Extra-Lob des Bundestrainers Schwimmerin Juliane Reinhold mit zwei Medaillen und vielen Eindrücken aus Singapur zurück2010-08-30

Extra-Lob des Bundestrainers Schwimmerin Juliane Reinhold mit zwei Medaillen und vielen Eindrücken aus Singapur zurückZwei Wochen Singapur sind für Juliane Reinhold Vergangenheit. Mit vielen Eindrücken und zwei Medaillen (Silber und Bronze) kehrte die SSG-Schwimmerin – sie war die einzige Leipziger Teilnehmerin – von den ersten olympischen Jugendspielen zurück.

Über Für und Wider des größten Wettbewerbs für Nachwuchssportler ist viel diskutiert worden. Wenn man die leuchtenden Augen der Sport-Mittelschülerin sieht, wie sie begeistert von ihren Erlebnissen berichtet, dann kann man einfach nichts Negatives an den Jugendspielen finden. Wenn die 16-Jährige demnächst in der Straßenbahn oder im Supermarkt wieder in mürrische Gesichter blickt, wird sie sich zurücksehnen. „Die Leute in Singapur waren unglaublich freundlich, haben uns ständig viel Glück und Erfolg gewünscht", berichtet die gebürtige Jenaerin: „Diese Freundlichkeit hat alles aufgelockert. Dadurch sind wir ohne großen Druck in die Wettkämpfe gegangen." An Singapur fand sie vor allem das viele Grün bemerkenswert: „Bei der Ankunft sieht man vor allem erst mal Hochhäuser ohne Ende. Aber dann fühlt man sich mitten in der Stadt wie im Dschungel."

In der Organisation – dies bestätigten die Bundestrainer und Funktionäre – gab es gegenüber „richtigen" Olympischen Spielen keine Abstriche. Ob es das olympische Dorf mit seinem riesigen, 24 Stunden geöffneten Speisesaal war, die Sicherheitsvorkehrungen oder die Extra-Spur für die Olympia-Busse: Alles wurde für die 14 bis 18 Jahre alten Olympioniken getan. Apropos Alter: Als die Leipzigerin die asiatischen Turn-Küken traf, dachte sie für einen Moment, der Kindergarten sei auch startberechtigt. Andererseits klagten deutsche Kampfsportler zum wiederholten Mal, dass einige bärtige Kontrahenten die „ewige Jugend" gepachtet hätten. Die Organisation klappte nur bei der Abschlussfeier nicht mehr, als 3600 Sportler über einen schmalen Steg gehen sollten – und der Steg langsam im Wasser verschwand. „Da hatte ich kurz Angst und musste an die Loveparade in Duisburg denken." Die Sache ging mit nassen Schuhen und Hosen glimpflich ab.

Besonders stolz ist der Schützling von Trainer Oliver Trieb, dass es mit zwei Staffelmedaillen (Bronze über 4×100 m Lagen und Silber über 4×100 m Freistil) geklappt hat. Das Kraulquartett brachte Jule als Startschwimmerin sogar in Führung, erst am Ende zogen die Chinesinnen vorbei. „Mein bestes Rennen waren aber die 200 m Freistil." Gerade als Achte ins Finale gekommen, gab sie nach zwei erfolgreichen deutschen Meisterschaften und der Junioren-EM in Helsinki noch einmal alles, steigerte sich um zwei Sekunden und wurde Fünfte. „Da hat mich der Bundestrainer besonders gelobt. Das hatte er mir nicht zugetraut", erzählt Juliane Reinhold, deren gleichaltrige Freundin Silke Lippok nach ebenso langer Saison bei der EM in Budapest sogar Einzel-Silber holte.

