DM im Schwimmen – Feuerwehr Leipzig schafft Pokal-Hattrick2012-10-16

DM im Schwimmen – Feuerwehr Leipzig schafft Pokal-HattrickDie 13. deutschen Mannschaftsmeisterschaften der Berufsfeuerwehren im Retten und Schwimmen gingen am Sonnabend in der Schwimmhalle „Grünauer Welle" mit einem aus Leipziger Sicht herausragenden Ergebnis zu Ende. Die Messestädter Jörg Färber, Uwe Bodusch, Volker Clauß und André Ludwig gewannen die Mannschaftswertung im Schwimmen mit großem Vorsprung. Zudem erzielten sie auf der 25-m-Bahn starke Einzelzeiten.
Nach dem Gewinn der jüngsten Meistertitel 2006 in Lübeck und 2009 in Aachen gelang dem Leipziger Team damit der Hattrick – und der Pokal bleibt in der Messestadt. Auf Platz zwei kam das Quartett der Berliner Feuerwehr, den dritten Platz belegte die Berufsfeuerwehr Hannover. Die beste Mannschaft in der Disziplin Retten wurde Hamburg, gefolgt von München und Karlsruhe.
Weltmeister Jörg Färber legte im ersten Wettkampf über 100 m Rücken hervorragende 1:05,25 Minuten vor. Der 37-Jährige siegte ebenso souverän wie über 100 m Brust und avancierte zum erfolgreichsten Teilnehmer. Über 100 m Freistil ging André Ludwig an den Start und belegte den achten Platz. Bei den 50 m Schmetterling holte Uwe Bodusch die Silbermedaille. Ex-Triathlet Volker Clauß trat über 50 m Freistil an und erkämpfte ebenfalls Rang zwei. Danach zog Uwe Bodusch wie ein Uhrwerk seine 40 Bahnen und gewann die 1000 m Freistil. In der 4×50-m-Lagenstaffel belegten die Leipziger ebenso wie über 4×50 m Freistil den ersten Platz. Auch im 25-m-Streckentauchen waren die Gastgeber überlegen.
An dem Wettkampf, eröffnet von Sportbürgermeister Heiko Rosenthal und dem Leiter der Branddirektion Karl-Heinz Schneider, nahmen 21 Teams aus 14 Berufsfeuerwehren aus ganz Deutschland teil. Die 120 Teilnehmer, darunter zwei Feuerwehrfrauen, boten in den folgenden Stunden mitreißende Wettkämpfe, bei denen auch die Letzten lautstark angefeuert wurden. Die Wettkämpfe wurden am Samstagabend mit der Pokalübergabe und einer Siegerfeier für alle Teilnehmer stimmungsvoll beendet.
pmLVZ2012-10-16

