Graf, Sperling und Prietzsch mit vier TitelnEs ging deutlich aufwärts in den letzten Wochen bei Stefan Herbst: Der 32-jährige Schwimmer von der SSG Leipzig steigerte sich von Wettkampf zu Wettkampf, bereitete sich akribischer denn je auf die EM-Qualifikation vor. Doch am Donnerstag knickte er im Trainingscamp auf dem Rabenberg um („eigene Dummheit") und musste die offenen Sachsenmeisterschaften in der Uni-Halle wegen Schmerzen im Fuß- und Kniegelenk sausen lassen. Dennoch holten die Messestädter 20 Titel, wobei der Wahl-Leipziger Aleksandre Bakhtiarov aus Zypern mit 24,74 s über 50 m Schmetterling die deutlich beste Leistung erzielte.
Einigen wie der vierfachen Sachsenmeisterin Lisa Graf fehlte noch die Frische, um edle Zeiten ins Edelstahlbecken der Uni-Schwimmhalle zu zaubern. Andere verdienten sich bereits einen Smiley im Buch der Trainerin Eva Herbst. Carolin Sperling, die ebenfalls vier Titel abräumte, war über 100 m Freistil (58,11) schon fast so schnell wie vor Jahresfrist mit Hightech-Schwimmanzug. In ihrem Sog erkämpfte sich Anna-Marie Macht (59,00) eine gute Ausgangsposition, um in die aussichtsreiche SSG-Staffel zu rücken, die in knapp zwei Wochen in Berlin wie im Vorjahr um die DM-Medaillen mitschwimmen will.
Auch unter die Siegerzeit von Tony Wiegmann über 200 m Brust kam ein lächelndes Gesicht ins Buch. Der 19-Jährige ging beherzt an, schüttelte die schnellen Chemnitzer Brust-Sprinter sofort ab und hatte im Ziel sechs Sekunden Vorsprung. „Wenn ich bis Mittwoch meine letzten Prüfungen weg hab, bin ich hoffentlich noch etwas freier im Kopf", sagte der angehende Schwimmmeister, der seine Bestzeit um fünf Sekunden steigerte.
Das spannendeste Duell der Titelkämpfe lieferten sich über 100 m Schmetterling die Leipziger Peter Dittrich und Frank Förtsch, der seine Leistungssport-Karriere beendet hat und vergangene Woche für die Bergakademie Freiberg den deutschen Hochschul-Titel errungen hat. Bei der Wende hatte Dittrich noch über eine Sekunde Vorsprung, dann flog Förtsch heran. Im Ziel leuchteten sieben Hundertstel Unterschied auf, doch weil die Namen auf der Anzeigetafel ausgefallen waren, wussten beide nicht, wer eigentlich gewonnen hat. Umso größer später der Jubel bei Förtsch, der auf die DM verzichtet und Dittrich eine möglichst große Steigerungsrate wünscht.
Nachdem der Abi-Stress vorbei ist, befindet sich auch Riccardo Prietzsch auf dem aufsteigenden Ast. Der von Lok Mitte stammende SSG-Mann sicherte sich bei vier Starts vier Goldmedaillen und meinte: „Qualität ging diesmal für mich vor Quantität. Das hat gut geklappt." Doch abgerechnet wird in zwei Wochen in Berlin.Frank SchoberLVZ2010-06-21
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