Stadtrat: Leipziger Sportvereine müssen 2006 auf 114 000 Euro städtische Fördermittel verzichtenTrotz Rotstift – wenig Heulen und Zähneklappern
Die Leipziger Sportvereine erhalten im kommenden Jahr weniger Geld aus der
Stadtkasse. Angesichts der zeitweise drohenden Einschnitte von 22 Prozent
(wir berichteten), kommen die nun von Finanzausschuss und Stadtrat
bestätigten Kürzungen der Sportfördermittel in Höhe von 7,9 Prozent (114 000
Euro) aber vergleichsweise milde daher. Das große Heulen und Zähneklappern
bleibt bei den meisten Betroffenen aus.
"Ein vertretbarer Kompromiss", meint Sportausschuss-Vorsitzenden Wolf-Dieter
Rost (CDU), "auch wenn bei künftigen Haushaltsdebatten dem Sport eine
wesentlich höhere Bedeutung zukommen muss."
Wo genau der Rotstift ansetzt, will der Ausschuss Mitte Januar festlegen.
Der Stadtsportbund ist mit der Aufgabe betraut, Vorschläge auszuarbeiten.
Beschlossene Sache ist offenbar, eine Kinder- und Jugendquote verstärkt
anzuwenden: Vereine, die einen hohen Anteil an Mitgliedern unter 18 Jahren
aufweisen, sollen weniger Lasten tragen als Clubs mit vorwiegend erwachsenen
Mitgliedern. Weiteres Verteilungskriterium: Die Größe des Vereins. "Wir
wollen hin zu Großvereinen, in denen die städtischen Gelder tatsächlich beim
Sportler ankommen und nicht in der Verwaltung versickern", erklärt
Stadtsportbund-Präsident Uwe Gasch. Das heißt, kleinere Vereine werden
stärkere Einschnitte hinnehmen müssen als große – selbst wenn sie einen
ähnlichen Anteil an Unter-18-Jährigen aufweisen.
Der Postschwimmverein begrüßt diese Vorgehensweise: "Wir hoffen sehr, dass
bei der Verteilung der Lasten Kindern und Jugendliche den Ausschlag geben",
meint Vizepräsident Uwe Bodusch. Denn von den 511 Postlern sind 45 Prozent
unter 18 Jahren. Über einen gerade aus der Taufe gehobenen Förderverein
sollen zudem fehlende Mittel akquiriert werden: "Wir zählen auf Spender und
private Förderer, höhere Mitgliedsbeiträge wollen wir vermeiden", so
Bodusch.
"Die Einschnitte tuen weh, aber angesichts der Haushaltslage sind die 7,9
Prozent wohl eine tragfähige Lösung", kommentiert Michael Luda vom SC DHfK
den Stadtratsbeschluss. "Fatal wäre allerdings, wenn – wie sich angesichts
der städtischen Haushaltslage abzeichnet – in den kommenden Jahren weitere
Mittelkürzungen ins Haus stünden." Das wäre dann ein echter Nackenschlag für
den Leipziger Sport, so der Vereinsvize.
Im ATV 1845 treffen die Sparbeschlüsse auf Verständnis: "Klar sind die
Einschnitte bedauerlich, aber schließlich muss überall gespart werden. Das,
was jetzt für die Vereine übrig bleibt, ist immer noch relativ viel", meint
Präsident Gerd Langner.
Willi Wassel, Chef des Leipziger Fußballverbandes, ist dagegen enttäuscht:
"Natürlich geht das Leben auch künftig weiter – allerdings auf Kosten der
ehrenamtlichen Helfer." Keiner der über 90 Fußballvereine des Verbandes käme
derzeit mit gesicherten Finanzen über die Runden. Statt beim Rückgrat der
Sportstadt Leipzig – den Vereinen – zu kürzen, sollten nach Meinung des
Präsidenten weniger Zuschüsse in Großveranstaltungen fließen.sthLVZ2005-12-23