Phelps-Autogramm als Weltcup-Souvenir Juliane Reinhold schwimmt in Berlin deutschen Altersklassenrekord2009-11-17
Phelps-Autogramm als Weltcup-Souvenir
Juliane Reinhold schwimmt in Berlin deutschen AltersklassenrekordEs war für beide eine Premiere: Schwimmer Stefan Herbst von der SSG Leipzig
hat beim Weltcup in Berlin nach langer Krankheit seinen ersten Wettkampf in
diesem Jahr bestritten – Vereinskollegin Juliane Reinhold freute sich
dagegen nicht nur über ihren ersten Weltcup-Auftritt, sondern ihr erstes
Autogramm von Super-Star Michael Phelps.
Recht zufrieden war Routinier Herbst bei seiner Saison-Premiere am Ende
nicht. Mit einer Zeit von 1:46,64 über die 200 m Freistil landet der 31-
Jährige in einem hochkarätigen Feld auf dem 26. Platz. „Man kann es positiv
sehen und sagen: `Ich war nur zwei Sekunden hinter Michael Phelps.` Aber
eigentlich wollte ich schon ein bisschen schneller schwimmen.““Eine
neuerliche Erkältung und drei Tage Trainings-Ausfall machten ihm wieder mal
einen Strich durch die Rechnung, nun will Herbst bei den deutschen
Kurzbahn-Meisterschaften in Essen die Marke von 1:46 auf seiner
Hauptstrecke deutlich unterbieten. Ob er sich mit dieser Zeit für die
Kurzbahn- Europameisterschaften in Istanbul qualifizieren kann, wollte der
Nationalmannschafts-Sprecher nicht einschätzen. „Ich will meine Leistung
bringen und dann werde ich sehen, wofür es reicht.““
Im Weltcup-Becken lief es dagegen für Juliane Reinhold richtig gut. Gleich
auf zwei Strecken drückte sie ihre Bestzeit um rund sechs Sekunden. Für die
20 0m Rücken brauchte die Sportlerin von Trainer Oliver Trieb 2:10,75 min
und unterbot damit den deutschen Altersklassen-Rekord, der 16 Jahre lang
von Antje Buschschulte gehalten wurde. Die 200 m Lagen bewältigte sie in
2:12,10 min. Doch eine kleine Unterschrift von ihrem großem Vorbild Phelps
ist für sie sogar noch mehr Wert als die tollen Bestzeiten. „Ich habe einen
Moment in der Pause genutzt, als er alleine war. Da habe ich ihn gefragt
und er hat gelächelt und gleich unterschrieben“, erklärt die Junioren-
Europameisterin, die mit viel Herzklopfen zu ihrem großen Vorbild ging. Nie
hätte die 15-Jährige gedacht, dass sie den 14-maligen Olympiasieger so
schnell live erleben würde.
Auch die beiden anderen Leipziger, Riccardo Prietzsch und Lisa Graf (beide
SSG), waren von der Atmosphäre in der Halle und den vielen Weltklasse-
Athleten beeindruckt und konnten diese Begeisterung in persönliche
Bestzeiten ummünzen. Den Rücken-Spezialistin Prietzsch trug die Euphorie-
Welle bei allen vier Starts zu neuen Bestmarken. Graf verpasste nur auf
einer Strecke ihren Rekord und will bei den deutschen Kurzbahn-
Meisterschaften noch eine Schippe drauf legen. „Die Wende bei meinen 50 m
Schmetterlings war nicht gut, aber in Essen geht es bestimmt besser“,
erklärte Lisa Graf noch etwas enttäuscht. Da kann man nur hoffen, dass die
Begeisterungswelle auch bei den Kurzbahn-DM Einzug hält. Vorher aber
kämpfen die SSG-Sportler an diesem Wochenende in der Vorrunde der 2.
