Acht Hundertstel fehlen zur zweiten Medaille – Nach Silber über 400 m Lagen freut sich Juliane Reinhold über tolle Zeit auf der halben Distanz
Acht Hundertstel fehlen zur zweiten Medaille – Nach Silber über 400 m Lagen freut sich Juliane Reinhold über tolle Zeit auf der halben DistanzDass im Sport nicht alles immer nur an Medaillen festgemacht werden kann, ist eine alte Weisheit, die hin und wieder in Vergessenheit gerät. Bei den deutschen Kurzbahn-Meisterschaften in Wuppertal erinnerte der Auftritt von Juliane Reinhold daran. Acht Hundertstelsekunden fehlten der Leipziger SSG-Schwimmerin zum Podestplatz über 200 m Lagen. Dennoch wirkte die 21-Jährige total happy und sagte mit strahlenden Augen: „Die Zeit war mega- klasse, die hatte ich mir selber nicht zugetraut. Da kann man auch mal über den vierten Platz hinwegsehen.“
Dieses Rennen zeigte besonders eindrucksvoll, dass die frühere Junioren-Europameisterin mit der Staffel ihre langjährige Durststrecke überwunden hat. Denn über 200 m Lagen unterbot sie ihre sechs Jahre alte Bestmarke um fast neun Zehntelsekunden. Den Podestplatz schnappte ihr die 28 Jahre alte Polin Baranowska weg, die bereits Olympia-Erfahrung gesammelt hat und nun für Bayer Wuppertal ein Comeback versucht.
Der Leipziger Trainer Dirk Franke lobte Juliane Reinhold einmal mehr: „Wie schon über 400 m Freistil hat sie ihre Fehler aus dem Vorlauf im Finale abgestellt. Und schon kann sie hinten in Brust und Kraul noch mal richtig aufdrehen.“ Gestern verpasste sie knapp den Endlauf über 100 m Lagen, schaffte aber im B-Finale die insgesamt siebtbeste Zeit. Fest steht, dass sich ihr Höhentraining mit dem SC Magdeburg ausgezahlt hat. Am Donnerstag hatte sich die Leipzigerin als Zweite über 400 m Lagen für die Kurzbahn-EM in Israel qualifiziert, wo sie Anfang Dezember vielleicht auch auf der halben Distanz starten darf. Der Verband stellt seinen Athleten die Reise nach Israel frei. Einige DSV-Schwimmer werden wegen Sicherheitsbedenken verzichten, Juliane Reinhold will ihre Chance nach langer internationaler Abstinenz nutzen.
Mit Tobias Horn stand ein weiterer SSG-Schwimmer im Finale, als Siebter über 200 m Schmetterling (1:58,59) kam er trotz der gerade laufenden Polizeiausbildung nah an seine Bestzeit heran. Marie Pietruschka überzeugte nach einigen schwächeren Rennen über 200 m Freistil. Nach dem Vorlauf steigerte sie sich im B-Finale vom 16. auf den 10. Platz und blieb erstmals unter der Zwei-Minuten-Schallmauer.LVZ2015-11-23
SSG-Schwimmer mit starkem Auftritt in RiesaSeit die Sachsenmeisterschaften der Schwimmer vor Jahren für andere Landesverbände und internationale Teilnehmer geöffnet wurden, haben sich die Titelkämpfe zur echten Standortbestimmung entwickelt. Knapp zwei Wochen vor den deutschen Kurzbahnmeisterschaften in Wuppertal zeigten die starken Schwimmer aus Halle der Konkurrenz die Grenzen auf. Erwartungsgemäß sicherten sich die Athleten von der Saale um die international erfahrene Daniela Schreiber mit 15 Einzeltiteln das Gros der Goldmedaillen. Die Schwimmer der SSG Leipzig standen vier Mal auf dem obersten Treppchen.
