Schwimmer holen Silber in Bayreuth2011-03-15

Schwimmer holen Silber in BayreuthBei den Süddeutschen Meisterschaften der Langstreckler in Bayreuth gab es zwei Mal Silber für die Leipziger Schwimmer. Tobis Horn (SSG/Jahrgang 93) wurde über 1500 m Freistil ebenso Zweiter wie Sascha Wolf (Lok Mitte/Jg. 99) über 400 m Lagen. Beim Meeting in Magdeburg überzeugten Alenka Crustewitz, Nils Kricke (beide SV Handwerk) sowie die SSG-Schwimmer Tommi Wolst und Marius Schäffner mit mehreren Erfolgen.Frank SchoberLVZ2011-03-15

Europarekord durch Gisela Schöbel-GrassDie Leipziger Masters-Schwimmer sind erfolgreich ins EM-Jahr 2011 gestartet. Aufgrund ihres Wechsels in die nächste Altersklasse zeigt sich vor allem Gisela Schöbel-Grass neu motiviert. Die Ausdauer-Spezialistin der SG MoGoNo, die nahezu jedes Jahr erfolgreich am Stundenschwimmen teilnimmt, erzielte bei den internationalen Gera-Masters in der AK 85 auf Anhieb einen Europarekord über 100 m Rücken (2:18,74 Minuten) sowie einen weiteren deutschen Rekord über 200 m Rücken (4:38,46). Dabei stand ihr Start lange in Frage: Denn im Dezember hatte sie sich bei Glatteis das Handgelenk gebrochen und eine Schulterprellung zugezogen, die sie bis heute behindert. Zudem plagt sie eine starke Erkältung.

Mit fünf Starts und fünf Siegen war auch ihre Tochter Gudrun Vollstädt (MoGoNo) sehr zufrieden. Mutter und Tochter wollen nun erstmals seit 2008 wieder an den deutschen Langstreckenmeisterschaften im April in Essen teilnehmen. Senioren-Weltmeister Jürgen Zimmermann (VfK Blau-Weiß) dominierte wie gewohnt die 50 und 100 m Brust der AK 70.

Sehr zufrieden waren mit ihrem Saison-Einstieg auch die Masters des Post SV, die beim Goldenen Adler in Goslar zahlreiche Siege abräumten und vor allem in den Staffeln eine Klasse für sich waren. Allerdings wurden die Postler auch dreimal wegen Frühstarts disqualifiziert. Dies zeigt, wie eilig es die Leipziger Schwimmer in diesem Jahr haben.Frank SchoberLVZ2011-03-24

Ideale Strecke sorgt für schnelles RennenSchon beim Start führt Lisa Fregin das Frauen-Feld an, gefolgt von Anke Biehl. „Die Strecke war dieses Mal absolut klasse“, sagt Patrick Täubrecht vom Team Craft-Xtech begeistert. Der gebürtige Dessauer gewann bei den lizensierten Fahrern nach 36:55 Minuten mit einem Riesenvorsprung den Inliner-Halbmarathon und verwies den Sachsenmeister Tilo Bock aus Dresden (38:14) sowie den Leipziger Cornelius Rossbach (38:14 min) auf die Plätze zwei und drei. Täubrecht wohnt zwar in Leipzig, startet aber nicht für Sachsen.

Dieses Jahr verlief die Strecke nicht mehr über die komplette Richard-Lehmann-Straße, sondern über die parallel verlaufende Kurt-Eisner-Straße. „Das war einfach ideal. So konnte ich die ganze Zeit das Tempo hoch halten“, freute sich der 29-jährige Gesamtsieger. Nach zwei Kilometern löste er sich vom Hauptfeld ab und bestimmte fortan selbst sein Tempo. „Für mich war der Wettkampf ein Trainingslauf und vorbereitend für die Deutsche Meisterschaft im Mai. Deswegen bin ich ohne taktische Manöver einfach voll durchgefahren“, erklärt Täubrecht, der zum dritten Mal den Leipziger Inliner-Wettbewerb gewann und Platz vier des Vorjahres vergessen machte.

