Viele Fragezeichen2011-02-08

Viele FragezeichenEinige SSG-Schwimmer vor Bundesliga angeschlagen

Bis zu den deutschen Meisterschaften haben die Leipziger SSG-Schwimmer noch vier Monate Zeit. Doch sie wollen schon jetzt zu Beginn der Langbahn-Saison das eine oder andere Achtungszeichen setzen. Lisa Graf, Juliane Reinhold und Stefan Herbst ist dies am Wochenende beim Länderkampf-Sieg in Essen gegen Großbritannien teilweise schon gelungen. Mitte und Ende Februar geht es nun nach Hannover und Dortmund, wo sich das Frauen- und Männer-Team der SSG der Herausforderung erste Bundesliga stellt.

Und dieser Auftritt ist noch mit vielen Fragezeichen behaftet. Junioren-Europameisterin Juliane Reinhold kehrte krank aus Essen zurück, muss seit gestern das Bett hüten. Schwimmer sind im Winter ohnehin erkältungsgefährdet. „In Essen waren auch einige angeschlagene Athleten am Start. Da war die Ansteckungsgefahr groß", sagte Trainer Oliver Trieb, der mit einem Teil seiner Athleten einen 70 km Langlauf in Hammerbrücke absolvierte. Vor Wochenfrist war der deutsche Jugendmeister Philipp Sikatzki nach einem Wettkampf in Luxemburg krank geworden. Auch der deutsche Staffel-Meister Serghei Golban fällt seit Sonntag aus, Teamkollege Karl-Richard Hennebach gar schon seit sechs Wochen.

Also hofft Trainerin Eva Herbst für Hannover auf ein kleines Wunder. Im Gegensatz zu früheren Jahren werden die Vorkampf-Punkte im Finale übernommen, es kommt schon am Samstag auf jeden Start an. Beim Löwenpokal in der Uni-Halle zeigten einige ihrer Schützlinge nach zweiwöchigem Trainingslager ansteigende Form. Vielleicht kann zudem der Teamgeist Berge versetzen.Frank SchoberLVZ2011-02-08

SSG-Schwimmen 14 Mal im FinaleAnfang der Woche machte Eva Herbst noch einen skeptischen Eindruck. Doch im Laufe der drei Vorlauftage bei den deutschen Schwimm-Meisterschaften in Berlin hellten sich die Gesichtszüge der Leipziger Trainerin auf. „So viele Endlaufteilnehmer hatten wir lange nicht“, sagte die 59-Jährige. In Zahlen: 14 Mal greifen die SSG-Schwimmer ab heute an den drei Finaltagen nach Edelmetall, hinzu kommen vier Staffeln.

Je drei Mal sind Lisa Graf, Tony Wiegmann und Stefan Herbst in den Finals vertreten, wobei für Herbst mit Platz Neun im Freistil-Vorlauf der Sprung ins Staffel-Quartett in weite Ferne gerückt ist. Die 18 Jahre alte Sportgymnasiastin Lisa Graf räumte in den Vorläufen über 50, 100 und 200 m Rücken nebenbei drei Junioren-Titel ab. Wie erwartet sind die Zeiten der Leipziger noch ein ganzes Stück von der WM-Norm entfernt. Doch über 100 m Rücken mischt Lisa Graf im Kampf um den Platz in der DSV-Lagenstaffel ordentlich mit. Im Vorlauf war sie Dritte, die bislang Schnellste Silke Lippok hat ihr Rücken-Finale wegen der Kollision mit den 200 m Freistil abgemeldet.

Eine sehr gute Ausgangsposition im Kampf um das JEM-Ticket besitzt Tobias Horn, der über 400 m Freistil als einziger Junior im Männer-Finale steht und bereits die Norm für Belgrad unterboten hat. Nach fünf der acht Bahnen lag er sogar vor Paul Biedermann. Bei den Junioren steht derzeit sieben Mal Edelmetall für die SSG zu Buche. Insgesamt werden die Leipziger nicht an ihre Rekord-Medaillenzahl von 2010 herankommen. Zum einen sind die Messestädter in den jüngeren Jahrgängen nicht stark genug. Und nach Juliane Reinhold musste auch Sprintspezialist Serghei Golban die Segel streichen. „Er hat es in den Vorläufen drei Mal versucht“, so Eva Herbst: „Aber seine Schulterschmerzen sind zu schlimm geworden. Das ist auch schade für die Staffeln.“

Hier gibt es mit Hannes Heyl jedoch im Vergleich zum Vorjahr eine wichtige Verstärkung. Der 24-Jährige ist zudem im Einzel aussichtsreich im Rennen, denn am heutigen Tag der Sprinter geht der in den USA studierende Schmetterlings-Spezialist als Vorlauf-Zweiter ins Finale.