Dass in Funktionärs-Reden der Spaß an der Freude dem Leistungsgedanken vorgezogen wurde, stört sie ein wenig. Die Sportler indes seien stolz: Alle acht deutschen Schwimmer kamen mit Edelmetall zurück. Juliane Reinhold hat in ihrer Sammlung nun schon Gold bei den europäischen Jugendspielen 2007 in Belgrad, drei Medaillen bei der Junioren-EM 2009 in Prag, drei Mal Gold und ein Mal Bronze bei der diesjährigen Junioren-EM in Helsinki sowie die zwei Singapur-Medaillen, die sie besonders schön findet. Der deutsche Meistertitel über 400 m Lagen hat einen besonderen Platz in ihrem Herzen. „Darauf werde ich am häufigsten angesprochen." Dieser Sieg ist der ideale Einstieg in die offene Klasse. Denn mit dem Kapitel Singapur geht auch die (schwimmerische) Jugendzeit zu Ende. Ab sofort wird sie immer häufiger mit den schnellsten Frauen gemessen. Den Vergleich kann sie selbstbewusst in Angriff nehmen.Frank SchoberLVZ2010-08-30

Drei SSG-Schwimmer beim LänderkampfVor einer Woche kehrte er vom vierwöchigen Trainingslager auf Teneriffa und Lanzarote zurück, wurde tags darauf erstmals Sportler des Jahres in Leipzig. An diesem Wochenende steht Stefan Herbst vor der ersten Wettkampf-Bewährungsprobe des WM-Jahres 2011. Der 32-Jährige startet in Essen beim Schwimm-Länderkampf gegen Großbritannien. Nach der Absage von Weltmeister Paul Biedermann soll Herbst für den DSV auf fünf Strecken Punkte einheimsen, darunter sind drei Staffeln. Ihren ersten DSV-Einsatz bei den Erwachsenen hat Lisa Graf, die ebenfalls den kompletten Januar auf den Kanaren trainierte und in Essen die drei Rücken-Distanzen absolviert. Als dritte Leipzigerin ist die deutsche Meisterin Juliane Reinhold (alle SSG) über 200 und 400 m Lagen gemeldet.Frank SchoberLVZ2011-02-05

Graf, Sperling und Prietzsch mit vier TitelnEs ging deutlich aufwärts in den letzten Wochen bei Stefan Herbst: Der 32-jährige Schwimmer von der SSG Leipzig steigerte sich von Wettkampf zu Wettkampf, bereitete sich akribischer denn je auf die EM-Qualifikation vor. Doch am Donnerstag knickte er im Trainingscamp auf dem Rabenberg um („eigene Dummheit") und musste die offenen Sachsenmeisterschaften in der Uni-Halle wegen Schmerzen im Fuß- und Kniegelenk sausen lassen. Dennoch holten die Messestädter 20 Titel, wobei der Wahl-Leipziger Aleksandre Bakhtiarov aus Zypern mit 24,74 s über 50 m Schmetterling die deutlich beste Leistung erzielte.

Einigen wie der vierfachen Sachsenmeisterin Lisa Graf fehlte noch die Frische, um edle Zeiten ins Edelstahlbecken der Uni-Schwimmhalle zu zaubern. Andere verdienten sich bereits einen Smiley im Buch der Trainerin Eva Herbst. Carolin Sperling, die ebenfalls vier Titel abräumte, war über 100 m Freistil (58,11) schon fast so schnell wie vor Jahresfrist mit Hightech-Schwimmanzug. In ihrem Sog erkämpfte sich Anna-Marie Macht (59,00) eine gute Ausgangsposition, um in die aussichtsreiche SSG-Staffel zu rücken, die in knapp zwei Wochen in Berlin wie im Vorjahr um die DM-Medaillen mitschwimmen will.

Auch unter die Siegerzeit von Tony Wiegmann über 200 m Brust kam ein lächelndes Gesicht ins Buch. Der 19-Jährige ging beherzt an, schüttelte die schnellen Chemnitzer Brust-Sprinter sofort ab und hatte im Ziel sechs Sekunden Vorsprung. „Wenn ich bis Mittwoch meine letzten Prüfungen weg hab, bin ich hoffentlich noch etwas freier im Kopf", sagte der angehende Schwimmmeister, der seine Bestzeit um fünf Sekunden steigerte.