Auch Lisa Fregin vom Verein Redvil Ladies Leipzig nutzte den Halbmarathon als Vorbereitung auf die Titelkämpfe in Kassel. „Ich habe mich heute wirklich gut gefühlt, auch, weil mein Team klasse zusammengefahren ist“, freut sich die 21-Jährige, die vergangenes Jahr knapp am Podest vorbeigeschrammt war. „Schade war nur, dass die Sonne ein bisschen spät herauskam.“ Mit 41:54 Minuten wurde die Leipzigerin auch Sachsenmeisterin. „Beim Endspurt habe ich nochmal alles gegeben und bin kurz vor meiner Teamkollegin Anke Biehl ins Ziel gekommen.“ Bronze ging an Susan Colbow aus Markkleeberg (42:03).

Bei den Breitensport-Skatern (ohne Lizenz) war es vor allem für Gregor Spengler ein ganz besonderer Tag. Der Post-Schwimmer hatte sich genau vor einem Jahr bei einem Inliner-Sturz eine schwere Schulterverletzung zugezogen. „Das hat mich ganz schön beschäftigt, gerade in den letzten Tagen wieder. Deshalb wollte ich diesmal unbedingt durchkommen“, sagte der 48-Jährige, der wieder genesen ist und vor Wochenfrist deutscher Vizemeister der Masters über 200 m Rücken wurde. Gestern kam er im ersten Fünftel des Feldes ins Ziel – und überwand das Sturz-Trauma des Vorjahres.Frank SchoberLVZ2011-04-18

Zwölf DM-Medaillen für Masters-SchwimmerStarker Auftritt der Leipziger Masters-Schwimmer mit zwölf Medaillen bei den deutschen Langstrecken-Meisterschaften in Essen: Allein vier Titel räumte Gisela Schöbel-Grass in der Altersklasse 85 ab. Über 800 m Freistil garnierte sie die Goldmedaille mit einem deutschen Rekord (21:05 Minuten). Zweimal Silber und einmal Bronze errang ihre Tochter Gudrun Vollstädt (beide SG MoGoNo). Aufs Podium schwammen auch die Post-Athleten Gregor Spengler (Silber über 200 m Rücken), Jana Hämmer (Bronze über 200 m Schmetterling) sowie Martin Kühn (Bronze über 200 m Brust). Silber und Bronze gab es auch für die Männer-Staffeln des Postschwimmvereins über 4×200 m Freistil sowie 4×200 m Brust.Frank SchoberLVZ2011-04-13

SSG-Schwimmer überzeugen in HalleAufwärtstrend bei den Leipziger SSG-Schwimmern: Die deutsche Meisterin Juliane Reinhold und Jahrgangs-Titelträger Karl-Richard Hennebach schwammen beim Meeting des SV Rotation Halle insgesamt fünf Veranstaltungs-Rekorde. Beide hatten zu Jahresbeginn mit Krankheitsausfällen zu kämpfen, stellten sich aber nach dem Trainingscamp in Teneriffa formverbessert vor. Hennebach errang drei Meeting-Bestmarken und gewann drei 50-m-Finals sowie die 100 m Schmetterling. Seine Teamkollegin war über 50 m Brust, 200 m Lagen und 200 m Freistil mit ansprechenden Zeiten erfolgreich. Robert Sikatzki (SSG) siegte über 200 m Freistil und 200 m Lagen. Tanja Johne (Post SV) gewann auf den Sprintstrecken zwei Nachwuchs-Finals.Frank SchoberLVZ2011-04-14

Zwei Weltrekorde für Stefan HerbstDie Ausrichter der Mitteldeutschen Masters-Meisterschaften waren am Sonnabend in der Uni-Schwimmhalle im Rekord-Stress. Holger Maiwald war extra zum Ausfüllen der Rekord-Formulare abgestellt und hatte alle Hände voll zu tun. Allein die Leipziger Schwimmer erzielten je zwei Welt- und Europarekorde sowie weitere fünf nationale Bestmarken.

