Schwimmstil wichtiger als die ZeitenSC DHfK, SSV Leutzsch, Postschwimmverein, Lok Mitte, SV Automation, VfK Blau-Weiß – die Anzahl der Leipziger Schwimm-Vereine mit engagierter Nachwuchsarbeit ist nach wie vor hoch. Sie alle waren beim traditionellen "Schwimmfest unterm Tannenbaum", dem sächsischen Nachwuchs-Sichtungswettkampf, mit ihren Talenten auf dem Siegerpodest vertreten. Und wenn dann noch der SCWurzen und der SV1919 Grimma in der Spitze mitmischen, ist der Schwimmbezirk Leipzig in Sachsen klar die Nummer eins. 29 der 45 möglichen Erfolge heimsten die jungen Athleten der Region ein. Mit der neunjährigen Anna-Marie Macht (Post) und der ein Jahr älteren Luise Tschense vom SC DHfK gab es sogar zwei Fünffach-Siegerinnen.
"Wichtig sind in dem Alter nicht allein die Zeiten, sondern, dass die Besten auch technisch sauber schwimmen. Das sah größtenteils recht gut aus", unterstrich Landesstützpunkttrainerin Anne-Katrin Neumann. Dies stimmt unter anderem auch im Hinblick auf Olympia 2012 optimistisch. In gut acht Jahren geht es schon um die Olympiatickets (in Leipzig?). Das ist nicht viel Zeit. Dann sind die Starter des vergangenen Wochenendes zwischen 17 und 21 Jahren alt. Angesichts des immer weiter nach hinten verlagerten Hochleistungsalters müssen sich die hiesigen Talente also ganz schön ins Zeug legen, um in achteinhalb Jahren bereits die Spitze zu erreichen. Luise Tschense beispielsweise muss sich über 50 Meter pro Jahr um mehr als eine Sekunde steigern.
Anne-Katrin Neumann, vor 30 Jahren unter ihrem Mädchennamen Schott selbst Weltrekordlerin, sieht seit einigen Monaten einen deutlichen Aufwärtstrend in der Nachwuchsarbeit: "Die Vereine ziehen zurzeit endlich alle an einem Strang – für Leipzig. Die Übungsleiter treffen sich jetzt regelmäßig, reden über Trainingsinhalte." Dies ist das wichtigste Ergebnis des ersten Leipziger Schwimm-Gipfels von Ende August. Die Post-Schwimmer und die Wurzener sind so stark wie nie, letztere kommen sogar einmal wöchentlich nach Leipzig zum Stützpunkttraining. Sachsens Schwimmwart Lothar Matthes aus Leipzig sieht trotz schlechter Finanzlage die vielen (jungen) Übungsleiter als wichtigstes Pfund.
Die hiesigen Talente besitzen auch national eine gute Ausgangsposition, wie Rang zwei bei einem Sieben-Bundesländer-Vergleich hinter Berlin vor Wochenfrist verdeutlicht. "Leider war Anna-Marie Macht krank. Mit ihr hätten wir sogar gewonnen", meint Post-Übungsleiter Rolf Dube, der nach zehnjähriger Pause wieder am Beckenrand steht.
Übrigens gehörten am Wochenende zahlreiche Schwimmer zu den Besten, deren Eltern selbst erfolgreiche Leistungssportler waren. Unter anderem Maximilian Dietz (Grimma), Sohnemann des Ex-Radprofis Bert Dietz, und Carolin Sperling (Leutzsch), Tochter des sächsischen Schwimm-Präsidenten und Ex-DDR-Spitzenschwimmers Wolfram Sperling. Fünffachsiegerin Luise Tschense ist indes nicht mit dem Leipziger Bürgermeister verwandt. Schade, sagen manche in der Szene. Denn der Schwimmsport hat es in der Stadt in Zeiten knapper Kassen besonders schwer, wenn man nur an geplante Schwimmhallen-Schließungen und das Fehlen eines städtischen 50-m-Beckens denkt.Frank SchoberLVZ2003-12-08