Die Leipziger Meister waren sehr zufrieden mit ihren Auftritten. Tobias Horn (21) gewann über 200 sowie 400 m Freistil und meinte: „Zu diesem Zeitpunkt war ich noch nie schneller, das lässt hoffen. Über 200 Meter bin ich erstmals seit zwei Jahren wieder unter 1:50 geblieben." Fast schon euphorisch war Juliane Reinhold (20), die als Siegerin über 400 m Lagen in 4:42,94 min ihre Bestzeit nur um acht Zehntel verpasste und meinte: „Ich bin mehr als zufrieden, hochmotiviert und werde sehr engagiert im Training dranbleiben. Es geht wieder aufwärts und an den nächsten Schritten in Richtung Erfolg kann mich niemand hindern." Der vierte SSG-Sieg ging an die 19-jährige Marie Pietruschka über 400 m Freistil, die ebenfalls von Trainer Dirk Franke ein Extralob erhielt. Tommi Wolst überzeugte auch ohne Sieg nach überstandener Krankheit.LVZ2014-11-18
Drei Premierensieger – Annekatrin Thiele, Martin Schulz und die DHfK-Handballer erstmals Sportler des Jahres in LeipzigWer auf seiner Eintrittskarte das Kleingedruckte nicht gelesen hatte, wurde schon am Eingang überrascht: Der 24. Ball des Sports fand am Sonnabend erstmals seit einer gefühlten Ewigkeit nicht in der zu großen, zugigen, mitunter gar kalten Glashalle der Neuen Messe statt, sondern gleich nebenan im kuschelig warmen Congress Center, was bei den meisten Gästen sehr gut ankam. Zum zehnten Mal in Folge führte Roman Knoblauch am Mikrofon durch den kurzweiligen Abend, der mit der Ehrung der Sportler des Jahres seinen Höhepunkt fand. In allen drei Kategorien gab es Premieren-Sieger vom SC DHfK: Ruder-Weltmeisterin Annekatrin Thiele, Triathlet Martin Schulz sowie der Handball-Zweitliga-Spitzenreiter, der sich bei dem Beliebtheits- und Stimmen-Sammel-Wettbewerb hauchdünn gegen Abo-Gewinner HCL durchsetzte. RB präsentierte sich diesmal als Vierter noch als schlafender Riese.
Bei den Frauen stand geballte Weltklasse auf der Bühne, denn auch die entthronte Tina Dietze und Kerstin Thiele hatten in London 2012 Olympia-Edelmetall errungen. Mit dem Stadtsportbund-Präsidenten Uwe Gasch durfte der Gastgeber des Abends das Geheimnis lüften. Der ehemalige Weltklasse-Ruderer hatte Gänsehaut, weil die Siegerin aus seiner Sportart kam. Annekatrin Thiele meinte: „Ich bin schon ein wenig überwältigt, dass es mal für ganz vorn gereicht hat." Seit Weihnachten musste die 30-Jährige krankheitsbedingt zehn Tage pausieren. „Da werde ich schnell ungeduldig. Ich hoffe, dass ich den Trainingsrückstand schon bald aufholen kann."
Einhellige Meinung im Saal: Paratriathlon-Champion Martin Schulz – er gewann 2014 erneut EM- und WM-Gold – hatte sich den ersten Umfrage-Platz schon lange mal verdient. „Ich selbst habe die Werbetrommel kaum gerührt, denn das liegt mir nicht so. Aber ich denke, dass ich nicht nur von Behindertensportlern gewählt wurde, auch bei den Stadtwerken haben sich viele Kollegen beteiligt." Dort ist der 24-Jährige Azubi. Doch auch viele Schwimmer beteiligten sich in Ermangelung eines eigenen Kandidaten an der Schulz-Offensive. Bei den Teams verknüpfte Bürgermeister Heiko Rosenthal (Die Linke) die Bekanntgabe des Siegers mit einer sportpolitischen Botschaft: Männer-Handball rückt in Kürze (endlich) in den Kreis der Schwerpunktsportarten. Geschäftsführer Karsten Günther ließ spontan eine Runde Wodka springen und Kapitän Lukas Binder meinte zum Thema Aufstieg: „Man träumt schon mal davon, bald gegen die besten Teams zu spielen. Doch wir reden erst darüber, wenn wir die nächsten zehn Spiele gewinnen." Wenn sein Team in der Rückrunde so wirbelt wie am Samstag auf dem Tanz-Parkett, dann geht einiges.