Bundesliga um eine gute Ausgangsposition für das erklärte Ziel Aufstieg.LVZ2009-11-17
Dritter Titel für Schwimm-Talent GolbanDrei Mal Edelmetall holten die Leipziger Schwimmer am zweiten Tag der deutschen Jahrgangsmeisterschaften in Berlin – und alle drei Medaillen haben goldenen Glanz. Der 17-jährige Sergej Golban errang über 100 m Freistil seinen dritten Titel, dabei gelang ihm in 51,48 s ein Start-Ziel-Sieg. Jedoch wurden am Ende die Arme schwer, so dass sich der aus Moldawien stammende Sportgymnasiast den Sieg mit einem Kontrahenten teilen musste. Gleich zwei Erfolge verbuchten die Rückenschwimmer über 100 Meter. Marius Schäffner (14) steigerte sich um drei Sekunden auf 1:01,68 min, der zwei Jahre ältere Philipp Sikatzki triumphierte in 58,06 s. Damit steigerten die SSG-Talente ihre Gesamtbilanz auf sieben Titel. Im Extra-Finale um die Junioren-EM-Tickets wurde Juliane Reinhold Zweite über 100 m Freistil, in 56,31 s machte sie ihren zweiten Startplatz für Helsinki perfekt. Damit steigen zudem die Chancen, an den ersten Olympischen Jugendspielen im August in Singapur teilzunehmen. Ihr Teamkollege Karl-Richard Hennebach (alle SSG Leipzig) wurde im JEM-Nominierungsrennen Zweiter über 50 m Schmetterling. In 25,06 s verpasste er die Norm hauchdünn um sechs Hundertstel.LVZ2010-06-04
Sikatzki holt drei Titel in RiesaAuch ohne ihre vier Weltcup-Starter errangen die Schwimmer der SSG Leipzig
bei den Sächsischen Kurzbahn-Meisterschaften in Riesa acht Titel in der
offenen Klasse. Gleich dreimal gewann Sportgymnasiast Philipp Sikatzki bei
den Männern. Die wertvollste Zeit gelang dem 15-Jährigen ber 50 m Rücken.
Hier verfehlte der Schützling von Oliver Trieb in 26,38 Sekunden den
deutschen Altersklassenrekord nur um neun Hundertstel. Je einen Finalsieg
feierten Stefanie Meyer, Anna-Marie Macht, Tobias Horn, Adrian Hartig und
Tony Wiegmann. Hinzu kamen 33 Goldmedaillen im Nachwuchs.LVZ Sport2009-11-17
SSG-Starter: Vier Titel, zwei NormenOptimaler Auftakt der deutschen Jahrgangsmeisterschaften für die Schwimmer der SSG Leipzig: Die Talente der Messestadt holten am gestrigen ersten Wettkampftag in Berlin vier Goldmedaillen, vier Mal Silber und ein Mal Bronze.
Doppel-Meister über 50 Meter Schmetterling und 100 Meter Rücken wurde der 17-Jährige Serghei Golban in 24,95 sowie 57,10 Sekunden. Juliane Reinhold (16) wiederholte ihren Vorjahressieg über 400 m Lagen (4:52,37), errang zudem Platz zwei über 100 m Freistil (57,00) und erfüllte in beiden Disziplinen die Norm für die Junioren-Europameisterschaften im Juli in Helsinki. Den vierten Titel für Leipzig errang Tobias Horn (17), der über 400 m Freistil erstmals die Vier-Minuten-Marke knackte (3:59,14).
Silber und Bronze gab es für Karl-Richard Hennebach (18) über 100 m Rücken und 50 m Schmetterling. Ebenfalls über Silber freuten sich Stine Gabrysiak (14) und Philipp Sikatzki (16) über 100 m Schmetterling. Insgesamt standen 19 Leipziger Schwimmer in den gestrigen Finals.LVZ2010-06-03
Leipziger Sportgymnasiasten in Ecuador erfolgreichDie Leipziger Sportgymnasiasten fischten vier Medaillen aus dem 25-Meter-
Pool von Guayaquil und erhöhten damit ihre Gesamtbilanz bei den Humboldt-
Spielen in Ecuador auf sechs Mal Edelmetall.
Als wahrer Goldfisch erwies sich Annekatrin Willner, die nach ihrem Sieg
über 50 m Schmetterling auch über 50 m Freistil triumphierte und zudem noch
zwei Silbermedaillen mit nach Hause bringt. Über 50 m Freistil reichten der
Post-Schwimmerin nach 28,60 Sekunden im Vorlauf im Finale 29,26 s zum
Erfolg. Im Schmetterling-Sprint hatte die 14-Jährige in 30,53 s sogar eine
Bestzeit aufgestellt. „Heute früh bin ich mit Muskelkater aufgewacht. Das
kam von den Hebefiguren bei der Kulturnacht“, sagte die zweifache Siegerin,
die ihre nötige Lockerheit beim Einschwimmen zurück gewann.