Weiter Weg an die Weltspitze – Neuer Stützpunkttrainer der Leipziger Schwimmer setzt auf Zusammenarbeit und einen langen Atem aller BeteiligtenOb die Leipziger Schwimmer die Talsohle nach der olympischen Abstinenz und einigen Abgängen schon durchschritten haben, sei dahingestellt. Zumindest weht seit Montag ein neuer Wind in der Uni-Halle: Denn am 1. Oktober hat Dirk Franke den Posten des Bundesstützpunkttrainers übernommen.
Die Olympischen Spiele, bei denen sich die DSV-Aktiven nicht mit Ruhm bekleckerten, hat der bisherige Landestrainer der sächsischen Flossenschwimmer genau verfolgt. Ein Interview mit dem designierten Bundestrainer Henning Lambertz ist dem gebürtigen Thüringer besonders in Erinnerung. Die Worte des Esseners nimmt der 43-Jährige als Leitmotiv für seine neue Aufgabe: „Wir trainieren zu wenig, wir trainieren zu wenig intensiv, wir zentralisieren zu wenig."
Mit der Belastungssteigerung ist das so eine Sache. Oftmals, wenn Frankes Vorgänger die Zügel anzogen, spielte das Immunsystem vieler Schwimmer nicht mit, fielen sie mit Infekten aus. Ein Umstand, der gern als Grund angegeben wird, warum Schwimmer in Florida oder Kalifornien den Europäern überlegen sind. Doch Dirk Franke ist davon überzeugt, dass der Körper sich an das härtere Training gewöhnen kann. Als Flossentrainer hatte er jahrelang mit überlasteten Fußgelenken seiner Athleten zu tun. Derartige (teils chronische) Schmerzen würden nun ins Schultergelenk verlagert, wie er nach wenigen Tagen erfahren musste. Daher will der Coach die besten Sportmediziner und Physiotherapeuten für die Schwimmer gewinnen. „Denn wer schnell schwimmen will, muss viel schwimmen."
Franke weiß, dass alleine mit Leipziger Talenten der Weg zurück in die Weltspitze nahezu unmöglich ist. Daher nimmt er seine Aufgabe ernst, die besten Schwimmer aus Chemnitz, Dresden, Plauen oder Riesa am Bundesstützpunkt Leipzig zu integrieren. Ein Anliegen, das nicht neu ist, in der Vergangenheit aber nur sporadisch funktionierte. Apropos: Die Vergangenheit beschäftigt den neuen Coach nicht. Er hat die Uhren auf null gestellt, ermuntert alle Trainer und Vereine zur Zusammenarbeit. Dies ist sicher auch die einzige Chance des Leipziger Schwimmsports, der in der Vergangenheit trotz Gründung der Startgemeinschaft SSG mit zahlreichen Querelen aufwartete. Franke stellt indes nicht alles auf den Kopf. So arbeitet er wie seine Vorgänger Eva Herbst und Oliver Trieb mit Athletiktrainer Hagen Pietrek zusammen. Er hält viel von dem früheren Schwimmer mit reichlich Basketball-Erfahrung.
Die Personalie Franke wurde in den Augen vieler Beobachter sehr spät, nämlich erst im Sommer entschieden. Da hatten die mehrfachen DM-Medaillengewinner Lisa Graf oder Tony Wiegmann schon beschlossen, nach Berlin abzuwandern. Neue Leistungsträger sind neben Juliane Reinhold die Nachwuchs-Asse Philipp Sikatzki und Tommi Wolst. Die angehende Landespolizistin Jule Reinhold hat sich bereits für den Verbleib in der SSG Leipzig entschieden, hält sich aber die Option offen, im Januar ihrem Trainer Oliver Trieb in die Schweiz zu folgen.
Der damalige Flossen-Coach Franke war 2009 Sachsens Trainer des Jahres. Er besitzt eine Lobby beim Landessportbund, aber auch am Sportgymnasium, beim IAT und Olympiastützpunkt (OSP). Daher wurde seinem Wunsch entsprochen, dass der OSP wie bei Trainern anderer Sportarten sein Arbeitgeber wird. Noch vor wenigen Jahren lehnte OSP-Chef Winfried Nowack die Anstellung von Schwimmtrainern ab, da die Querelen überhandnahmen und er sich mehrfach vor dem Arbeitsgericht wiederfand.
Für kurzfristigen Erfolg steht Franke sicher nicht. Dazu hätte ein Trainer kommen müssen, der drei, vier Leistungsträger mitbringt. Olympia 2016 scheint im Moment für Leipzigs Schwimmer sehr weit weg, 2020 müsse aber das Ziel sein, so der Coach. Zur Erinnerung: Idriss Gonschinska übernahm 1998 die am Boden liegende Leipziger Leichtathletik. Danach dauerte es 14 Jahre, ehe nun in London mit fünf Olympiateilnehmern in größerem Stil Früchte geerntet wurden. Sollten die Schwimmer ähnliches in nur acht Jahren packen, wäre dies schon ein großer Erfolg. Vorausgesetzt, die guten Bedingungen in der Uni-Halle bleiben erhalten und Bund, Land, Kommune sowie Sponsoren lassen die Schwimmer nicht im Regen stehen.
Frank SchoberLVZ2012-10-05

Wenig Training, Top-Zeiten – Lisa Graf und Sergej Golban holen bei den Sächsischen Meisterschaften mehrfach GoldSSG-Schwimmerin Lisa Graf hat am Wochenende bei den Sächsischen Meisterschaften sich selbst und ihre Trainerin überrascht: „Sie hat seit den Deutschen Meisterschaften sehr wenig im Wasser trainiert und ist jetzt trotzdem fast so schnell gewesen wie bei den nationalen Titelkämpfen", staunte Eva Herbst.