Junioren-Medaillen, 100 R: 2. Karl-Richard Hennebach, 50/100 R: 3. Stefanie Meyer.Frank SchoberLVZ2011-06-03

Gerüchteküche nervt
Schwimm-Olympiasiegerin Britta Steffen kehrt heute beim Weltcup in Berlin ins Wettkampfbecken zurück

Berlin. Mehr als Olympiasieg, Weltrekord sowie Gold bei Welt- und Europameisterschaften kann ein Schwimmer nicht erreichen. Britta Steffen hat all diese Ziele zwischen 2006 und 2009 erfüllt. Insofern könnte sie längst ein bequemes Leben führen, ohne Kachelzählen und ähnliche Trainings-Monotonie. Doch dies kommt für die Berlinerin nicht in Frage. Mit ihrem Wettkampf-Comeback nach 15 Monaten will sie heute und morgen beim Kurzbahn-Weltcup in ihrer Heimatstadt vor allem Gerüchten entgegenwirken, sie würde es mit ihrer erneuten Olympia-Vorbereitung für London 2012 nicht ernst meinen.

„Es hat mich total genervt, dass der Buschfunk längst mein Karriere-Ende verkündet hat", sagte die 26-Jährige gestern: „Es hieß ja, ich wolle nur noch meine Sponsoren behalten und gar nicht mehr wirklich schwimmen." Bei ihrer Rückkehr nach vielen Erkältungen und hartnäckigen Schulter-Problemen sei eines aber neu: „Ich fühle mich unheimlich befreit, weil ich alles schon erreicht habe. Ich schwimme jetzt vor allem, weil es meine Leidenschaft und mein Leben ist." Die Liebe zu Doppel-Weltmeister Paul Biedermann – beide sind seit einem halben Jahr ein Paar – beflügelt sie zusätzlich: „Wir sind seelenverwandt und haben das gleiche Ziel. Das schweißt zusammen." Der Hallenser verriet sogar, dass es zwischen beiden ein Duell gibt: „Dazu äußern wir uns aber später mal."

100 000 US-Dollar schüttet der Weltverband Fina für den Weltcup-Gesamtsieg bei Frauen und Männern aus. Nach vier von sieben Stationen stehen mit Therese Alshammar (Schweden) und Thiago Pereira (Brasilien) die Gesamtsieger so gut wie fest. Vom ganz großen Kuchen werden die deutschen Athleten nichts abbekommen, weil sie zum Großteil gerade erst aus dem Trainingslager kommen und sich ganz auf die Kurzbahn-EM und -WM in vier sowie sechs Wochen konzentrieren. Aber immerhin sind in Berlin in jeder Disziplin 3000 Dollar zu holen – und hier möchte vor allem Biedermann auf seinen Spezialstrecken 200 und 400 m Freistil zuschlagen. „Viele Punkte sind aber über 200 Meter nicht zu holen", sagt der Hallenser schmunzelnd. Das hat er sich selbst zuzuschreiben, weil er den Weltrekord vor Jahresfrist mit Neopren-Material auf 1:39,37 min pulverisierte. Deshalb wird er wohl nicht mit dem VW Scirocco heimfahren, der dem besten Athleten winkt.

Absolut keine Angst hat Britta Steffen vor der neuen Anzug-Situation. Seit Januar ist das Hightech-Material verboten, im Gegensatz zur Konkurrenz hat die Berlinerin unter diesen Umständen noch keinen Wettkampf bestritten. „Ich kann mich auch im Badeanzug über Wasser halten", ist sie sich sicher. Dieses Selbstbewusstsein hat sie spätestens seit Olympia in Peking. Dort war das DSV-Team aufgrund des Adidas-Vertrages mit einem Material-Nachteil ins Wasser gesprungen. Doch wegen ihres günstigen spezifischen Gewichts brauchte Britta Steffen keine Auftriebshilfe und holte auch in normalem Textil Doppel-Gold.

Für den Weltcup in Berlin zeigte sie sich gestern optimistisch. Sie sei zwar nur zwei Mal gemeldet, will aber vier Mal starten: In den Endläufen möchte sie unbedingt dabei sein, zumal die ARD am Sonntag live überträgt. „Ich hatte gestern im Training endlich mal wieder das Gefühl, dass ich noch schwimmen kann. Dennoch werde ich noch nicht die Beste sein. Mein Trainer meint, ich müsse auch mal das Verlieren lernen."