Was fiel sonst auf? Die Eintracht-Akrobaten Luise Fischer/Max Hoppe zeigten eine umjubelte Vorstellung. Der in der Kategorie Ehrenamt gewürdigte Hallenhockey-WM-Organisator Falk Jänicke widmete den Preis seinem Team positiv Verrückter. Christian Klas, Chef des „Vereins des Jahres" Leutzscher Füchse, dankte der LVZ, dass Sportarten wie Tischtennis nicht durchs Raster fallen. Alles beim Alten um Mitternacht: Chemie-Legende Bernd Bauchspieß machte seinem Namen als Tombola-King alle Ehre, der 75-Jährige räumte diesmal ein Notebook ab, Schwimmer-Oldie Reinhard Maiwald wuchtete einen Fernseher heim. Und die Sportlerin des Jahres Annekatrin Thiele meinte es mit ihrer Vorgängerin Tina Dietze gut: Als Tombola-Glücksfee bescherte die Ruderin der Power-Kanutin zwei Jahres-VIP-Karten für den HCL.LVZ2015-02-02
Leipziger Talent erfährt besondere Ehre – Michelle Zehmisch neu im DVAG-JuniorteamStolz lächelt die 14-Jährige mit den amtierenden Europameistern Marco Koch und Paul Biedermann in die Kamera: Schwimmtalent Michelle Zehmisch von der SSG Leipzig wurde kurz vor Weihnachten offiziell ins 19-köpfige nationale Juniorteam aufgenommen, das von der Deutschen Vermögensberatung künftig aus einem Ausbildungsfonds mit Fahrtkostenzuschüssen, einem internationalen Trainingslager in Teneriffa sowie Trainingsbekleidung gefördert wird. Die Sportschülerin, deren Spezialstrecken die 50 und 100 m Freistil sind, setzte sich gegen mehr als 100 Bewerber aus ganz Deutschland durch.
Kurz vor dem Fest waren auch Michelles SSG-Kollegen mehrfach im Einsatz. Eine kleine Leipziger Delegation startete bei den offenen italienischen Wintermeisterschaften in Riccione an der Adria. Gegen die komplette Elite des Gastgeberlandes behauptete sich Juliane Reinhold mit sechsten Plätzen über 200 und 400 m Lagen am besten. Parallel dazu schwammen alle anderen Stützpunkt-Athleten in Dresden beim Christstollenschwimmfest, wo vor allem Lucie Kühn, Isabell Ramolla, Louise Fuierer, Lisa Marie Päßler und Jugendmeister Michael Schäffner mit ihren Siegleistungen zahlreiche Stollen einheimsten.
Am vorletzten Trainingstag vor der Pause gab es dann die dritte Auflage des Weihnachts-Wasserballspiels Sportler gegen Trainer. Unter Leitung von Ex-Nationalspieler Jörg Melitzer setzte sich das gemischte Trainer-Team vom Schwimmen, Flossenschwimmen und Paralympischen Stützpunkt mit 9:6 durch. Verstärkung erhielten die Sieger von Studenten des Internationalen Trainerkurses aus Usbekistan und Indien. Die Flossenschwimmer feierten zudem ihr 20-jähriges Wettkampf-Jubiläum beim SC DHfK. Dem Vielseitigkeitstest stellten sich 30 Athleten im Alter von 9 bis 29 Jahren aus sieben Vereinen. Höhepunkt war eine „Sprudelstaffel", in der die nach Zufall gelosten unterwegs einen Becher Apfelschorle trinken mussten.LVZ2014-12-27
Stadt fördert Projekte in 14 SportartenMit insgesamt 340000 Euro in 14 Sportarten fördert die Stadt Leipzig in diesem Jahr Projekte des Nachwuchsleistungssports. Das sind 25000 Euro mehr als im Vorjahr, wobei mit Handball (männlich) und Fechten zwei. weitere Schwerpunktsportarten in den Genuss der Projektfördermittel kommen werden. Bei den Fechtern ist jedoch das Anerkennungsverfahren zum Bundesstützpunkt (Nachwuchs) noch nicht abgeschlossen.