Das spannendeste Duell der Titelkämpfe lieferten sich über 100 m Schmetterling die Leipziger Peter Dittrich und Frank Förtsch, der seine Leistungssport-Karriere beendet hat und vergangene Woche für die Bergakademie Freiberg den deutschen Hochschul-Titel errungen hat. Bei der Wende hatte Dittrich noch über eine Sekunde Vorsprung, dann flog Förtsch heran. Im Ziel leuchteten sieben Hundertstel Unterschied auf, doch weil die Namen auf der Anzeigetafel ausgefallen waren, wussten beide nicht, wer eigentlich gewonnen hat. Umso größer später der Jubel bei Förtsch, der auf die DM verzichtet und Dittrich eine möglichst große Steigerungsrate wünscht.

Nachdem der Abi-Stress vorbei ist, befindet sich auch Riccardo Prietzsch auf dem aufsteigenden Ast. Der von Lok Mitte stammende SSG-Mann sicherte sich bei vier Starts vier Goldmedaillen und meinte: „Qualität ging diesmal für mich vor Quantität. Das hat gut geklappt." Doch abgerechnet wird in zwei Wochen in Berlin.Frank SchoberLVZ2010-06-21

Freiwasser-Schwimmer mit Doppel-BronzeUwe Bodusch (Post SV) holte bei den deutschen Freiwasser-Titelkämpfen der Schwimmer in Straußberg Bronze über 2,5 und 5 km der Altersklasse 30. Der Vorjahreszweite Daniel Weiß (SV Automation) kam in der AK 16 auf die Plätze sieben und acht.fsLVZ2010-06-28

Der schwere Weg nach Singapur
SSG-Schwimmerin Juliane Reinhold einzige Leipziger Starterin bei der Premiere der Olympischen Jugendspiele
Leipzig. Die Mannschaft ist klein. Die Qualifikations-Hürden waren hoch. Doch Juliane Reinhold hat es geschafft, als einzige Leipziger Nachwuchsathletin wurde die Schwimmerin gestern vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) ins 70-köpfige Team für die Premiere der Olympischen Jugendspiele in Singapur berufen. Die 16-Jährige von der Sport-Mittelschule ist eine von drei Sachsen im Aufgebot, über ein Ticket nach Asien freuen sich auch Leichtathletin Rebekka Haase aus Thum und Rennkanute Tom Liebscher aus Dresden.

Zudem ist die Riesaer Brustschwimmerin Lina Rathsack eine heiße Kandidatin für den letzten freien Platz im achtköpfigen Schwimm-Team. Dieser wird Ende der Woche nach den deutschen Meisterschaften vergeben. Schließlich kommt mit dem Dresdner Ulf Tippelt auch der Chef de Mission aus dem Freistaat. Und der Leipziger SSG-Schwimmer Serghei Golban wird für Moldawien antreten.

Für Juliane Reinhold bedeutet die Nominierung Rückenwind für die heute beginnenden Meisterschaften in Berlin. Danach geht es Schlag auf Schlag für die mehrfache deutsche Jahrgangsmeisterin: Mitte Juli startet sie bei den Junioren-Europameisterschaften in Helsinki, wo der Schützling von Oliver Trieb Gold mit der Freistilstaffel verteidigen will sowie weitere Einzel- und Staffelstarts absolviert. Statt Urlaub folgt danach ein weiteres Trainingslager in Heidelberg.