Eine Leipziger Finalteilnahme wäre dagegen eine Überraschung. Von der SSG gehen alle drei DM-Medaillengewinner vom Sommer an den Start. Juliane Reinhold, Lisa Graf und Stefan Herbst hoffen zwei Wochen vor der Kurzbahn-DM in Wuppertal auf eine steigende Formkurve. Vor zwölf Monaten war Rang 14 die beste Platzierung von Stefan Herbst. „Schlechter möchte ich auf keinen Fall sein", sagte der 32-Jährige, der sich im Training gut fühlte. Die anderen SSG-Teamkollegen wollen zur gleichen Zeit in Riesa möglichst viele Sachsenmeistertitel nach Leipzig holen.

Frank SchoberLVZ2010-10-30

„Paul ist gar nicht so weit weg"
Schwimmer Stefan Herbst recht zufrieden mit Weltcup-Rang sechs

So früh in der Saison mussten die Schwimmer lange nicht Farbe bekennen. Die Tickets für die Kurzbahn-EM werden schon in zwei Wochen bei den deutschen Meisterschaften in Wuppertal vergeben. Daher fand die Standortbestimmung beim Weltcup schon jetzt statt.

Für Juliane Reinhold kam dieser Vergleich in Berlin ganz besonders früh, war sie doch Ende August erst von den Olympischen Jugendspielen aus Singapur zurückgekehrt und hatte sich dann eine Pause gegönnt. Die 16-Jährige von der SSG Leipzig zeigte sich bei ihren Starts auf drei 200-m-Distanzen noch nicht konkurrenzfähig, sie schwamm aber noch im normalen Badeanzug und war durch eine Schienbeinverletzung gehandicapt.

Dagegen lief es bei SSG-Kollegin Lisa Graf deutlich besser, bei ihren vier Auftritten kam sie konstant auf die Plätze 14 bis 16. Über 50 m Rücken freute sie sich sogar über eine Bestzeit (28,50 s), auch auf den anderen Strecken erreichte sie fast ihre Leistungen der Hightech-Ära. Über 100 m Rücken war die 18-Jährige zweitbeste Deutsche, in Wuppertal gehört sie wie im Sommer zu den Medaillenkandidaten.

Altmeister Stefan Herbst stand sogar zweimal im Finale, wobei es fast vier Endlaufstarts hätten sein können. Während der europäische Verband seit geraumer Zeit alle zehn Bahnen nutzt, lässt der Weltverband Fina weiter die Randbahnen frei, so dass Herbst die zehnten Plätze über 100 m Freistil und 200 m Rücken nichts nützten. „In Rücken habe ich mich dummerweise am Ende verpokert", gestand der Sportsoldat, der über 100 m am Sonnabend als Siebter bester Deutscher war. „Der schnellste Rückenschwimmer trainiert aber schon wieder, spätestens im Sommer ist er wieder voll da", sagte der Sachse mit Blick auf den Magdeburger Helge Meeuw. Gestern ließ Stefan Herbst Rang sechs über 200 m Freistil folgen, dabei schaffte er in 1:46,03 min seine persönliche Zielvorgabe. „Paul ist diesmal gar nicht so weit weg", lautete sein persönlicher Vergleich mit dem siegreichen Biedermann, der ihm statt sieben Sekunden im Vorjahr nur knapp zwei Sekunden abnahm.

Stefan Herbst war in Berlin nicht nur als Athlet aktiv. Nachdem er sein Amt als DSV-Aktivensprecher abgegeben hat, hat er nun ein neues zeitintensives Ehrenamt. Der 32-Jährige wurde im Oktober zum neuen Vorsitzenden der SSG Leipzig gewählt. Der Leutzscher übernahm das Amt vom ehemaligen deutschen Meister Sven Guske, der nicht wieder kandidierte. Dass die Konzentration aufs Training unter der Last des Ehrenamtes leidet, denkt Herbst nicht: „Da ich bei der Bundeswehr bin, habe ich neben dem Sport Zeit dafür. Und es betrifft Dinge, mit denen ich mich ohnehin seit Jahren tagtäglich beschäftige. Ich möchte helfen, den Leipziger Schwimmsport voranzubringen." Bei der Vorstandsarbeit wird er von seinem Trainingskollegen Toni Franz unterstützt.