Entscheidend für die Höhe der Förderung sind unter anderem die Anzahl der Bundeskader sowie die Erfolge bei internationalen Meisterschaften. Bis auf die beiden Neuaufnahmen gab es im Vergleich zum Vorjahr nur wenige Veränderungen. Die paralympischen Schwimmer büßten gut ein Drittel der Förderung ein, da nach Olympia 2012 einige Leistungsträger aufgehört haben, während Martin Schulz zum Triathlon wechselte und dort große Erfolge feiert.
Individualsportarten
Kanurennsport 48000 Euro (Vorjahr 48000)
Kanuslalom 46000 (46000)
Leichtathletik 38000 (35000)
Judo 35000 (35000)
Wasserspringen 30000 (30000)
Rudern 29500 (26500)
Radsport 19000 (17000)
Schwimmen 13500 (13500)
Paralymp. Schwimmen 10000 (16750)
Fechten 11500 (0)
Mannschaftssportarten
Handball weiblich 21000 (21000)
Handball männlich 15000 (0)
Volleyball männlich 13500 (14500)
Sitzvolleyball 10000 (11750)
fsLVZ2015-04-15
Biedermann schlägt zu – Hallenser schwimmt Jahresweltbestzeit über 200 m FreistilBerlin. Mit einem phänomenalen Schlussakt hat Weltrekordler Paul Biedermann bei der Schwimm-DM in Berlin alle Zweifel an seiner Form beseitigt. Einen Tag nach seinem wenig überzeugenden Erfolg über 100 m Freistil schwamm sich der 28-Jährige über die doppelte Distanz mit seinem Start-Ziel-Sieg in Weltjahresbestzeit von 1:45,60 min frei und war schneller als bei seiner EM-Silbermedaille 2014. Die Hoffnung auf eine WM-Medaille in vier Monaten in Kasan ist gestiegen. „Das Rennen war voll gut, das hat viel Spaß gemacht", sagte Biedermann und gab zu: „Ich war ein bisschen geknickt nach den 100 Metern."
Auch Vizeweltmeister Marco Koch sorgte über 200 m Brust (2:09,72) mit Rang drei in der Weltrangliste für Erleichterung. „Zeit okay, Titel verteidigt – alles gut", sagte der Europameister. Das deutsche Schwimmteam verzeichnet bislang 26 WM-Normerfüller. Nun müssen noch ein internationaler und ein weiterer nationaler Nachweis bis zur Nominierung folgen. „Insgesamt bin ich zufrieden", sagte Bundestrainer Henning Lambertz: „Es gab aber auch Wermutstropfen." Dazu zählen verpasste Normen von ambitionierten Männern, darunter Rücken-Vizeeuropameister Christian Diener.
Für die Schwimmer der SSG Leipzig war der erste Tag mit Bronze für Juliane Reinhold und die Freistil-Mixedstaffel der erfolgreichste. Am Wochenende gab es durch die Lagenspezialistin (Platz vier über 200 Meter), den fünften Platz von Tobias Horn über 200 m Schmetterling und den zehnten Rang von Tommi Wolst über 100 m Rücken noch drei Finalteilnahmen, die den Aufwärtstrend des Teams von Trainer Dirk Franke ebenso untermauern wie der sechste Rang der Lagen-Mixed-Staffel. Im Vorjahr war Tobias Horn noch der einzige Finalist. Juliane Reinhold erarbeitete sich eine starke Ausgangsposition für die Olympiasaison und wirkte erleichtert: „Nach fünf harten Jahren sehe ich endlich Licht am Ende des Tunnels. Der Anschluss ist hergestellt, nun bin ich voll motiviert und bereit, meinen Körper zu schinden. Ich werde hart arbeiten, um an den anderen vorbeizuziehen."