Für Juliane Reinhold war die Qualifikation kein Selbstläufer. Zum einen gehört ihre stärkste Disziplin 400 m Lagen in Singapur nicht zum abgespeckten Programm. Zum anderen hatte der Schwimm-Weltverband Fina nur bestimmte internationale Meetings für das Erreichen der Normen zugelassen. „Dort war es aber schwierig, die Zeiten zu erreichen. Zum einen war Jule häufig krank – und der Formaufbau war stets auf die deutschen und Junioren-Europameisterschaften ausgerichtet", erklärt Trainer Oliver Trieb.

Obwohl sie keine ausgemachte Kraul-Spezialistin ist, erreichte die Leipzigerin ihre Normzeiten letztlich bei der Junioren-EM 2009 in Prag über 100 und 200 m Freistil. Dies erwies sich im Nachhinein als taktisch richtig: Denn in Singapur ist Deutschland als eine von 16 Top-Schwimmnationen in den Freistilstaffeln gesetzt. Für die Jugendlichen wird auch eine Mixed-Staffel angeboten, in der zwei Jungen und Mädchen um die Medaillen kämpfen. Da die schnellste Kraulerin Silke Lippok (Pforzheim) bereits für die EM der Erwachsenen im August in Budapest vorgesehen ist, setzt der DSV in Singapur umso stärker auf die Leipzigerin.

Auch in allen anderen Sportarten war die Qualifikation schwierig. Meist fiel die Vorentscheidung schon im Vorjahr, vielfach haben die größten Leipziger Talente – wie im Judo, Kanu oder Wasserspringen – nicht den passenden Geburts-Jahrgang. Die meisten deutschen Teilnehmer (16) kommen aus der Leichtathletik. Insgesamt stehen 201 Entscheidungen an, Deutschland ist in 20 der 26 Sportarten vertreten. Insgesamt 3600 Athletinnen und Athleten erleben die Premiere in Singapur.Frank SchoberLVZ2010-06-30

Paukenschlag – Schwimmerin Juliane Reinhold holt überraschend DM-GoldBerlin. Damit hatte niemand gerechnet, die 16-jährige Leipzigerin am allerwenigsten: Einen Tag nach ihrem vierten Platz über 200 m Lagen stand Juliane Reinhold gestern bei den deutschen Meisterschaften in Berlin plötzlich zum ersten Mal in ihrer Karriere bei den Erwachsenen auf dem obersten Treppchen. Über 400 m Lagen steigerte die SSG-Schwimmerin ihre Bestzeit um vier Sekunden und düpierte die Konkurrenz.

Schmetterling hatte sie als Fünfte eröffnet, auf der Rückenlage schob sie sich auf Platz zwei, um beim Brustschwimmen unwiderstehlich davonzuziehen. Und über 100 m Kraul blieb sie locker und wehrte alle Angriffe ab. „Jule ist schön sauber und ruhig geschwommen. Das Technik-Training der letzten Wochen hat sich im Brust-Abschnitt bezahlt gemacht", so Trainer Oliver Trieb.

Die Familie in Leipzig-Grünau war vollends aus dem Häuschen. „Sonst brüllt ganz Grünau, wenn Deutschland im Fußball ein Tor schießt. Da darf ich auch mal brüllen, wenn meine Tochter deutsche Meisterin wird", sagte Mutter Uta, die das Rennen im Internet live verfolgte. Danach war bei Reinholds eine Stunde lang die Telefonleitung besetzt, die elf Geschwister der Meisterin riefen begeistert an. Vater Hannes konnte es kaum fassen, über den großen Erfolg sofort im Videotext zu lesen.

Für die Mutter war es ein überwältigendes Gefühl und ein Moment der Besinnung: „Es war nicht immer leicht, vor allem mit der Finanzierung ihres Sports. Aber es hat sich alles gelohnt", sagte sie. Vor fünf Jahren war die Familie wegen der Schwimm-Laufbahn der Tochter von Jena nach Leipzig gezogen. 2006 stellte Juliane mit zwölf Jahren ihren ersten deutschen Altersklassenrekord auf, über 100 m Schmetterling entthronte sie damals Franziska van Almsick. Gestern verpasste sie den 21 Jahre alten Rekord der DDR-Schwimmerin Grit Müller um eine Sekunde. Die Fachwelt war erstaunt, mit welcher Cleverness die zweitjüngste Final-Teilnehmerin das Feld beherrschte.