Mit einer Länge Vorsprung schlug die Athletin mit der weißen, mit Deutschlandfahne und ihrem Namen bedruckten Badekappe nach 100 Metern Rücken im A-Finale an. Auf der Anzeigentafel über ihr leuchteten 1:02,73 Minuten auf, gut zwei Sekunden Vorsprung auf die Chemnitzerin Nadine Ludwig als Zweite. „Das war unerwartet gut", freute sich Lisa Graf. Dabei sei sie in der vergangenen Woche nur einmal am Tag im Wasser gewesen. „Ich habe mehr Wert aufs Krafttraining gelegt – mein Defizit", erklärte die Leipzigerin. „Ich dachte, es wird schwer, die neue Kraft im Wasser umzusetzen", sagte sie. Aber da hatte sie sich offenbar getäuscht.

Überhaupt war dieses Jahr das erfolgreichste in ihrer bisherigen Sportlerkarriere. Sie schaffte den Sprung in die Nationalmannschaft, startete in der Staffel erstmals bei den Europameisterschaften und wurde mit ihrem Team auch noch Erste. „Das ist nicht zu vergleichen mit normalen Wettkämpfen in Deutschland. Das war der Wahnsinn", schwärmte sie auch noch Wochen nach dem Ereignis. Für die Olympischen Spiele hat es für die angehende Sportsoldatin zwar noch nicht gereicht, das steckt sie aber gut weg. „Ich habe in diesem Jahr mein Abitur gemacht, was viel Zeit kostete. Außerdem habe ich noch zu viele Defizite", meinte sie. Verglichen beispielsweise mit einer Britta Steffen, die mit 28 Jahren noch zu Olympia fährt, hat sie mit ihren 19 Lenzen aber auch noch ein paar Jahre Zeit.

Ebenfalls die Erwartungen übertroffen hat Sergej Golban (SSG Leipzig). Der Blondschopf holte über 50 Meter Freistil und Schmetterling den Landesmeistertitel. „Dafür, dass er so gut wie nichts gemacht hat, ist es sehr gut. Er ist ein Edelsprinter", lobte Eva Herbst.„Besonders schnell und mit einem sehr guten Wassergefühl. Davon gibt es nur wenige." Längere Strecken wollte sie ihrem Schützling aber nicht zumuten, der dafür dankbar war. "100 oder 200 Meter zu schwimmen wäre unmöglich gewesen. Mein Puls raste schon auf 50 Metern", schilderte er.

Seit November plagt ihn eine Schulterverletzung. „Ich habe gehofft, dass es von allein heilt", sagte der 18-Jährige. Das war aber nicht der Fall. Seit zwei Monaten trainiert er nicht mehr, lässt sich physiotherapeutisch behandeln. „Der Schmerz hat nachgelassen, es tut aber immer noch weh", ärgert er sich. Durchwachsen fiel deshalb auch sein Fazit des Wochenendes aus: „Von nichts kommt eben nichts. Aber ich bin ganz zufrieden, die Zeiten waren okay." Dafür, dass er nichts gemacht habe, seien sie sogar richtig gut. Golban hadert aber mit seiner gesamten Saisonleistung: „Wenn die Schulter in Ordnung wäre, hätte ich vielleicht die Olympianorm für mein Heimatland Moldawien geschafft. Aber die Gesundheit geht vor. Ich hoffe, dass ich im September wieder gesund und voll belastbar bin."

Insgesamt standen Leipziger SSG-Schwimmer 98 mal auf dem Podest. Damit belegt die Schwimmstartge-meinschaft im Medaillenspiegel Rang eins.Frauke SieversLVZ2012-07-03