Die schönste Medaille ist aber wie so oft die in der Mannschaft. Denn das
Silber der Leipziger Mädchen in der Lagenstaffel kam überraschend. Denn
Startschwimmerin Jelka Neumann vom SC DHfK ist erst elf Jahre alt, Brust-
Ass Lisa Werner (Post) ist als Gaststarterin vom Klinger-Gymnasium dabei
und hat nie Leistungssport betrieben. Und nach Schmetterling Annekatrin
Willner sprang mit Johanna Delker eine LAZ-Leichtathletin zum
Kraulschwimmen ins Becken. Sie hatte in Ecuador zum Auftakt den Hochsprung
gewonnen und bestritt ihren ersten Schwimm-Wettkampf überhaupt. „Es hat
Spaß gemacht“, sagte die 16-Jährige, die von der Tribüne aus vom Rest des
Teams gefeiert wurde. Derweil klatschten ein glücklicher Schulleiter Dieter
Rädler und Lutz Dencker ab. Beide waren auch mit den Jungen zufrieden, die
gleich zwei Elfjährige im Team hatten und in den beiden Staffeln Sechster
und Siebter wurden.LVZ2009-10-23
Aufstieg trotz Virus-Attacke
Frauen und Männer der SSG Leipzig kehren in die Schwimm-Bundesliga zurückFünf Jahre nach dem Abstieg der Leutzscher Frauen sowie sieben Jahre nach dem Rückzug der DHfK-Männer sind die Leipziger Schwimmer bei den deutschen Mannschaftsmeisterschaften (DMS) wieder erstklassig. Garant für den Bundesliga-Wiederaufstieg ist der 2008 erfolgte Zusammenschluss der fünf besten Vereine zur Schwimmstartgemeinschaft (SSG) Leipzig.
Sowohl die Frauen als auch die Männer belegten im bundesweiten Fernvergleich aller zweiten Ligen den zweiten Platz und sicherten sich damit das Aufstiegsrecht in die Eliteklasse. Doch ehe die Mannschaften um Kapitän Stefan Herbst am Sonnabend auf der Heimfahrt jubeln konnten, mussten sie bange Stunden überstehen. Zunächst schlug vergangene Woche nach der Kurzbahn-DM in Essen der Grippe-Virus mächtig zu. „Noch am Freitag gab es eine Hiobsbotschaft nach der anderen", berichtete Trainerin Eva Herbst. „Da dachte ich schon, dass wir vor allem bei den Frauen keine Chance mehr haben. Aber dann haben sich alle eingesetzten Schwimmer ein Bein rausgerissen fürs Team."
Da es bei den Frauen nach dem Vorkampf besonders eng zuging, war die krankheitsbedingte Absage der besten und vielseitigsten Leipzigerin Juliane Reinhold eine schwere Hypothek. Zudem war Patricia Köhler am Freitag die Treppe heruntergestürzt, musste ebenfalls zu Hause bleiben. „Doch zum Glück haben sich fast alle gegenüber dem Vorkampf gesteigert", meinte Eva Herbst. So rettete die SSG den knappen Vorsprung von 350 Punkten auf München ins Ziel.
Bei den Männern hagelte es Absagen: Riccardo Prietzsch erhielt nach überstandenem Schweinegrippe-Virus ärztliches Startverbot. Karl-Richard Hennebach und Tony Wiegmann, die in Essen als Lagenstaffel-Vierte über sich hinausgewachsen waren – lagen flach. Doch einmal mehr riss Stefan Herbst seine Teamkollegen mit: Der 31-Jährige – beflügelt von der Nominierung zur Kurzbahn-EM in Istanbul – erreichte bei fünf Starts über 5000 Punkte. Das bedeutet, dass er überall im Schnitt über dem Langbahn-Weltrekord blieb. Auf allen drei Rückenstrecken stellte er Bestzeiten auf, mit denen er in Essen auf Platz drei oder vier gelandet wäre. Im Fernvergleich blieb sein Team am Samstag klar vor dem Biedermann-Klub SV Halle.Frank Schober2009-12-07
Kampfrichter drücken ein Auge zu 72 Schwimmbahnen bringen 14 400 Euro für Unicef / Stefan Herbst sprintet SachsenrekordNach vierwöchiger Kurzbahn-Saison sprangen die Leipziger Schwimmer kurz vor Weihnachten noch einmal auf der langen Bahn ins Wasser. Letztmalig durften dabei Hightech-Anzüge getragen werden, die ab Januar verboten sind. Stefan Herbst nutzte die Gunst der Stunde und erzielte in Berlin über 50 m Freistil Sachsenrekord. Für Unicef erschwammen derweil 72 Kinder in der Leipziger Uni-Halle stolze 14 400 Euro.
