Sieben Meister und ein TicketLeipzig behauptet sich als Schwimm-Hochburg: Rang drei hinter Berlin und Halle bei Jugend-DM Seit gestern, 15.27 Uhr, ist es amtlich: Mit Riccardo Prietzsch ist erstmals seit drei Jahren wieder ein Leipziger Schwimmer für die Junioren-EM (Ende Juli in Belgrad) qualifiziert. Diese Meldung ist der i-Punkt auf die Medaillenflut der Messestädter bei den deutschen Jahrgangsmeisterschaften in Berlin. Mit 12 Titeln und 37 Mal Edelmetall steigerten die Leipziger ihre Vorjahresbilanz um rund ein Drittel und schoben sich an Hannover vorbei unter die drei stärksten Städte Deutschlands. In der Gold-Bilanz war nur Halle (19 Titel) besser. Die Gastgeberstadt lag mit insgesamt 54 Mal Edelmetall vor Halle (38) und Leipzig (37). Obwohl er um seine gute Form wusste, war Prietzsch vor den entscheidenden 100 m Rücken etwas hippelig: „Ich hatte Probleme, die enge Schwimmhose auf Anhieb anzubekommen. Das war ganz gut, dadurch war ich abgelenkt. Im Wasser lief es super. Ich hätte nie gedacht, dass ich mich um über eine Sekunde steigern würde.“ Damit hatte sich auch seine Investition von mehr als 1000 Euro für ein Trainingslager in Florida gelohnt. Für Belgrad ist dem Sportgymnasiasten ein Doppelstart über 50 und 100 m Rücken avisiert worden. Sein Vereinskollege Hannes Heyl brachte vor drei Jahren eine Medaille mit. „Vielleicht schaffe ich das ja auch“, so der 17-Jährige, der nach seinen 57,40 s über 100 m Rücken mit Augenzwinkern feststellte: „Jetzt sind es nur noch viereinhalb Sekunden bis zum Weltrekord.“ Bei den Juniorinnen verpassten Stefanie Meyer (DHfK) sowie die Leutzscherinnen Lisa Graf und 5000-Meter-Schwimmerin Lydia Winkler das JEM-Ticket nur um zwei Zehntel oder einen Platz. Auch sie steigerten sich zum Teil erheblich. Was heutzutage immer wichtiger wird: Die Schwimmer des Bundesstützpunktes waren in der Materialfrage absolut konkurrenzfähig. Sieben Leipziger holten Gold, 14 Talente schafften den Sprung aufs Podest. Alle vier Stützpunkttrainer (Eva Herbst, Anne-Katrin Neumann, Oliver Trieb, Jirka Letzin) sowie vier Vereine (SC DHfK, SSV Leutzsch, Lok Mitte und Post SV) waren an der Ausbeute beteiligt, andere Sportgymnasiasten wie Kristin Schiemenz und Peter Dittrich starten weiter für ihre Heimatvereine Hoyerswerda und Aue-Schneeberg. Leistungssportkoordinator Winfried Leopold erfreute sich nicht allein am Medaillenzählen: „Wichtig war mir vor allem, wie die Leistungen erbracht wurden.“ Der technische Eindruck, die immer bedeutendere Tauchphase nach Start und Wende, die Taktik auf den Mittelstrecken, die Steigerungsrate zum Vorjahr – hier sah der 69-Jährige große Fortschritte. Der sächsische Verbandspräsident Wolfram Sperling hofft auf eine Initialzündung: „So eine Medaillenflut hatten wir noch nie. Diese und der JEM-Platz sind wichtig, damit Leipzig im Stützpunktsystem des DSV weiter eine wichtige Rolle spielt. Wir haben eine gute Basis, die wir weiterentwickeln wollen.“ Schließlich kann der 30-jährige Stefan Herbst nicht mehr ewig die Kastanien aus dem Feuer holen.
Goldmedaillengewinner: Juliane Reinhold (Post SV/4 Titel), Patricia Burkhardt (Leutzsch/2), Philipp Sikatzki (2), Stefanie Meyer (beide SC DHfK/1), Riccardo Prietzsch (Lok Mitte/1), Karl-Richard Hennebach (Leutzsch/1), Peter Dittrich (1).fsLVZ2008-06-17
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