„Das Finale hat einfach nur Spaß gemacht. Es war eine sehr gute Vorbereitung auf die Jugend-EM in Helsinki", sagte Juliane, die sich auf Platz acht der europäischen Jahresbestenliste bei den „Großen" schob. Urplötzlich war sie ein Thema für die EM in Budapest. Doch die Sport-Mittelschülerin freut sich auf die olympischen Jugendspiele in Singapur. Und Bundestrainer Dirk Lange deutete an, dass sich daran nichts ändert: „Ich registriere mit Freude, wie toll sie sich entwickelt. Aber es bleibt sicher dabei." Budapest und Singapur überschneiden sich terminlich, nur einer der beiden Höhepunkte ist möglich. Ihre gute Form stellte die Meisterin auch als SSG-Schluss-Schwimmerin der 4×200-m-Freistilstaffel unter Beweis, die sie vom fünften noch auf den vierten Platz führte.

Während Juliane Reinhold gestern die kräftezehrende Königsdisziplin gewann, geht es heute weiter mit den 50-Meter-Finals. Im Rückensprint zog Lisa Graf (SSG) in 29,39 s als Zweite ins Finale, dabei gewann sie ihre zweite Junioren-Goldmedaille. Stefan Herbst erreichte in 50,31 s als Sechster das Finale über 100 m Freistil.Frank SchoberLVZ2010-07-02

Silberne Gräfin, hölzerne Staffeln – Leipziger Schwimmerin Lisa Graf DM-Zweite / Freistil-Quartetts auf Rang vierBerlin. Schwimm-Weltmeister Paul Biedermann will endlich loslegen. „Die vielen Vorlauf-Tage nerven mich", sagte der Freistilspezialist, der es bislang bei den deutschen Meisterschaften ruhig angehen ließ. Doch am Wochenende will er über 200 und 400 m Freistil an die Spitze der Weltrangliste stürmen und auch die 100 m gewinnen.

Da bislang nur wenige Finals stattfanden, wurde der Überraschungssieg der Leipzigerin Juliane Reinhold über 400 m Lagen umso stärker wahrgenommen, erstmals stand die 16-Jährige im Fokus der Medien. „Ich habe alle Fragen locker beantwortet, konnte letzte Nacht super schlafen", so die Schülerin, die gestern als Fünfte über 200 m Freistil die Europameisterschafts-Staffel für Budapest knapp verpasste. „Das war nie mein Ziel, ich freue mich auf die Junioren-EM in Helsinki und die Jugendspiele in Singapur."

Die zweite Einzelmedaille für die SSG Leipzig errang gestern Lisa Graf, die über 50 m Rücken ihren zweiten Vorlauf-Platz verteidigte und in 29,13 Sekunden persönliche Bestzeit schwamm. „Das war so krass", sagte sie unter Freudentränen: „Das ganze Rennen lief einfach super." Zur EM-Norm fehlten knapp vier Zehntel, Reserven sieht die Sportgymnasiastin beim Start: „Da fehlt mir vor allem die Sprungkraft. Ich arbeite schon eine Weile daran, das ist eine langfristige Angelegenheit", so die 17-Jährige, die sich nach der knapp verfehlten Junioren-EM 2008 Stück für Stück an die Spitze herankämpft.