Knapp vier Wochen vor den deutschen Meisterschaften inklusive WM-Qualifikation in Berlin nutzte Stefan Herbst den Wettkampf in eigener Halle und wagte einen Abstecher zu den Masters. Wenige Tage vor seinem 33. Geburtstag stellte er in der AK 30 über 50 und 100 m Rücken in 26,02 und 56,55 s zwei Senioren-Weltrekorde auf. Die Sprint-Zeit bedeutete sogar absolute Bestzeit für den Chef der SSG Leipzig, der gestern in Halle beim Leisslinger Cup in der Leistungsklasse noch einmal 56,45 s nachlegte. „Es lief noch etwas schwer. Nächste Woche möchte ich in Bayreuth unter 56 Sekunden bleiben“, so der dreifache Olympiateilnehmer.

Die beiden Europarekorde gingen auf das Konto der Staffel-Männer des SSV Leutzsch über 4×50 m Lagen sowie Freistil. Das Quartett brachte es auf insgesamt 320 Lebensjahre Die deutschen Bestmarken teilten sich Gisela Schöbel-Graß (MoGoNo/3) und die 64 Jahre jüngere Saskia Donat (SSG/2), die sich vor allem über 27,88 s über 100 m Schmetterling freute.

Nur ein Leipziger Mini-Team beteiligte sich am Wochenende an den süddeutschen Meisterschaften in Karlsruhe. Am Ende sprangen drei Bronzemedaillen heraus. Stine Gabrysiak stand über 100 und 200 m Rücken auf dem Podest, Nils Kricke (SV Handwerk) über 100 m Brust. Beide hatten im Vorjahr DM-Medaillen errungen und hoffen in Berlin erneut auf große Taten.Frank SchoberLVZ2011-05-09

Letzter Test vor DM in BerlinHeute in einer Woche beginnen in Berlin die 123. deutschen Schwimm-Meisterschaften, die von den Erwachsenen bis zur Jugend die einzige Qualifikation für die internationalen Saison-Höhepunkte darstellen. Einige Leipziger SSG-Schwimmer unterzogen sich am Wochenende einem letzten Wettkampftest im tschechischen Chomutov. „Ein sehr guter Wettkampf, der endlich mal nicht so lange ging wie oft in Deutschland", sagte Trainer Oliver Trieb, der vor allem mit Philipp Sikatzki zufrieden war. Der 17-Jährige überzeugte als Sieger über 200 m Lagen (2:09,80 min) sowie 100 m Rücken (58,27). Bruder Robert blieb über 200 m Freistil unter der Zwei-Minuten-Marke. Zudem ließen die Auftritte von Juliane Reinhold und Karl-Richard Hennebach für Berlin hoffen.

Mit Saskia Donat gehörte eine DM-Schwimmerin der SSG zum Team der Uni Leipzig, das bei den deutschen Hochschulmeisterschaften in Heidelberg Platz zwei in der Teamwertung hinter der Uni Würzburg und vor München belegte. Die Leipziger gewannen vier der fünf Mixed-Staffeln. Saskia Donat, Katrin Altmann und Alexander Helmeke holten jeweils Silber in den Sprint-Finals, Ulrike Szesni Bronze. Für Aufsehen sorgte Finswimming-Weltmeister Sven Lützkendorf, der über 200 m Lagen in 2:13,90 Minuten Bronze holte – eine solche Zeit hatte ihm kaum jemand in der Halle zugetraut. Zudem zog er die Blicke wegen seiner „Tauch-Maske" auf sich, bei der Nase und Augen vom Chlorwasser geschützt sind.Frank SchoberLVZ2011-05-28

Jubel über das Belgrad-Ticket – In der Jugend überzeugen die SSG-Schwimmer Tobias Horn und Philipp Sikatzki in BerlinEbenso hart umkämpft wie die WM-Tickets nach Shanghai waren bei der Schwimm-DM in Berlin die Fahrkarten zur Junioren-EM nach Belgrad. Am letzten Tag konnte Tobias Horn (SSG Leipzig) jubeln. Über 200 m Freistil qualifizierte sich der 18-Jährige als Zweiter fürs Einzel- und Staffelrennen. Knapp am JEM-Ticket vorbei schrammte Teamkollege Philipp Sikatzki. Der zweifache Jahrgangsmeister musste zwei älteren Rückenschwimmern den Vortritt lassen und greift 2012 neu an.

