Extra-Lob des Bundestrainers Schwimmerin Juliane Reinhold mit zwei Medaillen und vielen Eindrücken aus Singapur zurückZwei Wochen Singapur sind für Juliane Reinhold Vergangenheit. Mit vielen Eindrücken und zwei Medaillen (Silber und Bronze) kehrte die SSG-Schwimmerin – sie war die einzige Leipziger Teilnehmerin – von den ersten olympischen Jugendspielen zurück.
Über Für und Wider des größten Wettbewerbs für Nachwuchssportler ist viel diskutiert worden. Wenn man die leuchtenden Augen der Sport-Mittelschülerin sieht, wie sie begeistert von ihren Erlebnissen berichtet, dann kann man einfach nichts Negatives an den Jugendspielen finden. Wenn die 16-Jährige demnächst in der Straßenbahn oder im Supermarkt wieder in mürrische Gesichter blickt, wird sie sich zurücksehnen. „Die Leute in Singapur waren unglaublich freundlich, haben uns ständig viel Glück und Erfolg gewünscht", berichtet die gebürtige Jenaerin: „Diese Freundlichkeit hat alles aufgelockert. Dadurch sind wir ohne großen Druck in die Wettkämpfe gegangen." An Singapur fand sie vor allem das viele Grün bemerkenswert: „Bei der Ankunft sieht man vor allem erst mal Hochhäuser ohne Ende. Aber dann fühlt man sich mitten in der Stadt wie im Dschungel."
In der Organisation – dies bestätigten die Bundestrainer und Funktionäre – gab es gegenüber „richtigen" Olympischen Spielen keine Abstriche. Ob es das olympische Dorf mit seinem riesigen, 24 Stunden geöffneten Speisesaal war, die Sicherheitsvorkehrungen oder die Extra-Spur für die Olympia-Busse: Alles wurde für die 14 bis 18 Jahre alten Olympioniken getan. Apropos Alter: Als die Leipzigerin die asiatischen Turn-Küken traf, dachte sie für einen Moment, der Kindergarten sei auch startberechtigt. Andererseits klagten deutsche Kampfsportler zum wiederholten Mal, dass einige bärtige Kontrahenten die „ewige Jugend" gepachtet hätten. Die Organisation klappte nur bei der Abschlussfeier nicht mehr, als 3600 Sportler über einen schmalen Steg gehen sollten – und der Steg langsam im Wasser verschwand. „Da hatte ich kurz Angst und musste an die Loveparade in Duisburg denken." Die Sache ging mit nassen Schuhen und Hosen glimpflich ab.
Besonders stolz ist der Schützling von Trainer Oliver Trieb, dass es mit zwei Staffelmedaillen (Bronze über 4×100 m Lagen und Silber über 4×100 m Freistil) geklappt hat. Das Kraulquartett brachte Jule als Startschwimmerin sogar in Führung, erst am Ende zogen die Chinesinnen vorbei. „Mein bestes Rennen waren aber die 200 m Freistil." Gerade als Achte ins Finale gekommen, gab sie nach zwei erfolgreichen deutschen Meisterschaften und der Junioren-EM in Helsinki noch einmal alles, steigerte sich um zwei Sekunden und wurde Fünfte. „Da hat mich der Bundestrainer besonders gelobt. Das hatte er mir nicht zugetraut", erzählt Juliane Reinhold, deren gleichaltrige Freundin Silke Lippok nach ebenso langer Saison bei der EM in Budapest sogar Einzel-Silber holte.
Dass in Funktionärs-Reden der Spaß an der Freude dem Leistungsgedanken vorgezogen wurde, stört sie ein wenig. Die Sportler indes seien stolz: Alle acht deutschen Schwimmer kamen mit Edelmetall zurück. Juliane Reinhold hat in ihrer Sammlung nun schon Gold bei den europäischen Jugendspielen 2007 in Belgrad, drei Medaillen bei der Junioren-EM 2009 in Prag, drei Mal Gold und ein Mal Bronze bei der diesjährigen Junioren-EM in Helsinki sowie die zwei Singapur-Medaillen, die sie besonders schön findet. Der deutsche Meistertitel über 400 m Lagen hat einen besonderen Platz in ihrem Herzen. „Darauf werde ich am häufigsten angesprochen." Dieser Sieg ist der ideale Einstieg in die offene Klasse. Denn mit dem Kapitel Singapur geht auch die (schwimmerische) Jugendzeit zu Ende. Ab sofort wird sie immer häufiger mit den schnellsten Frauen gemessen. Den Vergleich kann sie selbstbewusst in Angriff nehmen.Frank SchoberLVZ2010-08-30
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