vorsitzender des Postschwimmvereins: „Leider konnte er sich nie richtig entfalten, da ihm immer wieder Steine von Seiten der Funktionäre in den Weg gelegt wurden." Sogar Wolfram Sperling, der als Präsident des Landesverbandes die Kündigung aussprach, lobt den Coach: „Er ist ein guter Trainer. Seine Stärken liegen im technisch-koordinativen Bereich und in der Motivation der Sportler." Doch Sperling gilt als durchsetzungsschwach, die Strippen zogen andere im Hintergrund.

Da auch Triebs Kollegin Eva Herbst Ende Dezember ausscheidet, stehen die Zeichen auf Neuanfang: Das Amt des Stützpunkttrainers übernimmt Dirk Franke, der vom Flossenschwimmen zu den Klassikern wechselt. Er fängt mit Nachwuchsschwimmern von vorn an. Die diesjährige EM-Teilnehmerin Lisa Graf hat sich wie Brustspezialist Tony Wiegmann nach Berlin abgemeldet, wo Trainer-Urgestein Norbert Warnatzsch vor wenigen Tagen seinen Rücktritt vom Rücktritt erklärt hat. Der dreifache Olympiateilnehmer Stefan Herbst hat seine leistungssportliche Karriere beendet und beginnt am Montag ein Sportstudium in München. „Es dauert mindestens fünf Jahre, ehe Leipzig wieder an die deutsche Spitze kommt – wenn überhaupt", meint Eva Herbst. Das sind nicht die besten Aussichten.Frank SchoberLVZ2012-09-26