„Paul ist gar nicht so weit weg"
Schwimmer Stefan Herbst recht zufrieden mit Weltcup-Rang sechs
So früh in der Saison mussten die Schwimmer lange nicht Farbe bekennen. Die Tickets für die Kurzbahn-EM werden schon in zwei Wochen bei den deutschen Meisterschaften in Wuppertal vergeben. Daher fand die Standortbestimmung beim Weltcup schon jetzt statt.
Für Juliane Reinhold kam dieser Vergleich in Berlin ganz besonders früh, war sie doch Ende August erst von den Olympischen Jugendspielen aus Singapur zurückgekehrt und hatte sich dann eine Pause gegönnt. Die 16-Jährige von der SSG Leipzig zeigte sich bei ihren Starts auf drei 200-m-Distanzen noch nicht konkurrenzfähig, sie schwamm aber noch im normalen Badeanzug und war durch eine Schienbeinverletzung gehandicapt.
Dagegen lief es bei SSG-Kollegin Lisa Graf deutlich besser, bei ihren vier Auftritten kam sie konstant auf die Plätze 14 bis 16. Über 50 m Rücken freute sie sich sogar über eine Bestzeit (28,50 s), auch auf den anderen Strecken erreichte sie fast ihre Leistungen der Hightech-Ära. Über 100 m Rücken war die 18-Jährige zweitbeste Deutsche, in Wuppertal gehört sie wie im Sommer zu den Medaillenkandidaten.
Altmeister Stefan Herbst stand sogar zweimal im Finale, wobei es fast vier Endlaufstarts hätten sein können. Während der europäische Verband seit geraumer Zeit alle zehn Bahnen nutzt, lässt der Weltverband Fina weiter die Randbahnen frei, so dass Herbst die zehnten Plätze über 100 m Freistil und 200 m Rücken nichts nützten. „In Rücken habe ich mich dummerweise am Ende verpokert", gestand der Sportsoldat, der über 100 m am Sonnabend als Siebter bester Deutscher war. „Der schnellste Rückenschwimmer trainiert aber schon wieder, spätestens im Sommer ist er wieder voll da", sagte der Sachse mit Blick auf den Magdeburger Helge Meeuw. Gestern ließ Stefan Herbst Rang sechs über 200 m Freistil folgen, dabei schaffte er in 1:46,03 min seine persönliche Zielvorgabe. „Paul ist diesmal gar nicht so weit weg", lautete sein persönlicher Vergleich mit dem siegreichen Biedermann, der ihm statt sieben Sekunden im Vorjahr nur knapp zwei Sekunden abnahm.
Stefan Herbst war in Berlin nicht nur als Athlet aktiv. Nachdem er sein Amt als DSV-Aktivensprecher abgegeben hat, hat er nun ein neues zeitintensives Ehrenamt. Der 32-Jährige wurde im Oktober zum neuen Vorsitzenden der SSG Leipzig gewählt. Der Leutzscher übernahm das Amt vom ehemaligen deutschen Meister Sven Guske, der nicht wieder kandidierte. Dass die Konzentration aufs Training unter der Last des Ehrenamtes leidet, denkt Herbst nicht: „Da ich bei der Bundeswehr bin, habe ich neben dem Sport Zeit dafür. Und es betrifft Dinge, mit denen ich mich ohnehin seit Jahren tagtäglich beschäftige. Ich möchte helfen, den Leipziger Schwimmsport voranzubringen." Bei der Vorstandsarbeit wird er von seinem Trainingskollegen Toni Franz unterstützt.
Frank SchoberLVZ2010-11-01
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