Traum vom Aufschwung Brustschwimmer Johannes Neumann viel versprechend Berlin.Als die deutschen Olympia-Schwimmer in Peking – bis auf wenige Ausnahmen – kurz vor dem Ertrinken waren, machte der Witz die Runde: „Warum sind die Deutschen so schlecht? Weil sie sich auf die nächsten deutschen Meisterschaften vorbereiten.“Diese Titelkämpfe finden seit gestern in Berlin statt. Und gleich zum Auftakt wurden die DSV-Asse ihrem Ruf gerecht, national und noch dazu im schnellen Becken in der Hauptstadt besser zu sein als im direkten Vergleich mit der Weltelite. Schon in den Vorläufen blieben gestern der Frankfurter Helge Meeuw über 100 m Rücken und der Riesaer Johannes Neumann über 100 m Brust nur zwei Zehntel über ihrem deutschen Rekord. Beide sahen noch jede Menge Reserven für die Finals am Wochenende. „Ich finde den Zeitplan gut, kann mich problemlos anpassen“, sagte Johannes Neumann, der gestern 80 m lang auf Kurs lag, als erster Deutscher über 100 m Brust die Minutengrenze zu unterbieten. „Auf den letzten 20 Metern habe ich die technische Linie verlassen. Aber dafür ist ja der Vorlauf da, dass man auch mal Fehler machen darf.“ Diesmal fehlten noch sieben Zehntel zur Schallmauer, am Sonnabend soll sie fallen. Der 23-Jährige ist im 50-m-Becken nach dem Krankheitsausfall von Stefan Herbst die einzige sächsische Hoffnung für die WM in Rom, nachdem die Springer und Synchronschwimmerinnen schon vier Tickets gelöst haben. Für den WM-Start auf einer der Bruststrecken muss Neumann deutschen Rekord schwimmen. „Ich glaube, das WM-Team wird gar nicht so klein, wie viele befürchten.“ Mit anderen Worten: Der angehende Polizist erwartet in Berlin und Rom einen deutlichen Aufwärtstrend bei den DSV-Assen. Schon gestern gab es einen deutschen Rekord über 400 m Lagen durch Yannick Lebherz (Darmstadt), der die 20 Jahre alte Bestmarke des DDR-Schwimmers Jens-Peter Berndt auslöschte. Zum Aufschwung soll die Freigabe der Schwimmanzüge beitragen, nachdem in Peking noch der vertragliche Zwang bestand, in Adidas zu starten. Erst vor wenigen Tagen hatte der Weltverband die umstrittenen, weil Neopren ähnlichen Wunderanzüge wieder zugelassen. Im italienischen Fabrikat Jaked will Neumann am Sonnabend auftrumpfen: „Meine Olympia-Teilnahme wurde mir nur durch die blöden Anzüge vermasselt. Noch einmal lasse ich das nicht zu.“ Meeuw schwimmt in Berlin im neuen und ebenfalls schnellen Adidas-Anzug. Wenn Johannes Neumann Anfang Juli die Aufnahmeprüfung bei der Polizei besteht, wird der gebürtige Leipziger Sachsen verlassen und nach Wiesbaden wechseln: „Nur dort gibt es eine Sportfördergruppe mit Ausbildung zum gehobenen Dienst.“ Also muss Sachsen noch stärker auf den Nachwuchs setzen. Gestern wirkten die Bundesstützpunkttrainer Eva Herbst und Oliver Trieb entspannt. Mit Tina Abendroth (200 m Lagen), Lisa Graf und Riccardo Prietzsch (100 m Rücken) stellte die SSG Leipzig drei Juniorenmeister. Graf (5.) und Prietzsch (6.) zogen in die Finals der offenen Klasse ein und sind am Sonntag in der Fernseh-Live-Übertragung zu sehen. Lisa Graf glänzte mit einem überraschenden Altersklassenrekord über 50 m Schmetterling (27,40 s), dem zweiten Titel und Platz drei im Vorlauf der Frauen.Frank SchoberLVZ2009-06-25
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