Für Stefan Herbst ging gestern eine Ära zu Ende. Seit 1998 stand er bis auf eine krankheitsbedingte Absage in jedem DM-Finale über 200 m Freistil, vor dem -Aufstieg von Paul Biedermann war der Leipziger häufig Meister. Doch gestern meldete der 32-Jährige nach einem sechsten Rang im Vorlauf seine Final-Teilnahme ab. Damit steht fest: Herbst versucht sein (EM-)Glück am Sonntag (15 Uhr) über 100 m Rücken, wo er im Vorlauf Schnellster war. Beide Finals finden innerhalb von fünf Minuten statt, ein Doppelstart ist ausgeschlossen.
Obwohl er mit sich im Reinen war, kam er doch kopfschüttelnd aus dem Ausschwimmbecken: „Das gibt es eigentlich nicht, auf der Hauptstrecke abzumelden. Es war keine leichte Entscheidung." Doch mit 1:50,37 Minuten war er für den eigenen Geschmack zu langsam, fünf Kontrahenten schwammen deutlich unter 1:50. „Ich war etwas erschrocken, dass ich nach der ersten Bahn klar vorn lag. Doch da hätte ich weiter Druck machen müssen", sagte Herbst. Seine Zeit wollte er nicht allein auf das Anzug-Verbot schieben: „Ich kann auch in Hose schneller schwimmen, das habe ich im Mai mit 1:45 auf der Kurzbahn gezeigt."

Eine weitere Chance auf ein EM-Ticket bietet sich heute über 100 m Freistil. „Ich muss mutig angehen, das habe ich in der Staffel schon probiert, da bin ich volles Risiko geschwommen." Immerhin errang das SSG-Quartett ohne den erkrankten Riccardo Prietzsch Platz vier, zu Bronze fehlte nur eine Sekunde. Herbst (49,74) wirkte auf den letzten 30 Metern fest. Da wird es heute wohl auf weniger Risiko hinauslaufen.Die Holzmedaille gab es auch für das 4×100-m-Freistil-Quartett der Frauen. Den SSG-Staffeln fehlt in diesem Jahr ein Quäntchen Glück.Frank SchoberLVZ2010-07-03

