Glückstag für Kolonko, nur Theloke geht leer ausLeipzig. Als kurz nach 11 Uhr die SMS des Teamchefs eintraf, war der Akku von René Kolonkos Handy fast leer. Doch für einen Rückruf bei Ralf Beckmann reichte der "Saft" noch. "Er fragte mich, ob ich etwas dagegen einzuwenden habe, mit nach Athen zu kommen", schildert der Schwimmer vom SCRiesa das Gespräch. Hatte der 22-Jährige natürlich nicht. "Aber die positive Nachricht hat mich nach den Gesprächen der letzten Tage total überrascht", sagte der Vizemeister über 100 m Brust, der jahrelang inLeipzig bei Lok Mitte und SSVLeutzsch geschwommen war.
In Berlin verfehlte Kolonko die Pflichtzeit hauchdünn, worauf Trainer Uwe Neumann meinte: "Die achtHundertstel hat er jeden Morgen vor dem Training verloren, als er die Erwärmung vernachlässigt hat." Aktivensprecher Christian Keller aus Essen und viele andere setzten sich für den Ex-Leipziger ein, der von einer weiteren Steigerung überzeugt ist: "Bisher ist es mir immer gelungen, zwischen nationalem und internationalem Höhepunkt noch schneller zu werden."
Die Nominierungsrunde des Schwimm-Verbandes entschied sich dafür, alle sechs Staffeln doppelt abzusichern. Dadurch wurde die Olympiamannschaft von ursprünglich 32 auf 35 Schwimmer aufgestockt. Das Team muss vom NOK am 28. Juni noch bestätigt werden. Zusätzlich nominiert wurde auch der Uerdinger Rückenschwimmer Steffen Driesen. "Der Bundeswehr-Soldat hat von mir den vaterländischen Auftrag erhalten, die Lagenstaffel stark zu machen. Er hat diesen Auftrag mit zackigem Gruß freudig entgegengenommen", meinte Beckmann schmunzelnd. Driesen war in Berlin über 100 m Rücken hinter Stev Theloke nur Vierter geworden, der Chemnitzer hatte zudem vor drei Wochen inMadrid mit EM-Bronze geglänzt. Für Driesen spricht jedoch, dass er im Vorjahr als WM-Vierter in Barcelona die Olympia-Norm (55,0) unterbot sowie am Dienstag zum DM-Abschluss in der Staffel 55,19 s erzielte. Damit muss sich der Leutzscher Stefan Herbst bei Olympia doch keinen neuen Zimmergenossen suchen.
Über dieses Thema wollte sich Janina-Kristin Götz vom SCDHfK noch keine Gedanken machen. Als Kolonko gerade mitBeckmann telefonierte, saß sie zitternd in der Pressekonferenz zu den Deutschen Jugendmeisterschaften, die vom 1. bis 4. Juli in der Uni-Halle stattfinden. Bei jedem Anruf, den Trainer Jirka Letzin entgegen nahm, schlug ihr Herz höher. Denn die 23-Jährige wartete noch auf das Okay für Athen, zumal sie nach neuesten Gerüchten zu den Wackelkandidaten gehörte. Um 11.40 Uhr dann die erlösende Nachricht vonDSV-Pressesprecher Gerd Heydn: "Natürlich ist Janina dabei." Damit schwimmen erstmals nach der Wende fünf Sachsen (Sandra Völker, Janina Götz, Stefan Herbst, Jens Kruppa, René Kolonko) bei Olympia.
Während sie in Mallorca oder in der Höhe der Sierra Nevada fürAthen schwitzen, kämpfen ihre potenziellen Nachfolger in Leipzig um die Jugend-Titel. Marcel Schneider (15) vom gastgebenden Post SV erhielt von seinen Vorbildern gestern ein paar Tipps. DHfK-Spitzenschwimmer Toni Franz zeigte am eigenen Beispiel, dass man auch ohne Jugendtitel viel erreichen kann: "Ich war damals froh, wenn ich überhaupt ins Finale kam." Inzwischen ist er EM-Fünfter im Langstreckenschwimmen.
Internet: www.djmschwimmen.deFrank SchoberLVZ2004-06-10
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