„Ziele öffentlich machen" – DSV-Sportdirektor Lutz Buschkow über das deutsche Sportsystem und die Lehren von LondonLutz Buschkow erlebte schon leichtere Wochen und Monate in seiner beruflichen Karriere. Der Leistungssportdirektor des Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV) und Bundestrainer der Wasserspringer hatte bei den Olympischen Spielen ein schwaches Abschneiden seines Verbandes zu verantworten. Mit nur einmal Silber durch Langstreckenschwimmer Thomas Lurz verfehlte der DSV die gemeinsam mit dem DOSB erarbeitete Zielvorgabe von zwölf Medaillen klar. Am Rande der gestern zu Ende gegangenen Bundestrainer-Konferenz in Leipzig sprach der 54-Jährige im LVZ-Interview über mögliche Ursachen.
Frage: Wie wird man als Vertreter eines nicht so erfolgreichen Verbandes von den Kollegen empfangen? Gibt es eher Aufmunterung oder Kritik und gar Häme?
Lutz Buschkow: Die meisten Bundestrainer sind lange im Geschäft. Sie wissen alle, dass es schöne und weniger schöne Zeiten gibt. Ich empfand die Auseinandersetzung in Leipzig sachlich und fair.
Unter anderem sollte der Erfahrungsaustausch im Vordergrund stehen. Was nehmen Sie von anderen Sportarten mit?
Das ist der größte Faustpfand, dass man mal Zeit hat, mit Kollegen anderer Verbände über deren Probleme und Lösungswege zu reden. Interessant finde ich zum Beispiel, dass der Ski-Verband seine Aus- und Fortbildung für alle Landesverbände zentral organisiert.
Sind die Sportarten vergleichbar?
Hockey lässt sich sicher schwer mit Fußball vergleichen. Aber es gibt interessante Trainingskonzepte. Wenn zum Beispiel alle Judoka und Radsprinter in der Olympia-Vorbereitung auf Höhentraining setzen, dann sollten die Schwimmer als klassische Ausdauersportart aufhorchen.
Sie kritisierten in London, dass die Öffentlichkeit vierte bis achte Plätze kaum honoriert. Stehen Sie dazu? Oder sehen Sie inzwischen ein, dass Medaillen das alleinige Maß der Dinge sind?
Natürlich ist der Medaillenerfolg für jede Sportart das Maß der Dinge. Dennoch kann bei der Dichte der Weltspitze für den einzelnen Sportler Platz vier bis acht ein tolles Ergebnis sein. Wer bei Olympia ins Finale kommt, hat eine Achtung seiner Leistung verdient. Vieles hängt natürlich von der Vorleistung ab. Für andere ist Platz vier eine schwere Niederlage.
Ist die Elite aus Übersee im Schwimmen oder Wasserspringen hoffnungslos enteilt?
Wir schätzen unser Potenzial realistisch ein, dazu hilft uns das IAT mit seiner Weltstands-Analyse. Doch es ist unsere Aufgabe, Trainingsmittel und Fördermaßnahmen zu finden, wie wir den Rückstand aufholen oder den Platz in der Spitze verteidigen. Mit Paul Biedermann oder dem Synchronpaar Hausding/Klein haben wir ja Athleten, die mehrfach nachgewiesen haben, dass sie zur absoluten Weltelite gehören.
Warum haben diese Sportler ihr Potenzial in London nicht abgerufen?
Hausding/Klein waren bei allen Weltcups und Weltmeisterschaften im Medaillenbereich. Sie haben sich einen groben Patzer erlaubt – damit bist du weg und wirst nur noch Siebter. Im Schwimmen ist die Analyse Gegenstand unseres nächsten Treffens der Struktur-Kommission Mitte November. Dem möchte ich nicht vorgreifen.
Experten wie Roland Matthes und Michael Groß haben dem DSV im Sommer die Leviten gelesen. Wie empfinden Sie deren Kritik und Hinweise?
Wir haben Meinungsfreiheit. Sicher ist das eine oder andere Quäntchen Wahrheit dran. Weiter möchte ich dies öffentlich nicht kommentieren. Wir werden eine ehrliche Analyse vorlegen.
Die Trainer-Problematik ist in Leipzig ausführlich besprochen worden. Wie steht es um die Qualität und Motivation der Trainer in Ihrem Verband?
Wir haben gerade im Schwimmen zahlreiche engagierte und ambitionierte Trainer. Leider spiegelt sich dies bei der Bewerberlage für ausgeschriebene Stellen aus verschiedenen Gründen nicht wider. Das sind aber auch keine Jobs für 38 dreiviertel Stunden.
Zuletzt waren vier Jahre lang die Cheftrainerstellen Schwimmen und Wasserspringen unbesetzt. Sind diese Personen nicht Grundvoraussetzung, dass es bis 2016 bergauf geht und Sie als Sportdirektor entlastet werden?
Unser Personalmodell soll ganz klar auch personell unterfüttert werden. Wichtig ist, dass es unter den Bundestrainern keine Reibungsverluste gibt.
Sind Sie dafür, die Zielvereinbarungen für 2016 öffentlich zu machen?
Die Briten haben uns in Sachen Transparenz vieles vorgemacht. Ich habe nichts dagegen, Ziele öffentlich zu machen. Natürlich müssen diese realistisch und erreichbar sein.
Waren die DSV-Ziele für 2012 realistisch?
Unsere Vorgabe war schon sehr ambitioniert. Je zweimal Gold, Silber und Bronze bei den Beckenschwimmern und zwei Freiwasser-Medaillen waren eine knüppelharte Variante. Vor allem, was die Medaillenfarbe betrifft. Dass man als Kernsportart aber um sechs Medaillen im Becken kämpfen will, ist normal.
Welche Dinge, die nicht in Ihrer Macht stehen, würden Sie gern im deutschen Sport ändern?
Ich habe sehr hohe Qualitätsansprüche an die Eliteschulen des Sports. Wie in vielen Bereichen gibt es da enorme Unterschiede. Mir ist es wichtig, dass Schulzeitstreckung nicht erst in der elften Klasse beginnt. Denn unser Nachwuchs muss enorme Trainingsumfänge leisten, um international konkurrenzfähig zu sein. Die Sportler müssen sich quälen können, es geht um die Entwicklung von Charaktereigenschaften. Wenn ich die hohen schulischen Umfänge addiere, bin ich bei 60 bis 70 Wochenstunden. Das ist Sportlern und Eltern schwer vermittelbar.
Welche Rolle spielen Leipzig und Dresden im künftigen DSV-Konzept?
Im Wasserspringen sind das wie gehabt zwei wichtige Bundesstützpunkte. Im Schwimmen muss Leipzig zunächst ein Konzept vorlegen. Gemeinsam mit der Sportfakultät, dem IAT und dem Schwimmkanal haben wir sehr gute Ausbildungsmöglichkeiten, die für Leipzig sprechen.
Interview: Frank SchoberLVZ2012-11-08