Das Weihnachtsschwimmfest des Post SV Leipzig stand diesmal unter einem anderen Stern. Neben guten Leistungen des Nachwuchses ging es für die Aktion „Endspurt mit Erdgas" um die gute Sache. Talente aus 21 Vereinen sprangen unter dem Motto „Kinder schwimmen für Kinder" ins Wasser und versuchten, in 15 Minuten so viele Bahnen wie möglich zu schaffen. Für jeden Anschlag der Riesen-Staffel gaben die Sponsoren 200 Euro. Insgesamt bewältigten 72 Kinder die 50-m-Strecke und fischten für Unicef stolze 14 400 Euro aus dem kühlen Nass.
„Ich bin voll und ganz zufrieden. Alle Vereine von Rostock bis Hof machten mit und holten in den 15 Minuten das Maximum heraus", schwärmte Organisator Holger Maiwald. Eigentlich wären es 400 Euro weniger gewesen, doch die Kampfrichter drückten bei den letzten beiden Schwimmern, die es nicht ganz im vorgeschriebenen Zeitfenster schafften, ein Auge zu. Für die mehr als 500 Schwimmer ging es auch um Bestzeiten und Urkunden. Die Jüngsten feierten ihre Wettkampf-Premiere. So auch die siebenjährige Amrei Le Prince. Die Sportlerin vom SV Handwerk strahlte nach den 50 m Rückenbeinbewegung mit ihrer Bronzemedaille um die Wette. „Ich weiß gar nicht, wo Amrei immer die Power hernimmt. Sie kann gar nicht regelmäßig zum Training kommen", staunte Trainerin Eveline Skorupski.
Die Athleten der SSG Leipzig gingen derweil auf Reisen. Weil die deutsche Vizemeisterin Juliane Reinhold krank war, vertrat allein Patricia Burkhardt den hiesigen Bundesstützpunkt mit der DSV-Auswahl in Maribor, wo sie über 200 m Schmetterling im Finale stand.
Im schnellen Berliner Becken feierte Stefan Herbst beim internationalen Weihnachtsschwimmen Siege über 100 und 200 m Freistil, wobei er auf der längeren Distanz die 1:50-min-Marke knackte. Neben der Bestzeit von 22,97 s über 50 m Freistil freute er sich auch, den acht Jahre alten Sachsenrekord des ehemaligen deutschen Meisters Sven Guske geknackt zu haben. Seinen Schwimmanzug will Herbst aufheben: „Ich habe mir nur ein High-Tech-Modell gekauft, alle anderen hatte ich von Paul Biedermann und Markus Deibler ausgeliehen." Der 15-jährige Philipp Sikatzki verpasste in Berlin den Altersklassenrekord über 50 m Rücken in 27,57 s nur um neun Hundertstel, dafür hatte er sich im November die Kurzbahn-Bestmarke gesichert. Sein ein Jahr jüngerer Bruder Robert Sikatzki (alle SSG) machte beim Meeting in Magdeburg eine gute Figur. In seinem Jahrgang sicherte er sich souverän den Erfolg in der Gesamtwertung. Tommi Wolst (Post) und Daniel Weiß (Automation) verabschiedeten sich ebenso siegreich in die Weihnachtsferien.
44 Dresdner Christstollen sicherten sich die Leipziger beim gleichnamigen Schwimmfest an der Elbe für ihre Erfolge. Besonders stark trumpfte SSG-Kraulschwimmer Tobias Horn auf, auch Riccardo Prietzsch zeigte ein ordentliches Comeback nach vierwöchiger Krankheitspause. Der Stollen soll sich nicht erst an den Hüften festsetzen: In einer Woche warten schon wieder drei Stunden Wassertraining mit mehr als zehn Kilometern auf die besten SSG-Schwimmer.LVZ2009-12-22
Acht-Gänge-Menü im Stadion von Taipeh Schwimmtrainer Marian Bobe sammelt 2009 mit seinen Schützlingen 29 internationale Medaillen29 Medaillen bei Welt- und Europameisterschaften 2009: Wenn am 9. Januar der sächsische Trainer des Jahres gekürt wird, müsste der Leipziger Sportstudent Marian Bobe angesichts dieser erstaunlichen Bilanz eigentlich zu den Favoriten zählen. Da seine Schützlinge jedoch zu den wenig beachteten Randgruppen des Sports zählen, ist er andererseits wohl chancenlos. Dennoch: Auf zehn Mal WM-Edelmetall als Bundestrainer der deutschen Gehörlosen-Schwimmer bei den Deaflympics im September in Taipeh kann der 23-Jährige ebenso mit Stolz zurückblicken wie auf die 19 Medaillen, die seine Leipziger Post-Schwimmer bei den Masters-Europameisterschaften im gleichen Monat im spanischen Cadiz errangen. Damit ist die Bilanz noch nicht zu Ende: Zu seinen Schützlingen zählt zeitweise auch Jörg Färber, der fünf Mal Gold bei den Feuerwehr-Weltspielen in Vancouver einheimste.