Tobias Horn bewies Nervenstärke. „Bestzeit und Norm, besser geht es nicht“, sagte der Sportschüler erleichtert, als er nach 1:52,37 min als Erster anschlug. Er musste das Junioren-Finale gewinnen, denn der härteste Kontrahent folgte einen Lauf später im B-Finale. Und Tobias nutzte seine letzte Chance nach sechs harten Meisterschafts-Tagen, an denen er sich auch in beide SSG-Männerstaffeln voll reinkniete und dabei Silber sowie Rang vier holte.

Es ist die zweite JEM-Teilnahme nach seinem Auftritt in Helsinki vor einem Jahr. Über 400 m Freistil wurde er ein wenig Opfer des undurchsichtigen Modus. Zwar holte er hier als A-Finalist Gold im Jahrgang. Doch im Kampf um den JEM-Start hatte er es auf der Außenbahn schwer und musste zwei Schnellere des Junioren-Laufes noch vorbeiziehen lassen. „Da ist Tobi im Finale etwas zu schnell angegangen. Aber es ist auch schwer, im A-Lauf neben dem schnellen Feld sein Tempo zu finden“, sagte Trainerin Eva Herbst.

Neben dem Kraulspezialisten ragte der vielseitige Philipp Sikatzki heraus. Der Sportgymnasiast versuchte sein Glück auch in Lagen und Schmetterling. Doch über 50 und 100 m Rücken schlug in Berlin seine Stunde, holte er souverän Doppel-Gold. Über 50 m stand er mit 17 Jahren sogar erstmals neben Stefan Herbst im A-Endlauf der Männer, was ihn sichtlich mit Stolz erfüllte. In 26,66 s erfüllte er die JEM-Norm und wurde Achter der Männer. Doch der Startplatz für Belgrad ging um zwölf Hundertstel vor seiner Nase weg. Über 100 m Rücken schwamm er in 57,55 s um fünf Hundertstel an der Richtzeit vorbei. „Da fehlt es bei mir noch an den letzten zehn Metern“, gab der Schützling von Oliver Trieb zu.

Im Nachwuchs gab es für die SSG sechs Gold-, drei Silber- und fünf Bronzemedaillen. Das Fehlen von Juliane Reinhold (Angina) und Serghei Golban (Schulterverletzung) konnte von den jüngeren Jahrgängen nicht kompensiert werden. Eine positive Entwicklung in Richtung 2016 und 2020 wird immer schwieriger, da die Schwimmer wegen der drastischen Mittelkürzungen seit 2009 durch Bund, Land und Stadt ab Sommer mit einem hauptamtlichen Coach weniger auskommen müssen. Jirka Letzin, der in Berlin mit Marius Schäffner und Tommi Wolst zwei Medaillengewinner stellte, orientiert sich beruflich neu, seine Stelle wird nicht neu besetzt. Damit gibt es in Leipzig nur noch vier hauptamtliche Trainer für alle Stützpunktgruppen ab Altersklasse 11. Zum Vergleich: Bis 1990 hatte der SC DHfK 24 Schwimmtrainer. Das sagt vielleicht schon alles.Frank SchoberLVZ2011-06-07

„Man bekommt nichts geschenkt“ – Sieben Medaillen für SSG-Schwimmer bei der DM in BerlinFünf Mal Silber und zwei Mal Bronze errangen die Leipziger SSG-Schwimmer bei den deutschen Meisterschaften in Berlin. Am knappsten verpasste USA-Student Hannes Heyl eine Normzeit für die Welttitelkämpfe in Shanghai. Das Ticket zur Junioren-EM in Belgrad sicherte sich Kraulspezialist Tobias Horn. Dennoch hielten sich Freude und Ärger die Waage.

Im allerletzten Finale gestern um 16.35 Uhr wollte Hannes Heyl nach Silber über 50 Meter Schmetterling noch eins draufsetzen. Er gehörte über 100 Meter lange zum Spitzentrio, doch die Sensation gelang dem 24-Jährigen nicht ganz. Auf den letzten Metern wurden die Arme schwer, am Ende fehlten neun Hundertstel zu Bronze.