Auftakt-Schlappe für Schwimm-Talent – Leipziger Philipp Sikatzki bei Junioren-EM in AntwerpenEtwas enttäuschend verlief gestern für den Leipziger Schwimmer Philipp Sikatzki der Start in die Junioren-Europameisterschaften m belgischen Antwerpen. Über 100 m Rücken schied er im Vorlauf aus, verpasste als bester Deutscher seine angestrebte Bestzeit um sieben Zehntel. Dabei hatte der Rückenspezialist der SSG sich gute Chancen ausgerechnet. „Er hat auf jeden Fall Medaillenchancen", schätzte Bundesstützpunkttrainer Oliver Trieb ein. „Aber auch mit einer Bestzeit wäre ich zufrieden." Sikatzki selbst hatte sich vor seinem Start die Finals über 50 und 100 m vorgenommen. "Über 200 Meter und in der Lagenstaffel muss ich erst mal sehen."

Rückblick. Die SSG-Hoffnung hatte sich im April einen Bänderriss im Sprunggelenk zugezogen, musste im -Vorfeld der EM kürzer treten. „Aber dank des Höhentrainings kann man ihm doch einen guten Trainingszustand bescheinigen", weiß der Coach. Überhaupt hält dieser viel von seinem Schützling. „Meiner Meinung nach ist Philipp eines der größten Talente in Sachsen seit -längerer Zeit." Er trainiere nicht nur hart und zielstrebig, sondern könne die gegebenen Anweisungen schnell und gut umsetzen. „Das macht den Unterschied." Nicht nur die Bänder-Verletzung hinderte an der optimalen Vorbereitung. So lag Trainer Trieb im Clinch mit Funktionären, schien bereits von seinen Aufgaben entbunden, um nun doch seinen Vertrag bis zum 15. Juli zu erfüllen. „Dass er nicht weitermacht, finde ich nicht gut", sagt Philipp Sikatzki, der als einziger Leipziger in Antwerpen am Start ist.Joel StubertLVZ2012-07-05

Biedermann zwei Sekunden hinter WeltspitzeVier Medaillen, fünf Teilnehmer in den Einzelfinals und eine Junioren-EM-Norm sind für die Leipziger Schwimmer nach zwei Tagen der deutschen Meisterschaften ein respektables Zwischenergebnis. Gestern holten Lisa Graf und Stefan Herbst Bronze über 50 m Rücken. Diese Disziplin ist nicht olympisch – beide tasten sich sozusagen an ihre morgige Hauptstrecke heran, bei der sie den dünnen Strohhalm Richtung London ergreifen wollen.

Die Aufmerksamkeit an der Landsberger Allee gehörte gestern einem (Bieder-)Mann: Eigentlich wollte sich der Hallenser an keiner Zielzeit messen lassen, sondern vor allem seine Hausaufgaben machen und das Olympia-Ticket buchen. Als Paul Biedermann im Vorlauf über 200 m Freistil aber vier Sekunden vom Weltjahresbesten Yannick Agnel aus Frankreich trennten, war der Doppel-Weltmeister von 2009 doch sauer und meinte: „Ich habe mich zu sehr unter Druck gesetzt. Im Finale lief es besser, auch wenn mir noch etwas das Stehvermögen fehlt und ich noch nicht richtig ausgeruht bin."