Nun ist Marian Bobe Realist genug um einzuschätzen, dass diese Leistungen nicht allein auf seinem Mist gewachsen sind. Doch gerade der Job als Gehörlosen-Bundestrainer, den er auf Honorarbasis vom Frühjahr bis zu den Weltspielen begleitete, war für den gebürtigen Dresdner eine besondere Erfahrung. „Ich hatte mich mal per E-Mail beworben, um meine Chancen bei solchen Ausschreibungen zu testen." Unerwartet bekam er die Zusage. Vor allem bestand seine Aufgabe darin, die Lehrgänge inhaltlich und methodisch vorzubereiten. Er lernte Gebärdensprache, ließ sich aber auch die Anweisungen von den Lippen ablesen. „Da war es wichtig, kurze Ansagen zu machen. Und ich musste aufpassen, dass die Sportler nicht geblendet wurden." Denn dann war sein Gesicht nicht zu erkennen, die Ansprache verpuffte. Bobe hatte es nicht leicht, in kurzer Zeit das Vertrauen der Athleten zu gewinnen. Der Einfluss der Heimtrainer ist groß, nicht jeder (gut gemeinte) Hinweis des Neuen wurde dankbar angenommen. „Es gehört auch zur Mentalität der Gehörlosen, dass sie sich irgendwann mal wegdrehen. Dann hast du keine Chance mehr."
In einem Punkt erreichte er Fortschritte: Als Praktikant und häufiger Mitstreiter der IAT-Schwimm-Experten Jürgen Küchler und Jens Graumnitz weiß Bobe, dass selbst deutsche Spitzenschwimmer bei Start und Wende wertvolle Zehntel auf die Weltspitze verlieren. Dort setzte er auch bei den Gehörlosen an und konnte manche Reserve erschließen. Doch er lernte auch, mit deutscher Bürokratie zu leben. „Alles, was Geld kostete und nicht seit Monaten beantragt war, konnte nicht stattfinden." Die von ihm geplanten Laktat-Messungen fielen ebenso aus wie die eine oder andere Einheit im modernen Leipziger Strömungskanal. Bobe freut sich über die zehn Medaillen, eines ärgert ihn aber: „Gold war leider nicht dabei. Vor allem ein Russe war nicht zu schlagen, weil er professionell trainiert und von seinem Sport leben kann." Dieses Klagelied hört man in Deutschland immer häufiger auch von nicht behinderten Amateuren. Bobe erlebte mit seinem Team tolle Tage samt olympischem Flair in Taiwan. Alle Deutschen wohnten im Fünf-Sterne-Grand-Hotel, bei der Abschlussfeier vor 30 000 Zuschauern wurden alle 5000 Teilnehmer im Stadion-Innenraum mit einem Acht-Gänge-Menü verwöhnt. Die Deaflympics waren für Bobe kurzzeitig gefährdet, als er im Sommer mit Schweinegrippe in Quarantäne lag.
Die Post-Schwimmer lassen keinen Zweifel daran, dass der Coach seinen Anteil an den starken EM-Ergebnissen hat. Bobe ist – zum Teil wesentlich – jünger als sämtliche Sportler seiner Trainingsgruppe. Eines findet der Bachelor-Student an seinen Senioren besonders toll: „Sie wollen sich nach der Arbeit im Wasser richtig die Kante geben – das ist für die meisten der richtige Ausgleich."
Doch auch bei der Zusammenarbeit mit den Senioren gibt es Konflikt-Potenzial: Bobe bietet leistungsorientiertes und auf die EM oder WM ausgerichtetes Training an. Doch nicht alle finden es gut, dass es bei ihm richtig zur Sache geht. Einige wollen einfach nur in Ruhe ihre Bahnen ziehen, um vom Alltag abzuschalten. Dies muss der junge Trainer akzeptieren.