Auch Altmeister Stefan Herbst ist an seine Grenzen gestoßen. Der 33-jährige SSG-Chef-Schwimmer führte zwar die Lagenstaffel zu Silber, schaffte aber in den Einzelstrecken nur die Plätze drei, vier und zehn und verpasste das WM-Ticket für die 4×100-m-Freistilstaffel um eine Sekunde.

Über 100 m Rücken war er nach 80 Metern am Ende seiner Kräfte. Zwar wiederholte er in etwa seine Zeiten des Vorjahres. Doch das Niveau ist ein Jahr vor London deutlich angezogen, die ohnehin schon schwere vierte Olympiateilnahme ist für den Sportsoldaten momentan scheinbar unerreichbar. „So ist der Leistungssport, man bekommt nichts geschenkt“, sagte Herbst. Seit zwei Monaten trainiert er nach einem Sprint-Konzept. Dieses komme nun noch einmal auf den Prüfstand.

Zwei Silbermedaillen, und doch Tränen der Enttäuschung: So stellte sich gestern die Situation für Lisa Graf dar. Die Sportgymnasiastin schlug über 100 und 200 m Rücken jeweils deutlich als Zweite an, verpasste aber jeweils auch klar ihre Bestzeiten: „Es ist krass, dass man mit durchschnittlichen Zeiten in Deutschland Zweiter wird. Für mich ist traurig, dass ich hier langsamer geschwommen bin als im März. Irgendwas ist schiefgelaufen in der Vorbereitung – nur was?“, fragte sich die 18-Jährige, die am Sonnabend extra die Lagenstaffel weggelassen hatte, um tags darauf im Einzel zu glänzen. Doch auf ihrer Spezialstrecke 100 m Rücken fehlten zwei Sekunden zu Gold und damit zum Sprung in die WM-Lagenstaffel.

Freude pur dagegen herrschte bei Tony Wiegmann: Der 20 Jahre alte Spätstarter war im Vorjahr nach seiner ersten Jahrgangs-Medaille überwältigt, diese glänzte sogar golden. Und nun steigerte sich der 200-m-Brust-Spezialist erneut um sagenhafte drei Sekunden und errang sogar Silber bei den Männern. Zunächst freute er sich innerlich: „Aber heute Abend flippe ich aus. Ich bin total happy, bin froh, dass ich die Bestzeit aus dem Vorlauf bestätigen konnte.“ Denn die Schwimmwoche in Berlin kostete Kraft, zumal der Schwimmmeister der Sportbäder GmbH als Amateur wesentlich weniger trainiert als die Sportsoldaten, Studenten und Sportschüler.

„Nach dem Vorlauf war ich völlig sprachlos, konnte weder lachen noch weinen vor Glück.“ Vor dem Finale hatte er ein wenig Angst, dass nicht nur die Kraft fehlt, sondern auch die Renneinteilung schiefgeht. „Ich habe heut früh noch eine SMS von meinem Mental-Coach bekommen. Er meinte, ich soll mich in den Arm kneifen und alle Negativ-Gedanken beiseite schieben.“ Mit seiner roten Signal-Badekappe stellte er aber alle Signale auf Silber. Nun würde er gern in den kommenden Monaten professioneller trainieren, Gespräche mit dem Arbeitgeber stehen an.

Männer-Lagenstaffel, Silber: Stefan Herbst, Michel Ullrich, Hannes Heyl, Tobias Horn. Junioren-Medaillen, Gold: Philipp Sikatzki (100 R), Silber: Tobias Horn (200 F), Marius Schäffner (100 R), Bronze: Marie Pietruschka (200 B)Frank SchoberLVZ2011-06-06

Ein Zehntel fehlt zum großen Coup – Schmetterling Hannes Heyl überrascht mit Silber – auch die Staffel / Bronze für Stefan HerbstSilber für USA-Rückkehrer Hannes Heyl über 50 m Schmetterling sowie Bronze für Stefan Herbst über 50 m Rücken und die 4×100-m-Freistilstaffel der Damen (Carolin Sperling, Anna-Marie Macht, Saskia Donat, Stefanie Meyer): Dies war die Ausbeute der Leipziger SSG-Schwimmer am ersten großen Finaltag der deutschen Meisterschaften in Berlin.