Mit 1:46,70 min schob sich der 25-Jährige vorerst auf Platz sieben der Weltrangliste – 2,3 Sekunden hinter dem Franzosen. Wenn man Biedermanns normale Steigerungsraten zwischen DM und Saison-Höhepunkt heranzieht, liegt er voll im Plan. Schon das Halbfinale wird in London ein Kampf auf Biegen und Brechen. „Alle acht Finalisten können Olympiasieger werden. Das wird das stärkste Finale aller Zeiten", weiß der Saalestädter, der seinen Weltrekord aus der Ära der Hightech-Anzüge nicht in Gefahr sieht.

Stefan Herbst hatte nicht an ein Wunder geglaubt und die 200 m Freistil weggelassen. Eine richtige Entscheidung, die Olympia-Staffel hätte er gestern nicht geschafft. „In unserer Sportart weiß man anhand der Trainings-Ergebnisse, was im Wettkampf herauskommt. Wir Schwimmer sind nicht vom Kampfgericht abhängig und haben im Prinzip auch keinen unmittelbaren Gegner." Die Bronzemedaille über 50 m Rücken bezeichnete der 33-Jährige als Geschenk, weil drei Mitfavoriten das Finale abgemeldet hatten: „Aber Geschenke nehme ich gerne an." Der 18-Jährige SSG-Kollege Philipp Sikatzki erfüllte nach gerade auskuriertem Bänderriss die EM-Norm und strahlte übers ganze Gesicht.

Lisa Graf war wie im Vorjahr als Vorlauf-Schnellste ins Finale eingezogen. 2011 rutschte sie an der Wand ab, „paddelte" hinterher und hatte keine Chance mehr auf eine Medaille. Seither korrigierte die 19-Jährige ihre Fußposition beim Start ein wenig. Diesmal hielt sie ihren (obligatorischen) Rückstand nach der Tauchphase in Grenzen, holte den Rückstand auf, konnte aber an der Meisterin Jenny Mensing nicht vorbeiziehen. In 29,05 s war sie ein wenig langsamer als am Morgen sowie im März bei der EM-Quali. Deshalb wirkte sie nicht zufrieden: „Mein neuer Anzug ist wohl zu eng. Da kommt am Ende immer der Mann mit dem Hammer. Ich werde in den nächsten Tagen ein anderes Modell wählen." Auch Teamkollegein Juliane Reinhold haderte mit dem zu engen Anzug und war im B-Finale über 200 m Freistil mehr als 3,5 Sekunden schneller.Frank SchoberLVZ2012-05-12

Altmeister führt Staffel zu Silber – Nach 28 internationalen Wettkämpfen kämpft Stefan Herbst noch einmal um OlympiaLeistungssportler haben den Ruf weg, den richtigen Moment für ihren Rücktritt meist zu verpassen. „Schwimmt der denn immer noch?", heißt es zumindest hinter vorgehaltener Hand, wenn der Name Stefan Herbst nach 15 Jahren immer noch in der Startliste bei deutschen Meisterschaften auftaucht. Der Leipziger wird nächste Woche 34. Und ihm fällt es selbst schwer, Argumente dafür zu finden, morgen in Berlin über 100 m Freistil seine vierte Olympia-Teilnahme perfekt zu machen.

„Eigentlich wollte ich ja schon vor zwei Jahren aufhören", sagt der Teamchef der Leipziger SSG-Schwimmer. „Doch damals lief es bei der EM in Budapest so gut, dass ich es noch mal probieren wollte." 28 Mal vertrat Herbst Deutschland bei Olympischen Spielen, Welt- und Europameisterschaften auf der Lang- oder Kurzbahn. „Die 30 werde ich wohl nicht mehr schaffen." Aber die 29? Eine ähnlich lange Auswahl-Karriere haben nur Thomas Rupprath und Mark Warnecke vorzuweisen. Es gibt mindestens drei Gründe, warum Stefan Herbst vor zwei Jahren richtig entschieden hat: Noch im Dezember schwamm der Methusalem bei seiner zwölften Kurzbahn-EM in Stettin. Die jüngeren Athleten in der Uni-Halle haben nach wie vor einen Frontmann, zu dem sie aufblicken können. „Und mir macht das Schwimmen immer noch Spaß." Dabei meint er nicht in erster Linie Wettkämpfe und Siege, sondern die Schinderei des Trainingsalltages. Gestern bewies er zum DM-Auftakt, wie wertvoll er fürs Team ist: Als Schluss-Schwimmer der 4×100-m-Freistilstaffel führte er das Quartett der SSG Leipzig von Platz fünf auf den Silberrang, anschließend holten die Frauen Bronze. „Im Training lief es in Schmetterling besser als in Kraul. Im Wettkampf ist es hoffentlich andersrum. Der Auftakt war ja nicht schlecht", meinte der Sportsoldat, der gestern 49,46 s schwamm. Da ihm im Trainingslager in Teneriffa gegen die Deibler-Brüder aus Hamburg die intensiven längeren Strecken schwer fielen, verzichtet er diesmal auf die 200 m Freistil. Auf der halben Strecke möchte er morgen ein letztes Mal im Finale stehen.