Obwohl ihm kaum Zeit für eigene sportliche Aktivitäten bleibt, kann Marian Bobe auch auf ein erfolgreiches Jahr als Athlet blicken. „Bei Mannschaftswettkämpfen springe ich hier und da mit ein." So holte er mit den Post-Männern zwei Mal Staffel-Gold bei den deutschen Masters-Meisterschaften. Nur mit der Titelverteidigung in der Landesliga hat es nicht geklappt. Doch da gönnt er den Leutzschern den Sieg.
Wer denkt, dass Bobe beim Post SV nur für die Alten zuständig ist, der irrt: In diesem Jahr übernahm er die Funktion des Nachwuchs-Koordinators. Da gibt es einiges zu tun, schließlich konnte der Verein die Anzahl seiner Kadersportler in den vergangen Jahren auf 24 verdoppeln. Den engagierten Übungsleiter würde der Post-Vorsitzende Jarno Wittig gern nach dem Studium halten. Doch Vereinstrainer hauptamtlich zu bezahlen, ist heutzutage ein besonders schweres Kunststück.LVZ2009-12-24
Juliane Reinhold steht in Prag im FinaleSchwimmerin Juliane Reinhold von der SSG Leipzig steht heute ab 17 Uhr bei den Junioren-Europameisterschaften in Prag im Finale über 100 m Freistil. Im gestrigen Vorlauf wurde die 15-Jährige in 56,33 s Zweite, im Halbfinale kam der Schützling von Oliver Trieb in 56,97 s auf Rang sechs. In der 4×100-m-Freistilstaffel besteht heute Abend eine zweite Medaillenchance für die Messestädterin.LVZ2009-07-09
Staffel-Gold in PragSchwimmerin Juliane Reinhold Junioren-Europameisterin Goldener Jubel in der Goldenen Stadt: Die Leipziger SSG-Schwimmerin Juliane Reinhold errang gestern in Prag mit der deutschen 4×100-m-Freistilstaffel den Junioren-Europameistertitel. In 3:45,27 min hatte das DSV-Quartett, zu dem mit Lina Rathsack (Riesa) eine weitere Sächsin gehört, 1,3 s Vorsprung auf Italien. Zugleich unterboten die Siegerinnen den JEM-Rekord einer französischen Staffel um eine halbe Sekunde. Die 15-jährige Leipzigerin war an zweiter Position ins Wasser gesprungen und hatte den anfänglichen Rückstand auf die Italienerinnen entscheidend verkürzt. Genau 70 Minuten vorher hatte Juliane Reinhold über 100 m Freistil in 55,99 s Rang vier belegt. „Auch hier ist Jule sehr gut geschwommen. Innerlich hat sie sich über den Platz sicher etwas geärgert, aber das hat sie super weggesteckt“, sagte Trainer Oliver Trieb, dessen Schützling um zwölf Hundertstel an Bronze vorbei schrammte. Die Schülerin der Sportmittelschule war in Britta-Steffen-Manier etwas verhalten angegangen und hatte bei der Hälfte noch auf Rang sieben gelegen. Siegerin Silke Lippok aus Pforzheim unterbot in 55,02 s den 17 Jahre alten JEM-Rekord von Franziska van Almsick, die damals ohne Hightech-Anzug ins Wasser gesprungen war. Apropos: Auch die aus Jena stammende Juliane Reinhold war bis zur JEM-Qualifikation Ende Mai in Hamburg in normalem Badeanzug geschwommen – sie hob sich diese Reserve für die wichtigen Wettkämpfe auf. Doch im Halbfinale am Mittwoch in Prag bereitete ihr ein nagelneuer enger Anzug Probleme. Sie fühlte sich wie eingeschnürt, war heilfroh über den Finaleinzug. „Außerdem hatte Jule vergessen, ihre Akkreditierung zum Start mitzunehmen. Dadurch war alles etwas hektisch“, so Trainer Trieb. Gestern steigerte sich das Talent vom Post SV mit etwas mehr Ruhe und einem anderen Anzug – dem italienischen Fabrikat Jaked – um rund eine Sekunde, auch wenn sie ihre Bestzeit knapp verpasste. Unklar bleibt, wie viel Kraft und Wassergefühl die Angina der vergangenen Woche gekostet hat. Durch die Krankheit konnte sie sieben Tage lang nicht ins kühle Nass springen.LVZ2009-07-10