Mit Rücken-Gold ins EM-Team Stefan Herbst in Budapest dabei / Leipziger Frauen-Staffel jubelt über SilberBerlin. Doppel-Weltmeister Paul Biedermann verlässt die Titelkämpfe in Berlin nach zähem Beginn als dreifacher deutscher Meister und Weltjahresbester über 200 m Freistil. Freundin Britta Steffen sagte wegen einer schweren Bronchitis endgültig ihre EM-Teilnahme in Budapest ab. Am Abschluss-Tag hatten die Leipziger mehrfach Grund zum Jubeln: Stefan Herbst qualifizierte sich als Meister über 100 m Rücken für die EM. Insgesamt holten die SSG-Schwimmer der Messestadt zweimal Gold, dreimal Silber und einmal Bronze.
Vergleiche mit dem Fußball haben derzeit Hochkonjunktur. Also sagte Sportdirektor Lutz Buschkow gestern nach dem EM-Aus für Britta Steffen: „Joachim Löw hat seine Zielstellung auch nicht geändert, als Michael Ballack ausfiel. Und wir kämpfen auch ohne Britta nach wie vor in Budapest um elf Medaillen und 20 Finalplätze."
Ob der Deutsche Schwimm-Verband damit seine führende Position in Europa behaupten kann, ist jedoch fraglich. Im Gegensatz zum Löw-Kader erscheint die Personaldecke momentan recht dünn. Jedoch zeigte Rekord-„Torjäger" Paul Biedermann, dass erneut mit ihm zu rechnen ist – in diesem Jahr wie alle anderen in Badehose statt Turbo-Anzug.
Dieser fehlte Stefan Herbst deutlich auf den Kraulstrecken, auf denen er die Europameisterschafts-Staffeln verpasste. Doch der 32-Jährige hatte noch ein heißes Eisen im Feuer: Die 100 m Rücken, die er bereits im Vorlauf dominiert hatte. Gestern gewann der Kapitän der SSG auch das Finale, in dem er kämpfen musste wie noch nie. Es war sein sechstes Rennen, die fünf zuvor hatten an den Kräften gezehrt.
„Ich bin schon bei der 50-Meter-Marke Bestzeit angegangen. Deshalb war nach 75 Metern Pumpe. Ich habe die letzten beiden Leinen 15 und fünf Meter vor dem Ziel herbeigesehnt. Doch die kamen und kamen einfach nicht", sagte der dreifache Olympiateilnehmer, der nun als Rückenschwimmer der Lagenstaffel seine dritte Langbahn-EM erleben wird. Die Entscheidung gegen die 200 m Freistil war richtig.
In Budapest könnte er auch über 50 m Rücken antreten. Auf den Sprint hatte er in Berlin verzichtet: „Das hätte wegen der harten EM-Norm keinen Sinn gehabt, obwohl ich wahrscheinlich auch hier Deutscher Meister geworden wäre."
Mutter und Trainerin Eva Herbst hatte schon länger damit geliebäugelt, dass Stefan auf die Rückenstrecken ausweichen muss, um in der Nationalmannschaft zu bleiben: „Auf der Kurzbahn hat er es ja schon häufig bewiesen. Und in diesem Jahr war die Chance groß, weil einige Rückenschwimmer aufgehört haben."
Auf seine Vorgänger traf der Leipziger unmittelbar nach seinem Einzelsieg in der Lagenstaffel. Herbst hielt Helge Meeuw (Magdeburg) und Steffen Driesen (Dormagen) in Schach, doch das SSG-Quartett hatte mit Rang vier am Ende erneut Pech.
Umso größer war danach der Jubel bei den Frauen, weil Schluss-Schwimmerin Carolin Sperling den von Lisa Graf, Anna-Marie Macht und Juliane Reinhold erkämpften Bronzeplatz verteidigte. Da der SV Halle disqualifiziert wurde, gab es sogar noch Silber für das SSG-Quartett. Somit freuen sich die Leipziger nach der DM-Woche über zwei Titel sowie insgesamt sechs Medaillen. Im Vorjahr gab es vier, Gold war nicht darunter. Gleich vier Mal Edelmetall holte die 17-jährige Lisa Graf, die sich vor allem bei ihrer Silbermedaille über 200 m Rücken gewaltig steigerte und die Europameisterschaft nur um eine Sekunde verpasste.
Frank SchoberLVZ2010-07-05

Typen, Trubel, Temperamente:Wenn das kein Grund zum Feiern ist: 36 Medaillen, davon 18 goldene, holten die 15 besten Leipziger Schwimmer bei den verschiedenen Deutschen Meisterschaften der vergangenen Wochen. Schon einen Tag nach den Triumphen von Berlin luden die Startgemeinschaft SSG und der Förderverein Vesch zum Empfang der Medaillengewinner. Landessportbund-Vize Christian Dahms verblüffte mit einer ganz besonderen Laudatio: „Die Schwimmer haben den Nibelungen-Schatz gehoben", sagte er in Anspielung an das viele gewonnene Gold. Und er baute die Namen der Medaillengewinner geschickt in seine Interpretation der Sage ein. Der 32-jährige Stefan Herbst, der bei der EM in Budapest dabei ist und sogar bis London 2012 weitermachen will, war ebenso erwähnt wie die Junioren-EM-Starter Juliane Reinhold, Serghei Golban, Tobias Horn und Karl-Richard Hennebach, für die es kommende Woche in Helsinki ernst wird. Sie alle kommen von verschiedenen Heimatvereinen, der Zusammenschluss zur SSG hat sich erneut als Erfolgsrezept herausgestellt. „Ich bin hochzufrieden. In Leipzig wird eine wunderbare Nachwuchsarbeit geleistet. Was die Schwimmer vorgemacht haben, gemeinsam an den Start zu gehen, imponiert mir wahnsinnig. Es gibt einige in unserer Stadt, die sich daran ein Beispiel nehmen können", sagte Heiko Rosenthal. „Diese Entwicklung ist ein Signal an uns, künftig zusätzliche Mittel zur Verfügung zu stellen", versprach der Sportbürgermeister. Wolfram Sperling, Präsident des Sächsischen Schwimm-Verbandes, meinte: „Als wir 2008 ein tiefes Tal durchlaufen sind, haben wir uns gesagt: ,Jetzt greifen wir erst richtig an’" Nun besteht die Chance, dass Leipziger Schwimmer bei den Spielen in London eine gute Rolle spielen.fsLVZ2010-07-07