Für einen olympischen Staffel-Platz muss man um oder unter 49 Sekunden schwimmen. Herbst ist seit 2006 im Einzel nicht mehr unter 50 Sekunden geblieben. Dass der 2-m-Mann in der Saison nur vier im Wochen im Trainingslager war, kontert er so: „Wichtig ist nicht, wo man trainiert, sondern wie."

Bester Einzel-Schwimmer war gestern der Potsdamer Yannick Lebherz, der über 400 m Lagen die Norm für London knackte. SSG-Staffeln, Männer: Silber (Karl-Richard Hennebach, Serghei Golban, Tobias Horn, Stefan Herbst).

Frauen: Bronze (Saskia Donat, Carolin Sperling, Marie Pietruschka, Juliane Reinhold).Frank SchoberLVZ2012-05-11

Lisa Graf – „Olympia wäre das i-Tüpfelchen"Vor drei, vier Jahren gierte die gesamte Schwimmwelt nach Wunderanzügen. Leichte Athletinnen wie Olympiasiegerin Britta Steffen profitierten weniger von der zweiten Haut, weil ihnen die Natur schon eine gute Wasserlage mitgegeben hat. Deshalb machte die Berlinerin in Peking als einzige DSV-Schwimmerin den Material-Nachteil der Deutschen wett und holte Doppel-Gold. Auch Lisa Graf von der SSG Leipzig war im „Ganzkörperkondom" nicht viel schneller als im Badeanzug, wahrscheinlich kostete sie die Materialschlacht damals sogar das Ticket zur Junioren-EM. Vor zwei Monaten erfüllte sich die Schkeuditzerin einen Traum, als sie über 100 m Rücken erstmals das EM-Ticket löste. Und obwohl die Ganzkörper-Anzüge mittlerweile verboten sind, meint die Sportgymnasiastin vor den morgen beginnenden deutschen Meisterschaften: „Die Material-Diskussion geht von vorn los. Ein Anzug kostet schon wieder 400 Euro wie vor drei Jahren."

Wohl dem, der einen Ausrüstervertrag besitzt. Lisa Graf gehört zu den Glücklichen. Aufgrund ihrer Medaillen bei den deutschen Meisterschaften 2011 konnte sie sogar wählen und entschied sich für Arena – für diese Marke gibt sie im Katalog als Model eine gute Figur ab. Für die 100 m Rücken hat sie einen niegelnagelneuen Anzug im Gepäck. Am Sonntag geht es um jede Hundertstel, denn die 19-Jährige besitzt eine Olympia-Chance. Wie groß diese ist, kann Lisa Graf selbst schwer einschätzen. Für die Norm müsste sie sich um gut 1,5 Sekunden steigern – ein sicher utopisches Unterfangen. „Aber es geht ja um die Lagenstaffel. Beim DSV weiß man nie, ob eine oder zwei Rückenschwimmerinnen mitgenommen werden." Auf jeden Fall hat sie harte Konkurrenz mit der EM-Zweiten Jenny Mensing aus Wiesbaden und Freistil-Spezialistin Silke Lippok aus Pforzheim, die über den Umweg Rücken ebenfalls ihre Staffel-Chance sucht.

Lisa Graf hofft, bis Sonntag nicht alle Kräfte verpulvert zu haben. Denn dass ihre Hauptstrecke erst nach den 50 und knapp 24 Stunden nach den kräftezehrenden 200 m Rücken ausgetragen wird, schmeckt ihr nicht so ganz. Doch sie ist nicht die einzige, die mit dem Zeitplan hadert. Wer im DSV den Nachnamen Steffen und Biedermann trägt, für den wird der Ablauf durchaus maßgeschneidert.