Frank SchoberLVZ2010-11-01

Golban-Show in Riesa
Auch ohne die drei Weltcup-Starter war die SSG Leipzig der erfolgreichste Verein bei den offenen sächsischen Kurzbahn-Meisterschaften der Schwimmer in Riesa. Die Messestädter erkämpften 18 Titel und damit die Hälfte aller Goldmedaillen in den Finals der offenen Klasse. Den 19. Titel für den Bundesstützpunkt Leipzig holte der für den SC Chemnitz startende Brustspezialist Michél Ullrich.

Besonders beeindruckend war die Golban-Show im 25-m-Becken der Elbestadt. Der Sportgymnasiast Serghei Golban feierte fünf Einzelerfolge (garniert mit fünf Bestzeiten) sowie zwei Siege mit den Staffel-Quartetts der SSG Leipzig. „Er war fast schon zu gut", meinte seine sehr zufriedene Trainerin Eva Herbst mit Blick auf die Kurzbahn-DM in knapp zwei Wochen in Wuppertal: „Serghei hätte mit den Leistungen auch beim Weltcup ordentliche Mittelfeld-Plätze belegt. Aber Riesa war der bessere Test wegen den vielen Starts." Der 17-Jährige hatte im Sommer für Moldawien an der Junioren-EM und den olympischen Jugendspielen teilgenommen. In Riesa gewann er meist mit großem Vorsprung. Knapp war Golbans Sieg über 50 m Rücken in 25,81 s gegen den gleichfalls sehr gut aufgelegten SSG-Kollegen Philipp Sikatzki (16), der sich im Vorlauf um sechs Zehntel auf 25,70 s gesteigert hatte. Zudem stellte sich JEM-Teilnehmer Tobias Horn über 200 und 400 m Freistil in guter Form vor.

Bei den Frauen feierte Saskia Donat wenige Tage nach ihrem Wechsel vom SC Magdeburg zur SSG zwei Einzel- und zwei Saffelsiege für ihren neuen Verein. Die 20-jährige Jura-Studentin trainiert seit dieser Saison in Leipzig. Für die besten Leistungen der Nachwuchs-Gruppe des Landesstützpunktes sorgten Caroline Pohle und Tommi Wolst.

Frank SchoberLVZ2010-11-02

Post-Athlet gewinnt Stundenschwimmen
Christoph Wippich vom Postschwimmverein Leipzig hat die 18. Auflage des Leipziger Stundenschwimmens gewonnen. Der 22-Jährige absolvierte in der Schwimmhalle Kirschbergstraße in 60 Minuten gut 166 Bahnen beziehungsweise 4155 Meter. Am Ende hatte er 31 Meter Vorsprung auf seinen 23 Jahre älteren Vereinskollegen Heiko Rudolf. Triathlet Olaf Ueberschär (SV Handwerk) schaffte eine Woche nach seinem starken Marathon-Auftritt in Athen 3835 Meter. Beste Frau war Gudrun Vollstädt (SG MoGoNo) mit 3713 Metern. Eine hervorragende Leistung zeigte auch ihre Mutter Gisela Schöbel-Graß. Die 84-Jährige erreichte stolze 2,3 Kilometer.
Frank SchoberLVZ2010-11-09

Sächsische Team für die Olympiavorbereitung 2012
Kultusminister Roland Wöller hatte geladen – und die besten sächsischen Sommersportler und deren Trainer ließen gestern ausnahmsweise einmal eine Trainingseinheit weg, um in die Dresdner Frauenkirche sowie anschließend ins Hilton-Hotel der Landeshauptstadt zu kommen und die Anerkennung für ihre diesjährigen Leistungen entgegenzunehmen. Höhepunkt war der Blick über Dresden bei klarer Sicht und Sonnenuntergang vom Turm der Frauenkirche. Aber auch das Essen ließen sich die wie immer ausgehungerten Athleten schmecken. Beim offiziellen Festakt wurde das sächsische Team für die Olympia-Vorbereitung 2012 benannt. Aus Leipzig wurden unter anderem die Kanuten Jan Benzien, David Schröder, Frank Henze und Schwimmerin Juliane Reinhold geehrt, die allesamt auch zum LVZ-Projekt 12-4-12 gehören. Dagegen waren Kanu-Weltmeisterin Tina Dietze (Trainingslager in Florida) und Wasserspring-Vizeeuropameister Stephan Feck („Biwak“ bei der Bundeswehr) verhindert.
Frank SchoberLVZ2010-11-10