Viele Teilnahmen an den Jugend-Finals verzeichnete der 13 bis 15 Jahre alte Nachwuchs der SSG Leipzig im Kampf um ein Ticket für das Europäische Jugendfestival Ende Juli in Tiflis. Für dieses Highlight erfolgt die endgültige Qualifikation bei den Jahrgangstitelkämpfen in acht Wochen. Vor allem Lucie Kühn (Rücken), Michael Schäffner (Rücken und Delfin), Lisa Marie Päßler (Schmetterling) und Isabell Ramolla (Brust) schwammen sich im Notizblock der Bundestrainerin Beate Ludewig weit nach oben.
sid/fsLVZ2015-04-13
Handbruch erweist sich nicht als Beinbruch – Trotz einer Verletzung im Frühjahr glänzt Schwimmer Michael Schäffner bei den deutschen MeisterschaftenFreunde vermuteten einst, die Eltern hätten einen Pool unter dem Haus. Anders konnten sie sich lange Zeit nicht erklären, dass mit Marius und Michael Schäffner zwei derart erfolgreiche Schwimmtalente dem Familienclan entspringen konnten. Während Marius (18) ob einer Schulterverletzung derzeit nur eingeschränkt seiner sportlichen Leidenschaft frönen kann, wirbelt Bruder Michael mit seinen 14 Jahren den Schwimmzirkus in seiner Altersklasse gehörig auf. Bei den Deutschen Jahrgangs-Meisterschaften in Berlin gewann er zwei Goldmedaillen sowie ein Mal Silber – für die nicht gerade von Sieg zu Sieg eilenden Leipziger Schwimmer ein wahrer Lichtblick.
„Schmett ist meine Lieblingsdisziplin", schwärmt Michael Schäffner und verwendet dabei die Kurzform für Schmetterling. Über 100 und 200 m eben in dieser Stilart verwies er seine Konkurrenz flugs auf die hinteren Plätze. Mit nur drei Hundertstel Rückstand zum ersten Platz erschwamm er zudem Silber über 100 m Rücken. Gerechnet habe er mit alledem nicht. „Gedacht habe ich höchstens, dass ich einen dritten Platz machen könnte, aber dass ich so weit nach vorn komme, nein, das habe ich nicht vermutet."
Für Vater Matthias schlichtweg eine „Sensation". Mächtig stolz ist der Papa, schien die Saison des jüngsten Sprosses doch im Frühjahr fast als vorzeitig beendet. Michael brach sich acht Wochen vor den Meisterschaften das rechte Handgelenk. Hinzu kam der urplötzliche Trainerwechsel. Auch Anne-Katrin Neumann hatte einen Unfall und fiel fast zeitgleich, aber wesentlich länger aus. Dirk Oehme aus Dresden übernahm vertretungsweise die Trainingsgruppe um den jungen Schäffner. Nach einer zweimonatigen Zwangspause stürzte sich der Sportgymnasiast zurück in die Fluten. „Ich habe einfach wieder angefangen, fleißig zu sein." Die Unterbrechung habe ihm womöglich sogar gut getan, ihn von einer aufkommenden Lethargie befreit. „Ich war ein bisschen müde vom vielen Training. Nun hatte ich so viel Lust wie lange nicht aufs Schwimmen."
Drei, vielleicht vier Jahre alt war Michael, als er die ersten Schritte ins kühle Nass wagte – damals noch mit Schwimmflügeln. Wie sein Bruder begann er beim VfK Blau-Weiß, wo sich das Ehepaar Reuter seit Jahrzehnten rührend um den Nachwuchs kümmert. Seit der vierten Klasse schwimmt er beim SC DHfK, das Training findet längst am Landesstützpunkt, ab der neuen Saison sogar am Bundesstützpunkt statt.