Insgeheim hatte sich Heyl sogar den ganz großen Coup vorgenommen – Kurzbahn-Weltrekordler Steffen Deibler zu schlagen. Doch der Hamburger war mit seinem Blitzstart zu weit enteilt, am Ende fehlte dem Sachsen in starken 23,57 s eine Zehntel zu Gold und zwei Zehntel zur WM-Norm. „Wir waren zu schnell für die Anzeigetafel“, lautete Heyls erster Kommentar, diese blieb nach den 50 m Schmetterling zunächst schwarz. Doch auch optisch war der leichte Vorteil Deiblers zu erkennen.

Seit vier Jahren studiert und trainiert Heyl in Baton Rouge im US-Bundesstaat Louisiana, sein Auftritt in Berlin überrascht viele. Die SSG Leipzig musste um seinen Start kämpfen. Denn sein Name stand in keiner DSV-Bestenliste. Es mussten Protokolle aus den USA eingereicht werden, wo viele Wettkämpfe aber auf Yard- und nur die wenigsten auf 50-m-Bahnen stattfinden. Mal flog er raus aus der Startliste, mal stand er wieder drin. Der Kampf hat sich gelohnt, heute wird der ehemalige Lok-Mitte-Mann auch die SSG-Lagenstaffel bereichern.

Es sind in den vergangenen Jahren schon einige Leipziger Schwimmer in die USA gezogen, um neben dem Studium den Sport zu perfektionieren. Hannes Heyl ist der erste, der zu deutschen Meisterschaften in Top-Form zurückkommt. Rein äußerlich ist er fast der alte. Acht Kilo habe er zugenommen, „alles Muskelmasse“ fügt er schmunzelnd hinzu. Es sei eine Frage der Disziplin, am Buffet in der Mensa die Cheeseburger links liegen zu lassen: „Es gibt auch gesunde Sachen, man muss sie nur finden.“ Bei 1,83 Meter Körpergröße wiegt der Sachse nun 86 Kilo. „Die sieht man mir aber nicht an.“ Er ist halt ein Sprintertyp, für einen Schwimmer eher klein.

Er lobt die Bedingungen in den USA, will aber nicht sagen, dort sei alles besser. „Es hat sich auch in Leipzig einiges getan, seit ich weg bin“, sagt der 24-Jährige. Beispielsweise, dass die Stützpunkttrainer Eva Herbst und Oliver Trieb von Fitness-Coach Hagen Pietrek unterstützt werden, dessen Finanzierung aber immer wieder ein Kraftakt darstellt.

Schwimmen, stellt „Heyler“ klar, sei auch an seiner Uni eine Randsportart. „Man kennt mich auf dem Campus, aber richtig interessiert ist nur ein begrenzter Kreis. Das starke Football-Team der Uni sei in aller Munde, es bringt einen Umsatz von jährlich 50 Millionen Dollar: „Dabei fallen auch Gelder für fünf Schwimm-Trainer, unsere Flüge quer durchs Land und die Hotelübernachtungen mit ab.“ Unter den Schwimmern in Baton Rouge ist er dennoch eine Legende: Im März schwamm er bei den US-College-Meisterschaften über 100 Yard Schmetterling als Siebter einen Uni-Rekord. Als Finalist darf er sich ein „All American“ nennen. Das habe seit 30 Jahren kein Louisiana-Schwimmer geschafft.

In den USA schlug er gleich im ersten Jahr gut ein, stagnierte dann 24 Monate, um in dieser Saison einen gewaltigen Sprung zu machen. Seine vier Jahre Studium des Finanzsystems gehen nun zu Ende, das Stipendium läuft aus, das Training müsste er aus eigener Tasche bezahlen. Also beendet er die Karriere? „Mit dem Gedanken habe ich mich schon vertraut gemacht. Aber wenn ich die WM schaffe, hänge ich noch ein Jahr dran.“ Doch Shanghai ist aufgrund der Hammer-Normen weit weg. „Ich verstehe die Normen nicht“, sagt er. Da ist er in Berlin nicht der einzige.

Jahrgangsmedaillen, Gold: Tobias Horn (400 F), Philipp Sikatzki (50 R), Bronze: Tommi Wolst (200 L).Frank SchoberLVZ2011-06-04