Tickets für Eindhoven und Dubai hart umkämpft
SSG-Schwimmer reisen hochmotiviert zur Kurzbahn-DM nach WuppertalDrei Medaillen vor zwölf Monaten in Essen, die doppelte Anzahl im Sommer in Berlin: Hält der Aufwärtstrend der Leipziger Schwimmer ab heute bei den deutschen Kurzbahn-Meisterschaften in Wuppertal an? Lisa Graf, Juliane Reinhold und Stefan Herbst (alle SSG) sind erneut Einzelmedaillen zuzutrauen. Besonders heftig sind aber in diesem Jahr die Normen für die Kurzbahn-EM Ende des Monats in Eindhoven sowie für die WM zwei Wochen später in Dubai. Topstar Paul Biedermann aus Halle spricht sogar von den härtesten Normen der Welt.

Während der Weltcup-Serie haben in den vergangenen Wochen sieben Deutsche eine Norm für Eindhoven erfüllt. Bundestrainer Dirk Lange rechnet letztlich mit 20 bis 25 EM-Startern. Für Leipzigs Altmeister Stefan Herbst wäre es die elfte Teilnahme, doch der 32-Jährige weiß: „Es wird verdammt schwer."

Die vermeintlich leichteste Norm im Bereich seiner Bestzeit ist die über 200 m Freistil. Doch hier ist der zweite Platz hinter Biedermann hart umkämpft, Herbst gilt nicht gerade als Favorit für Silber. Also könnte Plan B greifen: „Ich will mich irgendwie in die Staffel mogeln." Was natürlich nicht wörtlich gemeint ist. Dafür hat der Sportsoldat zwei Chancen: Als Sieger über 50 m Rücken wäre er im Lagen-Quartett, mit Platz vier über 50 m Freistil käme er in die Kraul-Staffel. Für Dubai aber kommen die 200 m Freistil wieder ins Spiel: Denn dort will der DSV in der 4×200-m-Staffel angreifen, der Bundestrainer hob die Bedeutung des Staffel-Projektes London 2012 in den vergangen Tagen mehrfach hervor.

Die besten Leipziger Frauen Lisa Graf und Juliane Reinhold wollen in Wuppertal vorn mitmischen, ein EM-Ticket ist (noch) nicht das primäre Ziel. Die inzwischen 18-jährige Lisa Graf hat sich in den letzten Jahren Stück für Stück nach vorn gekämpft, vorläufiger Höhepunkt war ihr dreifacher Medaillengewinn bei der Sommer-DM in Berlin. An gleicher Stelle deutete die Schkeuditzerin vor zwei Wochen beim Weltcup mit Bestzeiten sowie den nationalen Rängen zwei bis vier an, dass auf den Rückenstrecken nach überstandener Angina erneut mit ihr zu rechnen ist.

Nur mit den 200 Metern war sie noch nicht so zufrieden. „Dabei dachte ich nach dem Sommer, dass dies ab jetzt meine Strecke ist." Doch eine Erklärung war schnell gefunden: Das Training steckte der Sportgymnasiastin noch in den Knochen. Ausgeruht soll es am Wochenende wesentlich besser laufen. Da Lisa Graf nicht gerade als Start- und Wendenspezialistin gilt („Meine Drehungen sind immer noch zu langsam"), liegt die Konzentration noch mehr als bei den anderen auf der langen Bahn im Sommer. Dennoch wird sie in der modernisierten Schwimm-Oper an der Wupper wie alle Leipziger alles geben – und möglichst aufs Treppchen kommen.

Frank SchoberLVZ2010-11-11

Platz vier zum Kurzbahn-Auftakt
Am Ende reichte es zur Bestzeit, aber nicht ganz zur Medaille: In einem spannenden Rennen über 400 m Lagen kam die Leipziger SSG-Schwimmerin Juliane Reinhold gestern zum Auftakt der Kurzbahn-DM in Wuppertal in 4:42,14 min auf Platz vier. 250 Meter lang hatte die 16-Jährige Tuchfühlung zur Spitze, dann ließen die Kräfte ein wenig nach. Beim Zielanschlag fehlten 1,8 s zu Bronze.

Es gewann die Dortmunderin Nina Schiffer (4:36,46) vor Titelverteidigerin Theresa Michalak aus Halle (4:38,33). Wohl auch aufgrund des frühen Meisterschafts-Termins kamen die Besten nicht an ihre Vorjahres-Zeiten heran. Juliane Reinhold hatte diese Strecke vor einem Jahr nicht bestritten und anschließend jeweils Silber über 100 und 200 m Lagen geholt.