Schnell war klar: Wasser ist sein Ding, sein Element. Vorbilder? Klar! „Michael Phelps finde ich echt gut. Er kann fantastisch tauchen", sagt der Leipziger Nachwuchsschwimmer. „Außerdem trage ich den gleichen Vornamen", bemerkt er schmunzelnd. Wer Idole hat, hat Ziele. Olympia oder eine WM-Teilnahme. Ansonsten will er seine Zeiten aus dem Berliner Becken bald bestätigen und unterbieten. „Das ist das nähere Ziel", betont Schäffner. Und den Spaß wolle er nicht verlieren, denn nur motivierte Sportler können erfolgreich sein. „Auch sollte man darauf hören, was der Lehrer sagt." Starke Sätze, um weiter auf der Erfolgsspur mitzuschwimmen.LVZ2014-08-07
Schwimmer Horn NeunterBerlin. Trotz des Verzichts von Weltrekordler Paul Biedermann hatte Tobias Horn von der SSG Leipzig im gestrigen Finale über 400 m Freistil bei den deutschen Meisterschaften keine Chance auf einen Podestplatz. Zwar lag der 21-Jährige bis knapp zur Hälfte des Rennens auf Rang drei, doch auf den letzten 200 Metern musste er seinem hohen Anfangstempo Tribut zollen. In 3:55,46 Minuten landete der beste Leipziger Kraulschwimmer am Ende auf Platz neun, dabei verfehlte er seine Bestleistung um vier und seine Vorlaufzeit um knapp zwei Sekunden.
fsLVZ2015-04-11
Bei sieben Trainern viel gelernt – Schwimmer Tommi Wolst (18) krönt seine bisherige Laufbahn mit Platz zwölf bei der Junioren-EMDie ganz große Steigerung bei den Junioren-Europameisterschaften in Holland blieb aus. Dafür lagen die Qualifikation des Leipziger SSG-Schwimmers Tommi Wolst im Juni und der eigentliche Saisonhöhepunkt im Juli sicher zu dicht beieinander. Am Ende war ein zwölfter Platz das beste Resultat des Schützlings von Dirk Franke. Erzielt hat Wolst dies ausgerechnet über 50 Meter Rücken, obwohl er kein ausgewiesener Sprinter ist, sich vielmehr über 200 Meter am wohlsten fühlt.
Mit seinen 1,87 Metern gehörte er zu den kleinsten Halbfinal-Teilnehmern: „Die meisten Gegner waren einen Kopf größer. Ich muss die vielen Zentimeter unter anderem durch die Tauchphasen versuchen wettzumachen", sagt der gebürtige Leipziger. Dass Deutschland keine führende Schwimm-Nation mehr ist, bekam er bei der Junioren-EM durchaus zu spüren. Mit ein paar Wochen Abstand meint er: „Die russische Hymne konnte ich am Ende fast auswendig."
Bevor er endlich im Juni das Ticket nach Holland löste, musste Tommi Wolst vor allem 2013 einige Niederlagen verkraften: „Die haben mich aber vorangebracht." So lernte er neben der richtigen Renntaktik, dass er sich nicht auf das Tempo des Gegners von der Nachbarbahn verlassen darf, sondern mit Tunnelblick schwimmen muss. „Zudem habe ich eine Weile gebraucht, ehe ich befreit in wichtige Wettkämpfe gegangen bin. Es bringt nichts, sich zu sehr unter Druck zu setzen."
Der Rücken- und Lagenspezialist ist das Paradebeispiel dafür, dass in Leipzig stets viele sehr gute Trainer gearbeitet haben. Der 18-Jährige musste sich alle ein, zwei Jahre an einen neuen Coach mit leicht veränderten Konzepten gewöhnen. Bei allen entwickelte sich der Schwimmer mit der tollen Wasserlage und dem idealen Gefühl für das nasse Element rasant weiter. Daher kann Tommi Wolst auch nicht verstehen, wenn Athleten eine Phase der Stagnation auf den Trainer schieben: „Jeder ist doch in erster Linie selbst verantwortlich, bewusst zu trainieren. Dann geht es auch vorwärts."