Sundschwimmen – Leipziger mehrfach auf dem PodestNatürlich begann auch die 46. Auflage des Sundschwimmens mit einem Fehlstart. Sind die 1000 Teilnehmer in Altefähr auf Rügen erst einmal zu Wasser gelassen, gibt es kein Halten mehr. Doch die Organisatoren der DLRG-Ortsgruppe Stralsund haben aus der Vergangenheit gelernt – und legten einen organisierten Frühstart hin. Denn als sie ihr Schild („Noch fünf Minuten bis zum Start") nach oben hielten, hallte ihnen ein tausendfaches Gelächter entgegen. Denn die Massen waren längst unruhiger als eine Herde Rennpferde. Und so zählte der Starter von 10 rückwärts und schickte die Schwimmer in den Sund, der zwischen Rügen und dem Festland 2,3 Kilometer misst.
Wer nicht erneut Anfang Januar seine Meldegebühr bezahlt hatte, war am Sonnabend nur Zuschauer. Das Sundschwimmen ist und bleibt das größte und beliebteste deutsche Langstreckenschwimmen.
Einmal mehr war der Wettbewerb ziemlich fest in sächsischer Hand. Denn 13 Schwimmer der Top 20 kommen aus dem Freistaat, 8 der besten 20 Langstrecken-Asse sind Leipziger. Die beste Platzierung in der Totalwertung schaffte Feuerwehr-Weltmeister Uwe Bodusch (8.) vom Postschwimmverein, der bis zur Hälfte sogar in Führung lag. Fünf Post-Schwimmer kletterten in ihrer Altersklasse aufs Treppchen. Und sie ernteten frenetischen Jubel. Denn als sie gerade zur Siegerehrung auf die Bühne gerufen wurden, fiel das 1:0 der DFB-Fußballer gegen Argentinien.
Das Comeback des Jahres legte der zweite Feuerwehr-Weltmeister Jörg Färber hin, der ein halbes Jahr nach einem schweren Ski-Unfall Dritter seiner Altersklasse wurde. Bruder Ralph sorgte 20 Jahre nach seiner Leistungssport-Karriere als Brustschwimmer für den einzigen Leipziger Altersklassensieg. Platz zwei in seiner (neuen) Altersklasse 50 errang mit Holger Maiwald (alle Post SV) der Vorsitzende des Leipziger Schwimmsportverbandes. Er hatte 1990 die Totalwertung gewonnen. Ebenso stark wie der Post SV waren die Schwimmer des Behindertensportverbandes vertreten, die den Wettkampf bei herrlichem Wetter und 23 Grad Wassertemperatur zum Teil zur Vorbereitung auf die WM im August in Eindhoven nutzten. Frank Schober
Leipziger Platzierungen, AK 14-25: 5. Robert Dörries, 6. Eric Michel, 8. Martin Schulz, AK 26-37: 2. Uwe Bodusch, 3. Jörg Färber, 5. Thomas Hämmer, 6. Jarno Wittig, 8. Jörg Dreßler, AK 38-49: 1. Ralph Färber, 3. Stefan Fuchs, 4. Heiko Rudolph, AK 50: 2. Holger Maiwald, 4. Mathias Ohms (Delitzsch).
Frank SchoberLVZ2010-07-08