Frank SchoberLVZ2010-11-12

Goldener Freitag in Wuppertal
Gold für Stefan Herbst über 50 m Rücken, Gold für die Männer-Freistilstaffel, Bronze für Lisa Graf über 200 m Rücken: Die Schwimmer der SSG Leipzig trumpften gestern bei deutschen Kurzbahn-Meisterschaften in Wuppertal groß auf. Insgesamt standen neun Messestädter in den Finals. Da gab es für Trainerin Eva Herbst nur einen Kommentar: „Wahnsinn!"

14 Jahre nach seinem ersten Männer-Titel in Uelzen stand Stefan Herbst wieder auf dem obersten Treppchen. Doch der 32-Jährige hatte alle Mühe, in der Schwimm-Oper das Wasser an der Leiter zu verlassen. Gleich mehrere Versuche brauchte der völlig ausgepumpte Kapitän und Vorsitzende der SSG Leipzig. Die zwei Bahnen Rücken waren dabei nicht das Problem. Hier hatte er schon den Vorlauf mit einer Top-Zeit dominiert, im Endlauf ging es „nur" noch um Gold.

Doch das Finale wurde fast zum Harakiri-Spiel, denn der Leutzscher mutete sich eine gefährliche Doppel-Belastung zu: Um 16.05 Uhr sprang er neben Paul Biedermann über 200 m Freistil ins Wasser und wurde Vierter. Schon hier musste Herbst alles aus sich herausholen, um seine Staffel-Chance für die WM in Dubai zu wahren. Um 16.23 Uhr – gleich im nächsten Männer-Wettbewerb – ging es um den Titel im Rückensprint. Zwar lag vorher noch die Freistil-Siegerehrung, doch weil der völlig erschöpfte Biedermann-Bezwinger Markus Deibler noch gar nicht wieder unter den Lebenden weilte, fiel das geplante Siegerinterview aus – und die Pause für Stefan Herbst verkürzte sich um drei Minuten.

Dennoch rettete der dreifache Olympiateilnehmer mit seinem langen Arm sechs Hundertstel Vorsprung auf den 15 Jahre jüngeren Kontrahenten Christian Diener (Cottbus) ins Ziel. Damit dürfte der Sportsoldat für die Kurzbahn-EM in zwei Wochen in Eindhoven so gut wie qualifiziert sein. „Ich habe vorher gewusst, dass es hart wird. Aber mit den Plätzen vier und eins habe ich mein Ziel in beiden Strecken erreicht", sagte Stefan Herbst.

Der Tag war damit noch nicht gelaufen: 90 Minuten später hing die nächste Goldmedaille um den Hals von Herbst, es war seine fünfte bei nationalen Kurzbahn-Meisterschaften. Diesmal begleiteten ihn drei glückliche junge Männer aufs Podest: Denn auch Karl-Richard Hennebach (18), Serghei Golban und Tobias Horn (beide 17) – alle kommen vom SSV Leutzsch – verteidigten über 4×50 m Freistil für die SSG ihren ersten Platz des Vorlaufes. „Wenn uns das vorher einer gesagt hätte, hätte ich gemeint: Träum weiter", sagte eine glückliche Eva Herbst: „Mit etwas Glück hatte ich auf Bronze gehofft." Herbst führte sein Team an zweiter Position schwimmend von Platz vier auf eins, war aber eine Zehntel langsamer als im Vorlauf. Dafür steigerten sich seine Staffelkollegen: Am meisten Tobias Horn als Schluss-Schwimmer. Der Mittelstrecken-Spezialist war sieben Zehntel schneller als am Vormittag. Golban und Hennebach hatten sich über 50 m Rücken nach ihren Plätzen sechs und acht noch geärgert, doch am Ende strahlten sie mit der Goldmedaille um die Wette. Golban war zudem starker Vierter über 50 m Schmetterling, die Frauen-Staffel kam auf Platz fünf.

Am Vorabend ihres 18. Geburtstages war auch Lisa Graf über ihre hart erkämpfte Bronzemedaille über 200 m Rücken happy. „Die Beine waren am Ende schwer und die Wenden haben auch nicht alle geklappt. Aber ich habe mich durchgebissen", sagte die Sportgymnasiastin, die drei Hundertstel Rückstand zu Silber und acht Hundertstel Vorsprung auf Rang vier hatte.

Frank SchoberLVZ2010-11-13