Für die Technik-Grundlagen war einst beim SC DHfK Grit Fischer zuständig. Beim zu früh verstorbenen Rolf Dube vom Postschwimmverein lernte Tommi, dass Disziplin und Härte zum Sport dazu gehören: „Herr Dube hat kein Blatt vor den Mund genommen, mir hat das nicht geschadet." Dann ging es aufs Sportgymnasium. Bei Cathleen Saborowski spielten die koordinativen Fähigkeiten eine große Rolle. Dann übernahm Anne-Katrin Neumann: „Sie hat uns nahe gebracht, was Leistungssport bedeutet. Wir hatten viel Respekt vor ihr." Nach ihr kamen wieder drei männliche Trainer. „Bei Jirka Letzin bin ich selbstständiger geworden." An Oliver Trieb schätzt er die antiautoritäre Art: „Er sieht den Sportler auch als Freund, hat über den Tellerrand geguckt, sehr vielfältig trainiert, zum Beispiel auch mal Yoga mit uns gemacht."
Unter Dirk Franke wurden nun in den vergangenen gut eineinhalb Jahren die Trainingskilometer nach oben geschraubt, was ihm ebenso gut bekam wie das Schlingentraining bei Physiotherapeut und Triathlet Daniel Förster. „Durch ihn und durch das Training im Fitness First habe ich eine höhere Rumpfstabilität. Das zahlt sich aus."
Tommi Wolst hat ganz klare Vorstellungen, wo die Reise für ihn hingehen soll: Zum Studium in die USA, „denn bei uns lassen sich Studium und Leistungssport leider nicht vereinbaren". Für die Stärkung des Leipziger Stützpunktes ist diese Entscheidung sicher nicht ideal. Hier sind Zugpferde jenseits der 20 Lenze wie jahrelang Stefan Herbst oder derzeit Tobias Horn und Juliane Reinhold die Ausnahme. Der Schwimmsport in Leipzig ist zum Jugend-forscht-Projekt geworden. Nach dem Abitur hören viele Schwimmer auf. Oder sie verlassen ihre Heimat – entweder in die USA oder wie EM-Starterin Lisa Graf nach Berlin. Eine Rückkehr von Tommi Wolst als gestandener Athlet an seine Wurzeln wäre also wünschenswert. In vergleichbaren Fällen war das bisher Wunschdenken.LVZ2014-08-09
25 Titel an Leipzigs Schwimm-OldiesDie Leipziger Schwimmer haben bei den deutschen Masters-Meisterschaften mal wieder groß abgeräumt. Unter 1142 Startern aus 296 Vereinen gehörten die Messestädter zu den fleißigsten Medaillensammlern. Im Stadionbad Hannover errangen die Leipziger 25 Titel sowie 21 Silber- und 15 Bronzemedaillen.
In der jüngsten Altersklasse (AK 20-24) glänzte Karl-Richard Hennebach vom Postschwimmverein mir vier Einzeltiteln. Über 50 m Schmetterling (25,15 s) und 50 m Rücken (26,93 s) erzielte der 22-Jährige deutsche Masters-Rekorde. Der ehemalige SSG-Schwimmer studiert und trainiert derzeit auf Hawaii und nutzte die Sommerferien für seinen ersten Auftritt bei den Masters. Dabei schwamm er unter anderem mit seinem Vater Niels-Torsten Hoedt in einer Staffel – beide holten gemeinsam mit Gregor Spengler und Marco Meißner Gold über 4×50 m Lagen. Überhaupt trumpften die Post-Schwimmer mit acht Einzel- und sechs Staffelerfolgen besonders auf. Für Heike Händel, Ria Hennebach und Niels-Torsten Hoedt war der Auftritt in Niedersachsen die perfekte Einstimmung auf die Masters-WM im August in Montreal, wo die AK 25 die jüngste Altersklasse sein wird.
Gewohnt stark präsentierten sich auch der SSV Leutzsch mit zehn Titeln sowie Ex-Weltmeister Jürgen Zimmermann vom VfK Blau-Weiß mit einer Goldmedaille.LVZ2014-07-02