Auf jeden Fall will sich Lisa Graf nicht verrückt machen: „Ich bin froh, dass ich die EM und in den letzten drei Wochen die schriftlichen Abitur-Prüfungen geschafft habe. Deshalb bin ich im Moment noch gar nicht so aufgeregt. Aber das kommt sicher noch. Denn Olympia wäre das i-Tüpfelchen." Sollte ihr am Sonntag das perfekte Rennen noch nicht gelingen, dann hätte der Schützling von Eva Herbst zehn Tage später bei der EM in Debrecen eine zweite Chance. „Für Deutschland international zu starten, setzt sicher zusätzliche Kräfte frei." Doch zunächst will sie das schnelle Berliner Becken nutzen.Frank SchoberLZV2012-05-09

Herbst verzichtet auf 200 m Freistil14 Jahre lang hatte er einen Platz im nationalen Endlauf über 200 m Freistil quasi abonniert, wenn er nicht mal krankheitsbedingt passen musste. Doch an diesem Freitag fehlt der Name Stefan Herbst in der Startliste der deutschen Schwimm-Meisterschaften in seiner Lieblingsdisziplin. Zu Saisonbeginn hatte sich der (fast) 34-jährige Teamchef der SSG Leipzig eigentlich den Angriff auf einen Platz in der 4×200-m-Freistilstaffel in London auf die Fahnen geschrieben. Doch nun reicht die Kraft des dreifachen Olympiateilnehmers nur noch für die kürzeren Distanzen: Herbst startet in Berlin über 50 m Rücken und Schmetterling sowie über 100 m Freistil.

Auch Juliane Reinhold – vor zwei Jahren überraschend Titelträgerin über 400 m Lagen – wird in ihrer damaligen Schokoladendisziplin nicht antreten. Die angehende Landespolizistin, die ihre Erkältung der Vorwoche fast auskuriert hat, konzentriert sich auf die 200 m Lagen und Freistil. Die größten SSG-Hoffnungen ruhen nach den Vorleistungen auf Lisa Graf, die auf den drei Rückenstrecken als eine der vier Schnellsten zu Buche steht. Die 19-Jährige könnte davon profitieren, dass die deutschen Meisterschaften erstmals nicht alleiniger Quali-Wettkampf für Olympia sind. Lisa Graf hatte sich Anfang März für die Europameisterschaften in Debrecen qualifiziert, die zehn Tage nach der DM beginnen. In Ungarn können ebenfalls noch Olympia-Normen geknackt werden.

Weitere Medaillen-Kandidaten sind die Vorjahres-Vizemeister Hannes Heyl (50 m Schmetterling) und Tony Wiegmann (200 m Brust) sowie die SSG-Staffeln. Serghei Golban und Junioren-EM-Kandidat Philipp Sikatzki können nach überstandenen Verletzungen in Berlin starten.Frank SchoberLVZ2012-05-08

Herbst schwimmt in Esbjerg HallenrekordLeipzigs Schwimm-Oldie Stefan Herbst errang beim internationalen Kurzbahn-Meeting im dänischen Esbjerg drei Siege und einen zweiten Platz. Wenige Tage nach seinem 34. Geburtstag erzielte der Teamchef der SSG Leipzig über 50 m Schmetterling in 24,10 Sekunden einen neuen Hallenrekord. In der Gesamtwertung der punktbesten Leistungen wurde der Sportsoldat Vierter – hier wurde seine Zeit über 200 m Freistil (1:46,30 min) gewertet. SSG-Kollegin Stine Gabrysiak feierte drei Siege bei den Frauen. Über 100 m Rücken steigerte sie ihre Bestzeit um über zwei Sekunden auf 1:02,95 min. Nils Kricke (SV Handwerk) gewann eine Woche vor den deutschen Jahrgangsmeisterschaften die 50 m Brust in seiner Altersklasse. Am Start in Esbjerg waren 1200 Teilnehmer aus sieben Nationen. „Das war wie jedes Jahr ein wunderbares Meeting. Wenn die Stimmung bei den deutschen Meisterschaften auch so wäre, würden alle gleich mal eine Sekunde schneller schwimmen“, sagte Trainer Veit Gabrysiak.

Weitere Medaillengewinner: Tony Wiegmann, Christian Brox (beide SSG), Verena Bornschein (SC DHfK), Sarah Dinger (SV Handwerk).Frank SchoberLVZ2012-05-23